Archiv

NSU-Symposium "Das bleibt!"
Den Opfern eine Stimme geben

Ehefrauen und Töchtern von NSU-Opfern eine Stimme geben - das will die Filmemacherin Aysun Bademsoy. "Das bleibt!", heißt eine kommende Veranstaltung im Haus der Kulturen der Welt, die die Hinterbliebenen in den Mittelpunkt stellt. "Es sind die Opfer im Zentrum des Ganzen", sagte Bademsoy im Dlf.

Aysun Bademsoy im Corsogespräch mit Susanne Luerweg |
Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Demonstration nach der Urteilsverkündung im NSU-Prozess (Aysun Bademsoy | Demo am Tag der Urteilsverkündung)
Vor gut einem Jahr ging der NSU-Prozess zu Ende - Beate Zschäpe wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Ihre Mitangeklagten erhielten deutlich kürzere Haftstrafen. Zschäpe gehört neben Uwe Bönhardt und Uwe Mundlos zum Trio, das den NSU gebildet haben soll. Zehn Menschen sind vom NSU umgebracht worden, fast alle haben einen migrantischen Hintergrund.
Die Taten und der NSU sind auch immer wieder Gegenstand von Büchern, Filmen und Theaterstücken gewesen. Häufig standen die Täter im Mittelpunkt. Zu häufig, finden viele - auch die Filmemacherin Aysun Bademsoy. Sie hat einen Dokumentarfilm über den NSU-Prozess gedreht und organisiert im Haus der Kulturen in Berlin ein Symposium zum Thema "Das bleibt! - Ein Jahr nach dem NSU-Prozess sprechen die Nebenklägerinnen".
Rache oder Reue?
Aysun Bademsoy hat den Prozess in München beobachtet, die Frauen und Töchter der toten NSU-Opfer kennengelernt und sie für ihren Film "Spuren" in ihren deutschen Heimatorten wie Hamburg und Dortmund getroffen und interviewt. Sie ist auch in die Türkei gereist, um die Hinterbliebenen dort zu treffen, wie sie im Dlf erzählte, denn es habe sie geärgert, wie stark auch während des Prozesses die Täter im Mittelpunkt standen. Die Nebenkläger, die Opfer, seien kaum zu Wort gekommen. Sie wolle ihnen mit der Veranstaltung im Haus der Kulturen der Welt ind mit ihrem demnächst erscheinenden FilmGehör verschaffen.
Wir haben noch länger mit Aysun Bademsoy gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
"Ich habe sehr intensiv erfahren, wie stark die Ehemänner und Väter noch präsent sind. Das war sehr berührend", sagte Bademsoy. Sie habe vieles gelesen, was zu dem Thema veröffentlicht wurde, sich die Theaterstücke und Filme zum Thema angesehen. "Mein Film fragt: Was ist heute mit ihnen?" Eine Videoinstallation, die am Wochenende im Haus der Kulturen zu sehen sein wird, zeigt Ausschnitte aus ihrem Film und Interviewpassagen, die der Frage nachgehen: Können sich die Hinterbliebenen der NSU-Opfer noch mit Deutschland versöhnen?
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.