Die Futtermittelbranche warnt seit Jahren vor einer Gefahr: Der Soja- und Maisnachschub könnte ausgehen. Denn vor allem in den USA wachsen gentechnisch veränderte Sorten, die in Europa nicht zugelassen sind – und die könnten sich in die unzähligen Schiffsladungen mischen, die aus Übersee kommen, fürchten die Importeure.
Ihr Problem ist das strenge europäische Reinheitsgebot: Werden in einer Lieferung Futtermittel auch nur Spuren einer Genmaissorte ohne EU-Zulassung entdeckt, darf die gesamte Ladung nicht auf den europäischen Markt. Schon logistisch-technisch sei diese strenge Vorgabe nicht zu erfüllen, sagt Bernhard Krüsken, Geschäftsführer des Deutschen Verbands Tiernahrung.
"Wir reden über Massengüter, die in großen Umschlagsanlagen, in Schiffen gehandelt werden – da ist die Null nicht machbar."
Genau diesem Argument will Brüssel jetzt nachgeben – obwohl es bisher keinen echten Futter-Versorgungsnotstand gegeben hat: Diskutiert wird über eine sogenannte "technische Lösung". Sie führt letztlich dazu, dass eigentlich verbotene Gensorten in Tierfutter toleriert werden – zumindest, solange ihr Anteil unter 0,1 Prozent bleibt. In zehntausend Maiskörnern dürften dann neun Körner ohne EU-Zulassung ganz legal enthalten sein. Bisher galt hier allerdings null Toleranz.
In dieser Aufweichung sehen Umweltschützer wie Stefanie Hundsdorfer von Greenpeace einen Skandal.
"Das ist eine Abkehr von der bisherigen strikten Politik, nach der gentechnisch veränderte Organismen, die nicht zugelassen sind, nicht in Futtermitteln drin sein dürfen. Und sobald in der EU solche nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Organismen toleriert werden, werden sich die Importeure nicht mehr so viel Mühe wie bisher geben, ihre Einfuhren frei von diesen Organismen zu halten."
Doch diese Organismen, betont Bernhard Krüsken vom Verband Deutsche Tiernahrung, seien doch schon in ihrem Herkunftsland als unbedenklich eingestuft worden.
"Wir wollen keinen Blankoscheck für irgendwas, das niemand sicherheitsbewertet hat. Sondern es ist Bestandteil dieser Lösung, dass wir nur über Produkte reden, die schon sicherheitsbewertet sind."
Sicherheitsbewertet ja – aber eben nicht von der zuständigen EU-Kontrollbehörde nach den strengen europäischen Kriterien – hält Stefanie Hundsdorfer dagegen.
"Ganz klar ist: Wir können nicht unser Niveau absenken, nur um Importeuren einen Gefallen zu tun, die sich nicht mehr so viel Mühe geben möchten mit der Trennung."
Was aus Sicht der Branche auch ein Mengenproblem ist. Denn Europas Rind-, Geflügel- und Schweinezüchter sind längst von enormen Eiweißfutterimporten abhängig: Rund 35 Millionen Tonnen werden jedes Jahr importiert, vor allem Soja und Mais. Der größte Teil kommt aus den USA, aus Argentinien und Brasilien. Etwa 90 Prozent davon sind zwar gentechnisch verändert, aber von einer EU-Prüfbehörde als sicher befunden.
Provoziert die Branche nach dem Dioxinskandal jetzt direkt die nächste Sicherheitslücke bei Futtermitteln? Bernhard Krüsken sagt: Nein. Denn er sieht einen entscheidenden Unterschied: Anders als Genmais und Gensoja sei es beim Dioxin um eine Belastung mit einem Giftstoff gegangen – in der Tat ein echtes Sicherheitsproblem. Aber:
"Diese Dimension, die sehen wir bei unserer technischen Lösung absolut nicht. Diese technische Lösung wird von vielen Kritikern als erster Schritt zur Lockerung der EU-Gentechnik-Politik gesehen. Wir sehen das anders: Wir sagen, das ist etwas, das wir brauchen, um damit arbeiten zu können und das den Verbraucherschutz und Gesundheitsschutz und Umweltschutz in keiner Weise infrage stellt."
Stefanie Hundsdorfer von Greenpeace widerspricht.
"Jetzt noch nicht getestete, in der EU nicht getestete, nicht zugelassene gentechnisch veränderte Organismen in Futtermitteln zuzulassen – das ist wirklich ein gewagter Schritt."
Doch aller Kritik zum Trotz: Voraussichtlich morgen wird "Brüssel" die Einfuhrregeln lockern – und "Brüssel", das sind in diesem Fall die EU-Mitgliedsstaaten. Und ein Ja ist auch von Deutschland zu erwarten.
Ihr Problem ist das strenge europäische Reinheitsgebot: Werden in einer Lieferung Futtermittel auch nur Spuren einer Genmaissorte ohne EU-Zulassung entdeckt, darf die gesamte Ladung nicht auf den europäischen Markt. Schon logistisch-technisch sei diese strenge Vorgabe nicht zu erfüllen, sagt Bernhard Krüsken, Geschäftsführer des Deutschen Verbands Tiernahrung.
"Wir reden über Massengüter, die in großen Umschlagsanlagen, in Schiffen gehandelt werden – da ist die Null nicht machbar."
Genau diesem Argument will Brüssel jetzt nachgeben – obwohl es bisher keinen echten Futter-Versorgungsnotstand gegeben hat: Diskutiert wird über eine sogenannte "technische Lösung". Sie führt letztlich dazu, dass eigentlich verbotene Gensorten in Tierfutter toleriert werden – zumindest, solange ihr Anteil unter 0,1 Prozent bleibt. In zehntausend Maiskörnern dürften dann neun Körner ohne EU-Zulassung ganz legal enthalten sein. Bisher galt hier allerdings null Toleranz.
In dieser Aufweichung sehen Umweltschützer wie Stefanie Hundsdorfer von Greenpeace einen Skandal.
"Das ist eine Abkehr von der bisherigen strikten Politik, nach der gentechnisch veränderte Organismen, die nicht zugelassen sind, nicht in Futtermitteln drin sein dürfen. Und sobald in der EU solche nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Organismen toleriert werden, werden sich die Importeure nicht mehr so viel Mühe wie bisher geben, ihre Einfuhren frei von diesen Organismen zu halten."
Doch diese Organismen, betont Bernhard Krüsken vom Verband Deutsche Tiernahrung, seien doch schon in ihrem Herkunftsland als unbedenklich eingestuft worden.
"Wir wollen keinen Blankoscheck für irgendwas, das niemand sicherheitsbewertet hat. Sondern es ist Bestandteil dieser Lösung, dass wir nur über Produkte reden, die schon sicherheitsbewertet sind."
Sicherheitsbewertet ja – aber eben nicht von der zuständigen EU-Kontrollbehörde nach den strengen europäischen Kriterien – hält Stefanie Hundsdorfer dagegen.
"Ganz klar ist: Wir können nicht unser Niveau absenken, nur um Importeuren einen Gefallen zu tun, die sich nicht mehr so viel Mühe geben möchten mit der Trennung."
Was aus Sicht der Branche auch ein Mengenproblem ist. Denn Europas Rind-, Geflügel- und Schweinezüchter sind längst von enormen Eiweißfutterimporten abhängig: Rund 35 Millionen Tonnen werden jedes Jahr importiert, vor allem Soja und Mais. Der größte Teil kommt aus den USA, aus Argentinien und Brasilien. Etwa 90 Prozent davon sind zwar gentechnisch verändert, aber von einer EU-Prüfbehörde als sicher befunden.
Provoziert die Branche nach dem Dioxinskandal jetzt direkt die nächste Sicherheitslücke bei Futtermitteln? Bernhard Krüsken sagt: Nein. Denn er sieht einen entscheidenden Unterschied: Anders als Genmais und Gensoja sei es beim Dioxin um eine Belastung mit einem Giftstoff gegangen – in der Tat ein echtes Sicherheitsproblem. Aber:
"Diese Dimension, die sehen wir bei unserer technischen Lösung absolut nicht. Diese technische Lösung wird von vielen Kritikern als erster Schritt zur Lockerung der EU-Gentechnik-Politik gesehen. Wir sehen das anders: Wir sagen, das ist etwas, das wir brauchen, um damit arbeiten zu können und das den Verbraucherschutz und Gesundheitsschutz und Umweltschutz in keiner Weise infrage stellt."
Stefanie Hundsdorfer von Greenpeace widerspricht.
"Jetzt noch nicht getestete, in der EU nicht getestete, nicht zugelassene gentechnisch veränderte Organismen in Futtermitteln zuzulassen – das ist wirklich ein gewagter Schritt."
Doch aller Kritik zum Trotz: Voraussichtlich morgen wird "Brüssel" die Einfuhrregeln lockern – und "Brüssel", das sind in diesem Fall die EU-Mitgliedsstaaten. Und ein Ja ist auch von Deutschland zu erwarten.