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O2 schluckt E-Plus

Auf Großveranstaltungen oder auf dem Land haben es E-Plus-Kunden bislang schwer, denn es gibt kaum gutes Netz. Das könnte sich ändern, denn E-Plus wird geschluckt von O2. Mit der Megafusion gibt es künftig nur noch drei statt vier Mobilfunkanbieter in Deutschland.

Von Michael Braun |
    Gerüchte hatte es schon vor einem Jahr gegeben, heute früh wurden sie zur Gewissheit. Telefónica Deutschland übernimmt von der niederländischen Telefongesellschaft KPN die deutsche Mobilfunkgesellschaft E-Plus. Deren Netz wird mit O2 von Telefónica zusammengelegt. Der kleinere, viertgrößte Anbieter auf dem hiesigen Markt kauft also den drittgrößten.

    Und mit zusammen gut 43 Millionen Anschlüssen wird das fusionierte Unternehmen hier zum Marktführer, vor der Deutschen Telekom und Vodafone. René Schuster, Chef von Telefónica Deutschland, sagte heute in einer Telefonkonferenz, dieser neue deutsche Marktführer werde bis zu 5,5 Milliarden Euro an Einsparungen, an Synergien ermöglichen:

    "This would create a leading telecommunications company in Germany, leveraging synergies of 5 to 5.5 billion Euros."

    Dies werde allerdings erst 2019 erreicht, gestand Schuster ein. Das ist also noch lange hin. Und ob die Kartell- und Regulierungsbehörden dem Geschäft zustimmen, ist noch offen. Auch die Gewerkschaften dürften wachsam sein, weil die Fusion wohl den Abbau zahlreicher Arbeitsplätze in Vertrieb und Netzservice bedeutet.

    Wegen solcher Unsicherheiten schwankten an der Börse die Kurse der beteiligten Aktien stark. Die Aktien von Telefónica Deutschland legten zeitweise um gut fünf Prozent zu, drehten dann aber ins Minus. Zweistellig schossen die Papiere von KPN in den Niederlanden in die Höhe: Das hoch verschuldete Unternehmen kann die vereinbarten fünf Milliarden Euro in bar für E-Plus gut gebrauchen. Zusätzlich wird KPN mit 17,6 Prozent an dem fusionierten Unternehmen beteiligt.

    Für die Kunden von E-Plus dürfte sich erst einmal nicht viel ändern: Ihre Nummern blieben erhalten. Denn Telefónica Deutschland werde wohl die Mehrmarken-Strategie beibehalten, vermutet Adrian Peel, Telekom-Analyst der Equinet Bank. E-Plus konnte seinen Kunden bisher schnelle LTE-Internetverbindungen nicht anbieten, O2 verfügt aber über solche Lizenzen.

    "Allgemein sagt man, dass das Netz von O2 doch ein bisschen besser ist qualitativ. Man kommt eben dann mittelfristig auch in den Genuss dieser besseren Frequenzen, was bedeutet, dass dort vielleicht sogar eine gewisse Verbesserung der Netzwerkqualität für den E-Plus-Kunden dabei herauskommt."

    Peel vermutet auch, dass der neue Marktführer zwar am Image etwa des bisherigen Marktführers Telekom kratzen wird. Aber es könne auch Vorteile für alle haben, wenn drei statt vier Anbieter auf dem Markt seien:

    "In einem Markt, wo ich weniger Spieler habe, ist es in der Regel so, dass die erzielbaren Margen höher sind. Und das ist eigentlich auch eher der Zustand, den wir erwarten. Das bedeutet, dass sich die verbliebenen Vodafone und Deutsche Telekom eher weniger Sorgen machen müssen."

    Für die Kunden ist das keine gute Nachricht: Denn höhere Margen für die Unternehmen heißt weniger Wettbewerb und tendenziell höhere Preise für den Kunden.