
Für viele Menschen in Deutschland verteuerte sich zum Jahreswechsel die Krankenversicherung spürbar. Der allgemeine Beitragssatz beträgt 2025 wie in den Jahren zuvor 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens. Die Zusatzbeiträge stiegen aber auf durchschnittlich 2,9 Prozent. Der Essener Gesundheitsökonom Wasem sagte der Deutschen Presse-Agentur, er erwarte, dass die Krankenkassenbeiträge ohne Reformen in den kommenden zwei Jahren jeweils um rund 0,2 Prozentpunkte angehoben würden.
Der Pflegebeitrag war zum Jahreswechsel um 0,2 Punkte auf 3,6 Prozent des Bruttoeinkommens für Versicherte mit einem Kind gestiegen; für Kinderlose stieg er auf 4,2 Prozent. Er dürfte nach Erwartung Wasems weiter nach oben gehen. Zu den Gründen zählen die Demografie und Lohnsteigerungen bei den Pflegekräften.
Über den Rentenbeitragssatz wird noch diskutiert: Er liegt derzeit bei 18,6 Prozent des Bruttogehalts. Den Beitrag übernimmt zur Hälfte der Arbeitgeber. Die Rente war bei den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD ein Streitpunkt. Nun soll das Rentenniveau bei 48 Prozent festgeschrieben werden – bis zum Jahr 2031. Ein Rentenniveau von 48 Prozent heißt, dass die Standardrente bei 48 Prozent des aktuellen Durchschnittseinkommens in Deutschland liegt.
Forschungsinstitut warnt vor höheren Belastungen
Das Berliner Forschungsinstitut IGES rechnet mit höheren Belastungen, wenn nicht gegengesteuert wird. "Wenn man grundlegende Trends fortschreibt, ergibt sich in zehn Jahren eine Gesamtbelastung durch Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von knapp 49 Prozent", sagt IGES-Geschäftsführer Albrecht, "mit einem Spektrum zwischen knapp 46 bei günstiger und 53 Prozent bei ungünstiger Entwicklung." Heute sind es rund 42 Prozent des Bruttoeinkommens.
Kritik am Koalitionsvertrag
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Fratzscher, kritisierte, dass der Koalitionsvertrag von Union und SPD das Problem verschärfe. Anstelle von Vorschlägen zu einer Begrenzung des künftigen Beitragsanstiegs gebe es teure Versprechungen, wie beispielsweise ein stabiles Rentenniveau und eine ausgeweitete Mütterrente, so Fratzscher. Die Abgabenbelastung gilt als eines der Hemmnisse für ein Anlaufen der Konjunktur in Deutschland.
Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt sich ebenfalls besorgt über die Ankündigungen von CDU/CSU und SPD. "Reformen werden verschoben, weil sich die Koalitionspartner nicht einigen können", kritisierte IW-Steuer- und Sozialexperte Pimpertz.
Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Dittrich, kritisierte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe, im Koalitionsvertrag von Union und SPD fänden sich keine Verabredungen, wie man die "ausufernden Kosten" für die sozialen Sicherungssysteme in den Griff bekommen wolle. Dittrich appellierte an die Koalition, die Kosten für die Sozialsysteme nicht allein der jüngeren Generation aufzubürden.
Diese Nachricht wurde am 20.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.