Die OECD hat wegen des Corona-Virus ihre Prognosen für das Wachstum deutlich zusammen gestrichen. Ging die Organisation im November noch davon aus, dass sich das weltweite Wachstum stabilisieren würde, sehen die Perspektiven nun entschieden schlechter aus. Die Chefvolkswirtin der OECD, Laurence Boone, geht nur noch von einem globalen Wachstum von 2,4 Prozent aus – das sind 0,5 Prozentpunkte weniger als sie noch im November angenommen hatte. Im ersten Quartal rechnet die OECD mit einem noch stärkeren weltwirtschaftlichen Rückgang – da könne die globale Ökonomie in Folge der Corona-Krise sogar schrumpfen.
In China stehen Fabriken still
Bremsend wirkt dabei bislang vor allem die Tatsache, dass in China Fabriken teilweise stillstehen und damit die Produktion insgesamt zurückgeht. Weil China durch Lieferketten weltweit stark vernetzt ist, doch beispielsweise im weltweiten Tourismus mittlerweile auch eine bedeutende Rolle einnimmt, sind die Folgen schon jetzt weltweit zu spüren. Laurence Boone:
"Die Mehrheit dieses Rückganges sind vor allem die Effekte rückgehender Nachfrage in China und zum Teil auch in anderen asiatischen oder rohstoffexportierenden Ökonomien. Aber jetzt, mit den Ausbrüchen in anderen Ländern in jüngster Zeit, sehen wir die Bekämpfungsmaßnahmen auch andernorts. Und das zehrt stark am Vertrauen bei Konsumenten und in den Finanzmärkten."
Sollte sich das Virus allerdings noch weiter ausbreiten und sich damit die Einschränkungen und Gegenmaßnahmen noch weiter verstärken, geht die OECD sogar davon aus, dass sich das Wachstum weltweit in diesem Jahr halbieren könnte. Dies träfe schon für den Fall zu, dass sich das Virus in wirtschaftlichen Kernregionen, also in China und dem asiatischen Raum, in den USA und Europa weiter ausbreitet, nicht aber in der südlichen Hemisphäre.
OECD empfiehlt Konjunkturmaßnahmen
Weitere Ausbrüche und eine Ausbreitung des Virus in der südlichen Hemisphäre des Globus sind im Szenario einer Halbierung des weltweiten Wachstums also nicht eingerechnet, erklärte Laurence Boone. Für diesen Fall wären die Auswirkungen also noch drastischer. Für Italien geht die OECD davon aus, dass die Wirtschaft im günstigsten Fall stagnieren wird in diesem Jahr. Für Deutschland prognostiziert sie ein leicht schwächeres Wachstum von 0,3 Prozent gegenüber ihrer Vorhersagen im November. Um Gegenzusteuern empfiehlt die OECD vor allem den Regierungen betroffener Industriestaaten, geeignete Maßnahmen zu unternehmen, um Menschen, Firmen und die Wirtschaft insgesamt zu unterstützen. Mögliche Impulse in dieser Richtung hatte am Wochenende Bundesfinanzminister Olaf Scholz in Aussicht gestellt. Dazu äußerte sich Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier im ARD Morgenmagazin.
"Wir dürfen nicht zulassen, dass Corona unseren Wirtschaftsaufschwung kaputt macht. Deshalb brauchen wir keine Strohfeuer. Aber, wenn man Konjunkturprogramme so versteht, dass wir steuerliche Anreize setzen, dass wir Abschreibungsmöglichkeiten verbessern, dann ist der Wirtschaftsminister ganz nah beim Finanzminister."
An die Notenbanken gerichtet erklärte die OECD, sie sollten Signale setzen, dass sie notfalls bereit stünden, Maßnahmen zu ergreifen. Dies sei aber keine Krise, die die Notenbanken alleine lösen könnten.