Seit 1973 ist Irland Mitglied in der EU, das einstmals so arme Agrarland erlebte einen enormen Aufschwung. Ein Lockmittel für Konzerne und Investoren waren die sehr niedrigen Unternehmenssteuern auf der Insel.
Das irische Wirtschaftswunder stoppte 2008 mit der Finanzkrise brutal - ein Notfallkredit von IWF und Euroländern musste her. Heute gilt Irland als genesen. Doch aufgrund zahlreicher Enthüllungen über Briefkastenfirmen und Steueroasen, stehen Konzerne nun weltweit in der Kritik, Steuern in Milliardenhöhe zu "vermeiden".
Irland spielt hier eine Schlüsselrolle. 2017 klagte die EU-Kommission gegen Steuervereinbarungen zwischen US-Unternehmen und der Regierung in Dublin. Irlands Regierung wehrt sich vehement gegen die Kritik der EU. Man fürchtet um Arbeitsplätze und Kapital.
Gesichter Europas begeben sich auf Spurensuche im Steuerparadies.
Verladeplatz für Firmenmilliarden Im Hafen von Dublin wurden einmal Kohle, Teer und Eisen verschifft. Heute erzielen IT-Konzerne dort Milliardengewinne - und zahlen kaum Steuern dafür. Irland hat als Steuerparadies mit großzügigen Ausnahmeregelungen weltweite Berühmtheit erlangt - und ein Imageproblem.
Veräppelt? Ein Weltkonzern in Cork Lange lockte die irische Regierung mit günstigen Steuermodellen Konzerne ins Land. Viele gingen nach Dublin. Apple ging in den 1980er-Jahren nach Cork, wo die Arbeitslosigkeit grassierte. Ob die südirische Stadt von dem Weltkonzern profitiert hat, darüber sind die Einwohner geteilter Meinung.
Nation der Auswanderer im Aufwind Die Iren haben Armut und Aufschwung erlebt. Nach dem EU-Beitritt Anfang der 1970er-Jahre ging es bergauf. Knapp 40 Jahre später brachte die Finanzkrise Irland an den Rand des Abgrundes. Das Land rettete sich erneut, diesmal auch durch fragwürdige Steueranreize. Der Preis für das Image ist hoch.
Kurzsichtige "Philosophie der Gier" In Irland werde viel für Banken und Firmen getan, aber wenig für die Menschen, meinen Kritiker. Das Hilfspaket nach der Finanzkrise etwa habe vor allem den Banken gedient. Und auch in Parlamentsdebatten findet eine firmenfreundliche Politik viele Fürsprecher.
Ausländische Konzerne vor heimischer Wirtschaft? Erst kamen die Banken, dann die Softwareschmieden - Apple, Google, Microsoft, Facebook, alle sind auf der Insel. Umgarnt werden vor allem US-Konzerne, die heimische Wirtschaft schaut zu oder wird geschluckt. Aufbruchstimmung hier, Sorgenfalten dort.