Der Iran hat keine Interkontinentalraketen, aber mal angenommen, er hätte welche. Weiter angenommen, er würde eine solche Rakete im hohen Bogen durch den Weltraum schicken in Richtung New York. Weiter angenommen, die Amerikaner hätten ein funktionierendes Raketenabwehrsystem. Dann würde 60 Sekunden nach dem Start ein Frühwarnsatellit die Rakete erkennen. In der Türkei würde sich eine Radarschüssel in die entsprechende Richtung drehen: Ein so genanntes Forward-Based X-Band Radar, kurz FBX, das gepulste Radarwellen aussendet. Ein winziger Teil der Radarwellen würde von der iranischen Rakete reflektiert und registriert. Nach etwa vier Minuten würde die irakische Rakete die Atmosphäre verlassen und einen nuklearen Sprengkopf auf die Reise schicken. In diesem Moment käme ein besonders leistungsstarkes Radarsystem ins Spiel: Das European Midcourse Radar, EMR, das bis zum Jahr 2013 in Tschechien installiert werden soll.
"”Das Radar in Tschechien ist nicht besonders gut darin, Objekte zu suchen. Dazu benötigt es die Information des FBX-Radars. Aber seine Aufgabe würde darin bestehen, den Gefechtskopf zu unterscheiden von Attrappen oder Schrottteilen der Interkontinentalrakete.""
Sobald das Radar in Tschechien den Gefechtskopf ausgemacht hätte, würden aus Silos in Polen bis zu zehn Abfangraketen starten. Sie würden versuchen, den Gefechtskopf zu erreichen und ihn mit einem so genannten "kill vehicle" zu rammen und zu zerstören. Nach etwa acht Minuten wäre der Spuk vorbei.
Oder auch nicht. Denn es ist fraglich, ob das Radar in Tschechien seiner Aufgabe jemals wird erfüllen können, meint der Physiker George Lewis von der Cornell Universität in Ithaca, New York.
"”Im Weltraum, also dort, wo die Interkontinentalraketen unterwegs sind, gibt es keinen Luftwiderstand. Man kann also einen nuklearen Sprengkopf mühelos in einem Ballon verstecken. Und gleichzeitig könnte man noch eine Reihe von Attrappen los schicken. Das Radar würde dann nur die äußere Form der Objekte erkennen. Die Situation wäre dann etwa so wie für einen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes am Flughafen, der herausfinden, soll ob jemand etwas in seinem Koffer schmuggelt, ohne aber in den Koffer hineinschauen zu dürfen. Das Radar kann einen Ballon mit Sprengkopf nicht von einem leeren Ballon unterscheiden.""
Rein äußerlich betrachtet ist das Radar-System, das in Tschechien aufgebaut werden soll, eindrucksvoll: Die Schüssel hat einen Durchmesser von 13 Metern. Auf ihr befinden sich 17.000 zentimeterkleine Sender-Empfängermodule, welche die Radarwellen aussenden und empfangen. Doch diese Zahl beeindruckt George Lewis keineswegs. Das System müsste eigentlich mindestens fünf Mal so viele Sender-Empfängermodule haben, um wirksam arbeiten zu können. Hinzu kommt, dass das Radar in Tschechien keineswegs neu angeschafft wird, sondern ein Gerät ist, das seit zehn Jahren für Raketenabwehrtests im Pazifik im Betrieb ist. Es arbeitet darum mit veralteten Sender-Empfänger-Modulen. Aber die Neuanschaffung eines einzelnen Moduls kostet etwa 1000 Dollar, macht also mindestens 80 Millionen Dollar insgesamt. Und dieses Geld scheinen sich die Verantwortlichen erst einmal zu sparen. Sie lassen in Tschechen ein Radar installieren, das nicht genug Leistung hat. Lewis:
"”Ich habe den Eindruck, dass sie einfach nur ihren Fuß in die Tür kriegen wollen. Sie wollen möglichst schnell irgendwas in Tschechien und Polen installieren. So wird es später leichter werden, die Anlagen zu vergrößern und zu verbessern. Insbesondere geht es darum, dieses Projekt zu etablieren, bevor ein neuer US-Präsident kommt. Denn wenn erst einmal Fakten geschaffen sind, wird es für einen neuen Präsidenten sehr schwer zu sagen, nein, wir ziehen uns aus diesem Projekt in Europa zurück.""
Insofern sind die Sorgen der Russen sehr berechtigt: Das Radar in Tschechien mag wenig taugen und die ganze Raketenabwehr mag technisch sehr fragwürdig sein. Die Abfangraketen in Polen aber stellen auf jeden Fall eine Bedrohung für Russland dar.
"”Das Radar in Tschechien ist nicht besonders gut darin, Objekte zu suchen. Dazu benötigt es die Information des FBX-Radars. Aber seine Aufgabe würde darin bestehen, den Gefechtskopf zu unterscheiden von Attrappen oder Schrottteilen der Interkontinentalrakete.""
Sobald das Radar in Tschechien den Gefechtskopf ausgemacht hätte, würden aus Silos in Polen bis zu zehn Abfangraketen starten. Sie würden versuchen, den Gefechtskopf zu erreichen und ihn mit einem so genannten "kill vehicle" zu rammen und zu zerstören. Nach etwa acht Minuten wäre der Spuk vorbei.
Oder auch nicht. Denn es ist fraglich, ob das Radar in Tschechien seiner Aufgabe jemals wird erfüllen können, meint der Physiker George Lewis von der Cornell Universität in Ithaca, New York.
"”Im Weltraum, also dort, wo die Interkontinentalraketen unterwegs sind, gibt es keinen Luftwiderstand. Man kann also einen nuklearen Sprengkopf mühelos in einem Ballon verstecken. Und gleichzeitig könnte man noch eine Reihe von Attrappen los schicken. Das Radar würde dann nur die äußere Form der Objekte erkennen. Die Situation wäre dann etwa so wie für einen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes am Flughafen, der herausfinden, soll ob jemand etwas in seinem Koffer schmuggelt, ohne aber in den Koffer hineinschauen zu dürfen. Das Radar kann einen Ballon mit Sprengkopf nicht von einem leeren Ballon unterscheiden.""
Rein äußerlich betrachtet ist das Radar-System, das in Tschechien aufgebaut werden soll, eindrucksvoll: Die Schüssel hat einen Durchmesser von 13 Metern. Auf ihr befinden sich 17.000 zentimeterkleine Sender-Empfängermodule, welche die Radarwellen aussenden und empfangen. Doch diese Zahl beeindruckt George Lewis keineswegs. Das System müsste eigentlich mindestens fünf Mal so viele Sender-Empfängermodule haben, um wirksam arbeiten zu können. Hinzu kommt, dass das Radar in Tschechien keineswegs neu angeschafft wird, sondern ein Gerät ist, das seit zehn Jahren für Raketenabwehrtests im Pazifik im Betrieb ist. Es arbeitet darum mit veralteten Sender-Empfänger-Modulen. Aber die Neuanschaffung eines einzelnen Moduls kostet etwa 1000 Dollar, macht also mindestens 80 Millionen Dollar insgesamt. Und dieses Geld scheinen sich die Verantwortlichen erst einmal zu sparen. Sie lassen in Tschechen ein Radar installieren, das nicht genug Leistung hat. Lewis:
"”Ich habe den Eindruck, dass sie einfach nur ihren Fuß in die Tür kriegen wollen. Sie wollen möglichst schnell irgendwas in Tschechien und Polen installieren. So wird es später leichter werden, die Anlagen zu vergrößern und zu verbessern. Insbesondere geht es darum, dieses Projekt zu etablieren, bevor ein neuer US-Präsident kommt. Denn wenn erst einmal Fakten geschaffen sind, wird es für einen neuen Präsidenten sehr schwer zu sagen, nein, wir ziehen uns aus diesem Projekt in Europa zurück.""
Insofern sind die Sorgen der Russen sehr berechtigt: Das Radar in Tschechien mag wenig taugen und die ganze Raketenabwehr mag technisch sehr fragwürdig sein. Die Abfangraketen in Polen aber stellen auf jeden Fall eine Bedrohung für Russland dar.