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NSU-Prozess
Mutter von Uwe Böhnhardt kritisiert Ermittlungsbehörden

Vor Gericht hat heute zum ersten Mal eine Angehörige der mutmaßlichen NSU-Terroristen ausgesagt. Brigitte Böhnhardt erklärte, ihr Sohn sei grundsätzlich bereit gewesen, sich zu stellen – Uwe Mundlos jedoch nicht.

19.11.2013
    Das Bild zeigt Brigitte Böhnhardt, die Mutter des mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt, im Gerichtsgebäude in München.
    Laut Aussage der Mutter von Uwe Böhnhardt war ihr Sohn bereit, sich zu stellen. (dpa picture alliance / Peter Kneffel)
    Im NSU-Prozess hat die Mutter des mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt die Behörden kritisiert. Brigitte Böhnhardt sagte vor dem Oberlandesgericht München aus, Staatsanwaltschaft und Verfassungsschutz hätten im Jahr 1999 Zusagen für Strafmilderungen gebrochen. "Wenn die Behörden zu ihrem Wort gestanden hätten, dann hätten wir alle drei überreden können, sich zu stellen", sagte Böhnhardt.
    Demnach hatten Uwe Böhnhardts Eltern über einen Rechtsanwalt Kontakt zu den Behörden. "Ich stelle mir immer wieder vor, was alles hätte verhindert werden können, wenn man zu seinem Wort gestanden hätte", erklärte die 65-Jährige. In diesem Fall "wäre all das nicht geschehen".

    Brigitte Böhnhardt: Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe wollten sich stellen

    Laut ihrer Aussage hatte Brigitte Böhnhardt auch noch Kontakt zu ihrem Sohn und seinen Komplizen Uwe Mundlos und Beate Zschäpe, nachdem das Trio bereits untergetaucht war. In Telefongesprächen habe die pensionierte Lehrerin verlangt, "dass sie sich stellen". Ihr Sohn und Beate Zschäpe seien dazu später auch bereit gewesen, Uwe Mundlos dagegen nicht, erklärte die 65-Jährige in München.
    Brigitte Böhnhardt räumte ein, dass sie und ihr Mann dem Trio Geld zukommen lassen hätten. Boten hätten 1998 und 1999 jeweils Beträge von 500 DM überbracht, damit die drei Essen kaufen konnten. Als das Trio sich dann dagegen entschieden habe, sich zu stellen, hätten die Eltern gesagt, es gebe kein Geld mehr, so Böhnhardt.

    Ähnliche Aussagen in NDR-Interview vor einem Jahr

    Auch in einem Interview mit dem NDR vor einem Jahr hatte sie gesagt, sie habe versucht, die drei Untergetauchten zu überreden, sich der Polizei zu stellen. Zum letzten Mal habe sie das Trio im Jahr 2002 getroffen. Zu diesem Zeitpunkt soll der "Nationalsozialistische Untergrund" bereits vier Menschen ermordet haben.
    Die Vernehmung von Brigitte Böhnhardt war vergangene Woche verschoben worden. Im Juni hatte sie bereits im Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss ausgesagt. Die Mutter hatte erklärt, in den ersten Jahren sporadisch Kontakt zu dem Trio gehabt zu haben.
    Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten sich am 4. November 2011 umgebracht, um nicht festgenommen zu werden. Beate Zschäpe zündete daraufhin die gemeinsame Wohnung des Trios in Zwickau an und informierte am nächsten Tag Brigitte Böhnhardt über den Tod ihres Sohnes. Drei Tage später stellte sie sich. Insgesamt werden dem Trio zehn Morde vorgeworfen.