Aus dem Know-How der Unternehmer, dem Fleiß der Arbeitnehmer und günstiger Energie sei einst eine Industrie der Weltklasse entstanden, erklärte Mayer. Diese Faktoren gerieten nun unter Druck. "Die Energie ist teuer, nicht nur wegen des Ukraine-Krieges, sondern auch wegen einer verkorksten Energiewende." Zudem hätten es der Staat und die Industrie bisher nicht geschafft, im digitalen Zeitalter anzukommen, betonte der frühere Chefvolkswirt der Deutschen Bank. "Die Amerikaner sind uns da weit voraus".
Der Leiter der Denkfabrik der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch verwies zudem auf Bildungsstudien, die zeigten, dass Know-How in Deutschland verloren gehe. Er beobachte auch, dass sich in der Arbeitwelt statt Fleiß zunehmend eine "Work-Life-Balance" durchsetze. "Wir geben uns der Illusion hin, dass wir in einem Land leben, in dem eigentlich alles sehr gut läuft", ergänzte Mayer.
Der Ökonom hält eine "Grunderneuerung" der Wirtschaftspolitik für notwendig. Man bräuchte dringend eine Agenda 2030, betonte Mayer. Die Politik habe zu sehr in die Wirtschaft eingegriffen, Bürokratie aufgebaut, die Unternehmen gegängelt. Der Ökonom schlägt deshalb vor, zu den Wurzeln des wirtschaftlichen Erfolgs unter dem damaligen Bundeskanzler Ludwig Erhardt zurückzukehren: "Der Staat setzt den Ordnungsrahmen und hält sich ansonsten raus."
Das Interview mit Thomas Mayer können Sie hier nachhören.
Diese Nachricht wurde am 29.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.