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NSU-Prozess
Beate Zschäpe spricht erstmals vor Gericht

Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe hat im Münchner NSU-Prozess zum ersten Mal persönlich das Wort ergriffen und eine Erklärung verlesen. Darin räumte sie ein, sich früher "durchaus mit Teilen des nationalistischen Gedankenguts" identifiziert zu haben.

    Beate Zschäpe im Gerichtssaal in München
    Beate Zschäpe im Gerichtssaal in München (Archivbild). (AFP/ Christoph Stache)
    Dies sei heute jedoch nicht mehr so. "Heute beurteile ich Menschen nicht nach Herkunft und politischer Einstellung, sondern nach Benehmen", sagte Zschäpe.
    Zschäpe ist die Hauptangeklagte im NSU-Prozess. Sie hatte jahrelang auf Anraten ihrer drei Verteidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm jede Aussage verweigert.
    Im Dezember erstmals schriftliche Stellungnahme
    Im vergangenen Dezember hatte sie mit Unterstützung von zwei weiteren Anwälten eine Aussage und mehrere Antworten auf Fragen des Oberlandesgerichts München verlesen lassen, sich aber nie selbst geäußert. In ihrer schriftlichen Aussage hatte sie angegeben, von den Morden nichts gewusst zu haben und sich bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt. Zschäpe steht seit dreieinhalb Jahren vor Gericht.
    Beobachter berichten, dass Zschäpe beim Verlesen ihrer kurzen Erklärung sehr schnell und mit leiser Stimme gesprochen habe und nervös wirkte. Sie sagte, sie bedauere ihr Fehlverhalten.
    Es ist das erste Mal, das Zschäpe im Prozess öffentlich mehr als nur "Ja" oder "Nein" sagt, berichtet ARD-Prozessbeobachter Tim Assmann. "Sie versucht juristisch zu retten, was zu retten ist", sagte Assmann im Deutschlandfunk, "aber das ist ihr nicht gelungen." Sie habe sich zuvor in schriftlichen oder durch Anwälte verlesene Erklärungen immer mehr in Widersprüche verstrickt.
    Vor ihrer Stellungnahme am Donnerstag hatte Zschäpes Verteidiger, Hermann Borchert, weitere Antworten seiner Mandantin auf Fragen des Gerichts verlesen. Zschäpe blieb darin bei der Haltung, dass sie von den Morden der beiden Männer, mit denen sie zusammen lebte, immer erst im Nachhinein erfahren habe - und auch ansonsten in die Planungen von Straftaten nicht eingebunden gewesen sei.
    Zur Frage, wie der NSU seine Opfer auswählte, könne sie keine Angaben machen, ließ Zschäpe durch ihren Anwalt verlesen. Die Antworten und die mündliche Stellungnahme der Hauptangeklagten im Prozess kommen zu einem Zeitpunkt, zu dem das Gericht kurz vor dem Ende der Beweisaufnahme steht.
    Als Mittäterin bei zehn Morden angeklagt
    Die Bundesanwaltschaft hat sie als Mittäterin der zehn überwiegend rassistisch motivierten Morde angeklagt, die Zschäpes mutmaßliche Komplizen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos verübt haben sollen. Neun der Opfer waren türkisch- oder griechischstämmige Zuwanderer, hinzu kommt eine Polizistin. Zschäpe hatte mit Mundlos und Böhnhardt 13 Jahre unerkannt im Untergrund gelebt.
    (vic/nin/nch)