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OECD
Deutschland hat zweithöchste Steuer- und Abgabenquote

Deutsche Steuerzahler sind im Vergleich stärker belastet als in fast allen anderen OECD-Ländern. Das geht aus einer aktuellen Studie der Organisation hervor. Nicht die Besserverdiener, sondern Durchschnittsverdiener leiden am stärksten unter der Abgabenlast.

Von Theo Geers |
    Zahlreiche Euro-Banknoten und Euromünzen, aufgenommen am 03.01.2014 in Frankfurt am Main (Hessen).
    Am stärksten trifft die Steuerlast Alleinstehende. (picture-alliance / dpa / Daniel Reinhardt)
    Egal welche Musterhaushalte miteinander verglichen werden - in puncto Steuern und Abgaben liegt Deutschland deutlich über dem Schnitt der OECD. Am stärksten trifft es Alleinstehende. Für Steuern und Sozialabgaben beansprucht der Staat bei Singles mit 49,4 Prozent fast die Hälfte ihres Einkommens, im Durchschnitt der wichtigsten westlichen Industriestaaten sind es nur 36 Prozent, also ein gutes Drittel. Damit hat Deutschland für Alleinstehende die zweithöchste Steuer- und Abgabenlast überhaupt.
    Leicht besser – hier liegt Deutschland auf Platz 9 - die Belastung bei einem idealtypischen Familienhaushalt mit zwei Kindern, bei dem ein Ehepartner der Alleinverdiener ist. Hier beansprucht der Staat 34 Prozent für sich und damit ein gutes Drittel, im OECD-Schnitt sind es 26,6 Prozent, also ein gutes Viertel. Die OECD errechnet ihre Werte aus den Steuern und Sozialabgaben der Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die ins Verhältnis zu den gesamten Arbeitskosten gesetzt werden.
    Leibniz-Insitut: Belastung eigentlich höher
    Das erklärt, warum heute das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung zwar zu etwas anderen Zahlen, nicht aber zu einem anderen Ergebnis kommt: Die Wirtschaftsforscher aus Essen berücksichtigen auch staatlich verordnete Abgaben wie die EEG-Abgabe zur Ökostromförderung, die Lkw-Maut, die auf Verbraucherpreise durchschlägt oder die Rundfunk- und Fernsehgebühren. Und nach dieser Berechnung ist die tatsächliche Belastung des Bürgers höher als nach der offiziellen Abgabenquote, so Professor Christoph Schmidt, Präsident des RWI-Leibniz-Instituts:
    "Wenn wir all Dinge mit einrechnen, die die Bürger privat belasten, ohne dass sie in der Abgabenquote normalerweise berechnet werden, dann kommen wir sogar auf 41,3 Prozent. Das heißt also, die Belastung ist deutlich höher, als es uns vorher bewusst war."
    Steiler Anstieg an unterem Ende der Einkommensskala
    52 Milliarden Euro macht diese Mehrbelastung aus. Hinzu kommt: Nicht die Besserverdiener, sondern Durchschnittsverdiener leiden am stärksten unter der Abgabenlast, so Professor Roland Döhrn vom RWI:
    "Die höchste Belastung wird bei Einkommen erreicht, die vergleichsweise niedrig sind, also bei denen wir nicht sagen würden, dass es sich dabei um Spitzeneinkommen handelt. Air reden hier über Jahreseinkommen von 50.000 bis 60.000 Euro, wo wir die Spitzenbelastung erreichen."
    Und die liegt bei 48 Prozent, womit schon Facharbeitern von jedem verdienten Euro nur 52 Cent bleiben. Besonders alarmiert die Forscher allerdings der steile Anstieg am unteren Ende der Einkommensskala. Selbst wer weniger als 10.000 Euro im Jahr verdient und deshalb keine Einkommenssteuer abführt, drückt über Sozialbeiträge und indirekte Steuern wie die Mehrwertsteuer schon 35 Prozent an den Staat ab. Und schon bei 38.000 Euro Jahreseinkommen erreicht dieser Wert 45 Prozent. Das ist nur unwesentlich weniger als bei Spitzenverdienern, die 100.000 Euro und mehr im Jahr verdienen.