Archiv

OB Reker schildert Messerangriff
Seit dem Attentat Alpträume

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf gegen ihren mutmaßlichen Attentäter ausgesagt. "Ich bin sofort zu Boden gegangen und habe gemerkt, dass ich aus Mund und Nase blute", erinnerte sie sich an den Messerangriff. Angeklagt ist ein 44-Jähriger, der die Tat vor Gericht gestanden hat.

    Die Oberbürgermeisterin von Köln, Henriette Reker, spricht vor einem Verhandlungssaal des Oberlandesgerichts in Düsseldorf mit Journalisten. Reker sagt hier als Zeugin im Prozess gegen einen Mann aus, der sie mit einem Messer schwer verletzt hatte.
    Die Oberbürgermeisterin von Köln, Henriette Reker, spricht vor einem Verhandlungssaal des Oberlandesgerichts in Düsseldorf mit Journalisten. Reker sagt hier als Zeugin im Prozess gegen einen Mann aus, der sie mit einem Messer schwer verletzt hatte. (dpa-Bildfunk / Rolf Vennenbernd)
    Über eine Stunde lang musste Reker im Detail schildern, was ihr am 17. Oktober, einen Tag vor ihrer Wahl zur Kölner Oberbürgermeisterin, widerfuhr. Sie erinnerte sich daran, dass der Angeklagte "auf dem Markt auf mich zukam und mich sehr freundlich um eine Rose gebeten hat", sagte sie. Dann habe er blitzschnell ein Messer gezogen und auf sie eingestochen - ihrem Eindruck nach gezielt. Sie sei sofort zu Boden gegangen. Die Attacke sei für sie völlig überraschend gewesen.
    Von dem Tumult um sie herum unmittelbar nach dem Angriff habe sie dann kaum etwas mitbekommen: "Ich hatte große Sorge, dass ich gelähmt sein könnte", sagte Reker über die Zeit zwischen dem Angriff und ihrer Notoperation. Merkwürdige Gedanken seien ihr durch den Kopf gegangen, etwa, dass sie mit einem Rollstuhl zu Hause nicht durch die Badezimmertür käme.
    "Schlimme Alpträume"
    Tatsächlich schwebte Reker in Lebensgefahr und einer Querschnittslähmung entging sie ebenfalls denkbar knapp: Ihre Luftröhre war durchtrennt, ein Brustwirbel von der Klinge gespalten. Nach dem Angriff war sie zweimal operiert und fünf Tage in ein künstliches Koma versetzt worden. Nach dem Aufwachen sagten ihr die Ärzte, dass sie sehr viel Glück gehabt habe. Dass sie neue Kölner Oberbürgermeisterin war, erfuhr sie erst Tage nach der Wahl.
    Bis heute leide sie unter Beschwerden und müsse deshalb noch einmal operiert werden, so Reker. Außerdem werde sie seit dem Attentat hin und wieder von "schlimmen Albträumen" heimgesucht. In psychotherapeutischer Behandlung sei sie aber nicht, sagt Reker. Ein Arzt sei mit ihr der Ansicht gewesen, dass sie robust genug sei, das Erlebte auch so zu verarbeiten.
    Auf Nachfrage der Richterin erklärte Reker, dass der Täter bis heute kein Wort der Reue oder des Bedauerns an sie gerichtet habe. Das Angebot des Verteidigers, sein Mandant würde sofort einige entschuldigende Worte an sie richten, lehnte Reker ab. "Ich glaube, das ist noch nicht die richtige Situation", so Reker. Dann darf sie den Gerichtssaal verlassen.
    Angeklagter bestreitet Tötungsabsicht
    Vor ihrem ersten Zusammentreffen mit dem Angeklagten hatte sich Reker gefasst gezeigt. Die Konfrontation im Gerichtssaal sei für sie kein Problem, so Reker vor ihrer Zeugenaussage.
    Der Beschuldigte hatte im Prozess gestanden, der parteilosen Politikerin an einem Wahlkampfstand ein Messer in den Hals gerammt und sie lebensgefährlich verletzt zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.
    Reker war vor ihrer Wahl als Sozialdezernentin für die Unterbringung der Flüchtlinge in Köln zuständig. Mit dieser Arbeit war der Angeklagte, der früher der rechtsextremen Szene angehört hatte, nicht einverstanden: Er habe gegen Rekers Flüchtlingspolitik ein Zeichen setzen wollen, hatte er ausgesagt. Allerdings bestreitet er eine Tötungsabsicht.
    (hba/rm/sima)