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Öffentlicher Dienst
Es geht um mehr als Geld

Müllfahrer, Kitabeschäftigte, Bundespolizisten - die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund fordern sechs Prozent mehr Lohn für sie. Nun läuft die zweite Verhandlungsrunde. Parallel dazu gibt es Warnstreiks. Dort machen die Beschäftigten klar: Nicht nur das Geld steht im Mittelpunkt.

Von Thomas Wagner |
    Trillerpfeifen liegen am Mittwoch vor einer Kundgebung auf einem Tisch
    Mit Trillerpfeifen für mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen (picture alliance / dpa / Caroline Seidel )
    Trommelwirbel vor dem Rathaus Singen im Landkreis Konstanz, ganz im Süden Baden-Württembergs. Auf dem Rathaushof geparkt: Müllautos, Bauhoffahrzeuge - von den Mitarbeitern verlassen. Die stehen ein paar Meter vor dem Eingang, viele in orangener Arbeitsmontur, tragen weiße Westen mit der Aufschrift "Verdi - Wir sind es wert."
    "Ich bin bei den Stadtwerken Singen, Wasserversorgung. Sechs Prozent sind mehr als gerechtfertigt für die Arbeit, die wir leisten im öffentlichen Dienst."
    "Sechs Prozent ist hoch angesetzt - keine Frage. Es ist realistisch. Man sollte es auch machen. Und man gibt sich mit anderen Kompromissen zufrieden. Aber die Kompromisse müssen geschlossen und gefunden werden."
    Und das, so zeigt es sich bei dieser Protestkundgebung im Zuge des Warnstreiks, ärgert die rund 200 Teilnehmer am meisten: Dass nämlich die Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde noch überhaupt kein Angebot vorgelegt haben.
    Beschäftigte wollen von hohem Steueraufkommen profitieren
    "Kolleginnen und Kollegen, wir sorgen für gepflegte Parks, für sichere Straßen im Winter. Wir bekämpfen Feuer."
    Eine Frau, Mitte 40, verschafft sich Gehör: Ursula Hanser ist Vorsitzende im Bezirk Schwarzwald-Bodensee der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Sie macht sich vor allem für die eine zentrale Forderung stark: Sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt. Dass sich das beim ersten Hinhören nach einem tiefen Schluck aus der Pulle anhört, mag ja sein, sagt sie. Aber:
    "Also wir haben im öffentlichen Dienst schon seit Jahren einen Rückschritt beim Gehalt im Vergleich zur Gesamtwirtschaft. Man sagt, etwa vier Prozent Differenz ist da zwischen uns und der Gesamtwirtschaft. Zurzeit sind sehr viele Steuern, die einfließen überall. Das Land, Kommunen - jeder hat zu viel Steuern. Und wir fragen uns natürlich: Wann sollen wir dann irgendwann mal teilhaben an diesem Überfluss?"
    Doch manchen Teilnehmern geht es nicht nur um mehr Geld. Am Rande der Kundgebungen stehen mehrere angehende Krankenschwestern und -pfleger. Sie hoffen im Laufe der Tarifrunde auf die Durchsetzung besserer Arbeitsbedingungen im öffentlichen Gesundheitswesen.
    "Ich bin Auszubildende im ersten Lehrjahr als Gesundheits- und Krankenpflegerin. Und ich bin eher hier wegen dem 7,7-Stunden-Tag, dass wir keine 12 Tage mehr am Stück arbeiten."
    Schon bald die nächsten Streiks?
    Die Mitarbeiter in einer Kindertagesstätte nickt zustimmend. Auch sie ist überzeugt in den Warnstreik getreten, weil: "Wir sind unterbesetzt. Wir werden zu schlecht bezahlt. Und unsere Leistung, die wir erbringen, wird gar nicht anerkannt."
    Irgendwie, so scheint es an diesem Spätvormittag im badischen Singen, hat sich unter den Mitarbeitern im öffentlichen Dienst, die da zur Kundgebung gekommen sind, ein ordentliches Frustpotenzial aufgebaut. Und viele glauben, dass sie schon bald wieder in Streikwesten an derselben Stelle stehen werden. Ursula Hanser:
    "Also das wird darauf ankommen, inwieweit da jetzt ein Angebot vorgelegt wird und inwieweit da auch auf unsere Forderungen eingegangen wird. Aber ich gehe davon aus, dass es noch weitere Streikmaßnahmen geben wird."