Das "Grüner Strom"-Label gilt als das Anspruchsvollste, das von den Umweltverbänden BUND, NABU und dem Deutschen Naturschutzring sowie der Verbraucher Initiative getragen wird. Dieses Siegel hat seine Kriterien, anhand derer es die Anbieter überprüft, zu Beginn dieses Jahres verschärft. Zwei Anforderungen mussten Ökostromproduzenten schon immer erfüllen, um das "Grüner Strom"-Label zu bekommen.
"Das Produkt, was geliefert werden soll, muss zu 100 Prozent nachweisbar aus erneuerbaren Energien kommen. Es muss pro Kilowattstunde ein Mindestbetrag von einem Cent je Kilowattstunde in neue Anlagen oder Anlagen, die mit der Energiewende zu tun haben, investiert werden. Die Anbieter haben ihre Kunden außerdem zu beraten, wie sie Energie sparen können und dürfen nicht direkt an einem Kernkraftwerk beteiligt sein. Und es darf nicht in neue Kohlekraftwerke investiert werden jetzt. Das ist ein neues Kriterium jetzt.", erklärt Rosa Hemmers, die Vorsitzende des Vereins Grüner Strom Label e. V.
Doppelförderung für Endverbraucher vermeiden
Ökostromanbieter dürfen außerdem nicht die Umlage aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, EEG, kassieren. Damit möchte der Gesetzgeber die Doppelförderung aus Umlage und höherem Preis für Endverbraucher vermeiden. Zum fünften Mal seit der Gründung des Vereins 1998 ist der Kriterienkatalog an veränderte Rahmenbedingungen angepasst worden. Dazu gehören diesmal die veränderten Fördersätze des EEG.
"Bei Solaranlagen ist die Förderung zurückgegangen. Wir sehen aber, dass es durchaus gute Anlagen gibt, die realisiert werden sollten. Dann kann der Zuschuss von unserer Seite höher werden, beispielsweise. Oder im Bereich Bioenergieanlagen, Biogasanlagen ist eine drastische Reduzierung vorgenommen worden. Auch da sehen wir durchaus gute Anlagen, die dann von uns gefördert werden können, sofern sie umweltverträglich sind.", so Frau Hemmers.
Neu ist auch, dass sich ein Energieanbieter mit "Grüner Strom"-Label freiwillige Zusatzeigenschaften bescheinigen lassen kann. Zum Beispiel, dass er seine Kunden aus Anlagen beliefert, die ihm selbst gehören oder aus regionalen Kraftwerken. Manche Kunden wollen nämlich wissen, wieso ihr Strom nicht aus der Nähe kommt, beispielsweise aus der Windenergieanlage, die in Sichtweite steht. Rosa Hemmers redet dann mit dem Betreiber, der ja nicht gleichzeitig die EEG-Umlage in Anspruch nehmen und Ökostrom verkaufen darf.
"Dann nehmt die raus aus dem EEG. Ihr macht einen direkten Vertrag mit Kunden, die in der Umgebung sind. Und dann können die diesen Ökostrom bekommen. Wenn man sagt, da stehen jetzt vier, und eine davon ist dafür gedacht, die Versorgung in diese Ortschaft direkt zu gewährleisten, in Kombination mit einer Biogasanlage. Ich denke, solche umfassenden regionalen Konzepte, die würden die Akzeptanz deutlich erhöhen."
Wenn Ökostrom aus der Windkraftanlage nebenan kommt, akzeptieren Bürger eher, dass dafür eventuell eine neue Leitung gebaut werden muss, so die Erfahrung von Rosa Hemmers. Wobei der Leitungsbau meistens nicht das Hauptproblem ist.
"Es müssen intelligente Netze geschaffen werden. Es ist wichtig, Bürgeraktivitäten zu unterstützen, damit das nicht nur von großen Versorgungsunternehmen realisiert wird, sondern von denen, die jetzt schon die Energiewende zum großen Teil finanzieren. Das ist so, dass wir diesen Katalog erweitert haben um Energieeffizienzmaßnahmen, um innovative Projekte Netze, aber auch Speicher oder aber auch den Aufbau von Bürgerenergiegemeinschaften."
Mit Ökostrom spart man Geld
Den strengen Kriterien des "Grüner Strom"-Labels unterwirft sich lediglich ein Teil der deutschen Ökostromanbieter. Zwei davon, nämlich Naturstrom – auch von Grüner Strom gelabelt - sowie Lichtblick, schaffen es inzwischen, ausschließlich in Deutschland erzeugten Ökostrom zu verkaufen. Die meisten Anbieter kaufen aus Nachbarländern zu, Strom aus österreichischen, schweizerischen und dänischen Wasserkraftwerken.
Wer Ökostrom anbietet, kann sich als Unternehmen mit Umweltengagement darstellen. Und wer Ökostrom bezieht? Der spart manchmal sogar Geld, wie Uwe Hofrath. Nach einem kritischen Blick auf die monatlichen Kosten wechselte seine Familie den Stromanbieter.
"Dabei haben wir festgestellt, dass es Stromanbieter gibt, die Strom alleine aus erneuerbaren Energien liefern können und trotzdem preiswerter sind als unser lokaler, kommunaler Anbieter, bei dem wir immer fraglos Kunde gewesen sind. Dann haben wir das mal hinterfragt, und so sind wir dazu gekommen, dass wir einen Stromtarif gewählt haben, der laut Anbieter zu hundert Prozent Erneuerbare Energien-Strom liefert.", erklärt Uwe Hofrath.
Wem das nicht genügt, der sollte sich einen mit Label zertifizierten Ökostromanbieter suchen, denn der nutzt zusätzliche Gestaltungsspielräume.