"Ich war Anfang Januar beruflich in China unterwegs, in Peking. Der Smog war so schlimm, dass ich die ganzen fünf Tage die ich dort war, nicht ein einziges Mal die oberen Geschosse der Häuser sehen konnte. Und viele Leute trugen diese Atemschutzmasken."
Zurück in England, machte sich die wissenschaftliche Leiterin des Königlichen Botanischen Gartens in Kew nahe London daran, die Literatur zu durchforsten. Sie wollte wissen, inwieweit Bäume dabei helfen können, die Stadtluft zu reinigen.
Allergien, Schadstoffe und Windbarrieren
Katherine Willis wertete Feldexperimente aus, bei denen untersucht worden war, wie viele Luftpartikel sich auf den Blättern verschiedener Baumarten sammeln. Sie schaute sich Computermodelle an sowie Laborstudien und medizinische Untersuchungen.
"Einige Pflanzen geben flüchtige organische Verbindungen ab, die selbst als eine Art Luftschadstoff wirken. Andere verursachen Allergien. Und dann gibt es noch Bäume, deren Blattwerk so dicht ist, dass es eine Barriere für den Wind darstellt. Dadurch können Abgase nicht weggeweht werden und reichen sich in den Straßenschluchten an."
Das Vermögen eines Baumes, Schadstoffe aus der Luft zu filtern, hänge den Studien zufolge stark von der jeweiligen Art ab, sagt Willis.
Effiziente Luftfilter: Waldkiefer, Magnolie und Wein
Winterlinden, Heckenkirschen und Ginkgo etwa seien in dieser Hinsicht keine guten Stadtbäume. Waldkiefern dagegen hätten sich als sehr effiziente Luftfilterer erwiesen, ebenso wie Magnolien und einige Weinreben.
"Wenn Sie die falschen Arten anpflanzen, haben Sie am Ende größere Probleme als vorher."
Berücksichtigen Stadtplaner dagegen die richtige Artenzusammensetzung, könnten Bäume helfen, die Schadstoffbelastung in Städten zu reduzieren, sagt die Forscherin.
Feinstaubgehalte "in Parks immer höher"
Eine Aussage, der Heikki Setälä widerspricht. Der Professor für urbane Ökosysteme an der Universität von Helsinki war nicht an dem "Science"-Artikel beteiligt. Er untersucht seit vielen Jahren das Zusammenspiel von Stadtbäumen und städtischer Luftverschmutzung.
"Der Artikel wiederholt, was schon oft geschrieben worden ist, eben dass Bäume gut seien, weil sie die Stadtluft reinigten. Wir haben aber in vielen Untersuchungen zeigen können, dass zumindest hier in Finnland eher das Gegenteil der Fall ist.
Wenn man die Gehalte an Feinstaub misst, an Stickstoffdioxid, polyaromatischen Kohlenwasserstoffen oder flüchtigen organischen Verbindungen, dann sind die Konzentrationen dieser Luftschadstoffe in baumbestandenen Parks oder Straßen immer höher als auf offenen Flächen."
Bäume "bremsen Luftzirkulation ab"
Und dabei spiele die Baumart anders als im "Science"-Artikel erwähnt, keine Rolle, sagt der Forscher. Bäume bremsten generell die Luftzirkulation ab und sorgten so dafür, dass Feinstaub und Abgase nicht fortgeweht werden könnten.
Katherine Willis weist Heikki Setäläs Kritik an ihrem Artikel zurück. Alle von ihr herangezogenen Studien zeigten, dass Bäume die Stadtluft reinigten.
Filterwirkung "vernachlässigbar gering"
Aber verglichen mit den enormen Mengen an Luftschadstoffen in Städten sei diese Filterwirkung seinen Messungen zufolge vernachlässigbar gering, entgegnet Heikki Setälä.
"Die einzige Möglichkeit, die Schadstoffbelastung in Städten zu mindern, besteht darin, den Verkehr zu reduzieren. Politiker wünschen sich zwar, dass sie einfach ein paar Bäume pflanzen könnten und das würde uns Menschen helfen. Aber das tut es nicht. Die Schadstoffbelastung wird nur dann abnehmen, wenn der Verkehr abnimmt."
Trotzdem - und da sind sich Heikki Setälä und Katherine Willis wieder einig – seien Bäume wichtig für die Städte. Zahlreiche Studien zeigen, dass sie das Stadtklima kühlen, Starkregenereignisse und Überschwemmungen abmildern und gut für das seelische Wohl der Stadtbewohner sind.