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Ökolandbau
Eine Chance für sauberes Grundwasser

Pflanzenschutzmittel, Arzneirückstände, Nitrat – vielerorts ist das Grundwasser in Deutschland belastet. Bundesländer und Wasserversorger suchen nach Strategien, um das Wasser sauber zu halten. Rheinland-Pfalz setzt auf den Ökolandbau.

Von Anke Petermann |
    Ein Landwirt der BioBoerdeLand Gbr erntet am 24.10.2016 Bio-Möhren auf einem Feld bei Algermissen im Landkreis Hildesheim.
    Ökolandbau ist auch gut für das Grundwasser, sagen Wissenschaftler (dpa / Julian Stratenschulte)
    Der Landesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz vertritt mehr als 200 Versorgungsunternehmen in beiden Ländern. Diese müssen immer kostspieligere Methoden aufwenden, um aus belastetem Rohwasser sauberes Trinkwasser zu gewinnen. Intensiv betriebene Landwirtschaft, so Geschäftsführer Horst Meierhofer, ist dabei ein Hauptproblem:
    "Das heißt, wenn große Mengen an Tieren da sind, wenn viel gedüngt wird, das ist vor allem im Gemüsebau und hier in Rheinland-Pfalz natürlich auch im Weinbau oftmals der Fall, und da geht es darum, dass man die Gebiete definiert, in denen das Grundwasser gefährdet ist, das ist ja nicht flächendeckend."
    Alarmierende Grundwassersituation im Oberrhein-Gebiet
    In Rheinland-Pfalz betrifft es fast 40 Prozent der abgegrenzten Grundwasservorkommen, konstatiert Ulrike Höfken, Umweltministerin von den Grünen. "Das heißt, die Nitratwerte sind über dem Grenzwert. Und leider Gottes sind auch die letzten Untersuchungen eher alarmierend, was die Grundwassersituation im Oberrhein-Gebiet angeht."
    Dort würden auch bei Pflanzenschutzmitteln und Arzneirückständen Grenz- oder Orientierungswerte überschritten, daran habe neben der Landwirtschaft auch die Chemieindustrie Anteil. Zwei Drittel der oberflächennahen Grundwasservorkommen im Grenzgebiet Baden-Elsass-Pfalz sei in schlechtem chemischem Zustand, klagt Höfken.
    "Und durch den Klimawandel wird sich die Situation noch verschärfen, weil wir auch sehen: Die Grundwasserneubildung ist reduziert."
    Insofern wundert es kaum, dass trockene Länder und Regionen am intensivsten überlegen, wie das Grundwasser sauber zu halten ist. Die Regierung von Unterfranken, der trockensten bayrischen Region, hat schon vor zehn Jahren die Initiative "Grundwasserschutz durch Öko-Landbau" ins Leben gerufen und allein in den ersten sieben Jahren 400 Landwirte bei der Umstellung auf Bio beraten. Um fast 90 Prozent stieg die Anzahl der Ökobetriebe in der nordbayrischen Region von 2008 bis heute. Selbst der Deutsche Bauernverband, sonst kein ausgewiesener Anhänger der ertragsärmeren Anbauformen, ist stolz auf die Landwirtschaft in dieser Region. Als Argument dafür, dass die Nitratbelastung des Grundwassers nicht auf ganzer Linie alarmierend sei, führt der Umweltbeauftragte des Bauernverbands, Eberhard Hartelt, unter anderem an, "… dass in Unterfranken die Werte besser werden."
    Ist wissenschaftlich zu erhärten, dass Biolandbau der Gewässerqualität nutzt? Frage an Professor Knut Schmidtke von der Hochschule für Technik und Wissenschaft in Dresden. "Also, für den Gewässerschutz ist die Antwort ganz klar auch aus einer Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen: Ja, es ist so, wir haben 30 Prozent weniger Nitratauswaschung, wir haben keine Belastung des Grundwassers mit üblichen Pflanzenschutzmitteln, die ja nicht eingesetzt werden dürfen im ökologischen Landbau. Und das sind zwei schlagende Argumente, die im Moment dafür sprechen, den ökologischen Landbau auch zum Zweck des Grundwasserschutzes breiter als bisher einzusetzen."
    Aufwändige Wasseraufbereitung zahlen am Ende die Verbraucher
    Ein drittes wäre der sparsamere Einsatz von Tierarznei. Ohnehin sollte schon in der Entwicklung, auch für die Humanmedizin, der Fokus auf wasserverträgliche Medikamente gelegt werden, fordert Horst Meierhofer vom hessisch-rheinland-pfälzischen Zusammenschluss von Wasserversorgern. Das werde derzeit in der Forschung komplett vernachlässigt. Die immer aufwändigere Roh-Wasser-Aufbereitung müssten am Ende die Verbraucher zahlen.
    Wie Umweltschonung im Gewässerschutzgebiet funktioniert, macht in Sachsen das Wassergut Canitz vor, ein Biohof als Tochterfirma der Leipziger Wasserwerke. Er soll Vorbild für die Landwirte der Region sein, und diese Funktion unterstützt auch das Bundesforschungsministerium. Mit wasserverträglichem Bioanbau macht der Biohof Canitz Gewinn, betont Geschäftsführer Bernhard Wagner.
    "Den Anspruch haben wir auch, wenn wir andere Landwirte gewinnen wollen. Und wir haben ein großes Forschungsprojekt momentan gestartet, wo wir auch weitere Betriebe in den Wasserschutzgebieten gewinnen wollen, unsere Produktionsform zu übernehmen, und da ist es einfach normal, dass wir eine Produktionsform vorleben, die funktioniert und Geld erwirtschaften lässt, denn sonst denkt der Landwirt nicht darüber nach. Denn der Landwirt muss auch irgendwo Geld verdienen."