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Ölpreis
Deutsche Produzenten kämpfen gegen Preisverfall

Der Ölpreis ist weiter im Keller. Rund 30 Dollar kostet ein Fass. In Deutschland ist die Förderung des schwarzen Goldes seit Jahrzehnten ein Nischenmarkt. Die wenigen Produzenten rechnen sich dennoch eine Zukunft aus.

von Alexander Budde |
    Eine Pferdekopfpumpe mit der in Deutschland Erdöl gefördert wird.
    Eine Pferdekopfpumpe mit der in Deutschland Erdöl gefördert wird. (imago/Sämmer)
    Erdöl wird auch in Deutschland gefördert. Immerhin knapp zweieinhalb Millionen Tonnen des schwarzen Goldes förderten Unternehmen wie Exxon Mobil und die BASF-Tochter Wintershall zu Tage – von der Offshore-Plattform Mittelplate etwa aus einem gleichnamigen Ölfeld im Nationalpark Schleswig Holsteinisches Wattenmeer. Die markanten Pferdekopf-Pumpen prägen aber auch andere norddeutsche Landschaften wie das Emsland in Niedersachsen, wo die industrielle Ölproduktion 1858 bei Wietze begann. Weniger bedeutsame Fördergebiete gibt es in Hessen und Rheinland-Pfalz.
    Im Vergleich zu Fördergiganten wie Russland oder den Golf-Staaten ist die heimische Branche ein Zwerg. Nach jüngsten Angaben des Branchenverbands WEG deckt Deutschland gerade mal zweieinhalb Prozent seines Verbrauchs mit Erdöl aus heimischer Förderung – beim Erdgas sind es immerhin 12 Prozent.
    Lohnt sich das überhaupt? Gernot Kalkoffen hat die Frage des Reporters auf der Jahrespressekonferenz in Hannover schon voraus geahnt – und der WEG-Chef setzt zu einem listigen Vortrag an:
    "Es ist immer gut, wenn man bei der Versorgungssicherheit mehrere Bezugsquellen hat, dass man nicht nur abhängig ist von den ganz Großen. Natürlich sind ein paar Prozent relativ wenig – aber von der gesamten Menge her ist es durchaus etwas, wo wir einen kleinen Beitrag haben, wo wir in Deutschland etwas produzieren können, Bohrungen machen, Technologie weiterentwickeln, dass man diese Technologie nicht nur in Deutschland anwenden kann, sondern auch im Ausland anwenden kann."
    "Kein Grund zur Panik" beschwichtigt der Branchenverband
    Ein Beitrag zur Versorgungssicherheit, deutsche Reinheitsgebote zum Segen der Welt – alles Argumente, die seit geraumer Zeit im Umlauf sind. Fakt ist: Der vor allem von der Förderung der Opec-Länder und der Schiefergas-Förderung in den USA verursachte Preisverfall hat auch hierzulande Auswirkungen auf die Produktion. Worüber Autofahrer und Heizölverbraucher im ganzen Land jubeln, das treibt den Managern von Förder- und Zulieferunternehmen Kummerfalten auf die Stirn. Investitionen bleiben aus, die Frage nach dem wirtschaftlichen Sinn einer weiteren Förderung aus sich erschöpfenden Reservoirs drängt sich auf. "Kein Grund zur Panik", übt sich WEG-Chef Kalkoffen in demonstrativer Gelassenheit.
    "Ich bin jetzt auch schon lange im Geschäft. Vor 15 Jahren, da war der Ölpreis bei 10 Dollar gewesen – und in dem Zeitraum haben wir Verfahren entwickelt, um zum Beispiel mehr Öl aus dem Boden zu produzieren, indem man nicht nur senkrecht in eine Lagerstätte hineinbohrt, zum Beispiel auch horizontal dann eben in eine Lagerstätte hineinbohrt – und damit mehr Öl pro Bohrung zu fördern, und damit einen Teil des Preisverfalls zu kompensieren, um nach wie vor in Deutschland zu produzieren."
    Das beschriebene Verfahren kam auch bei der Bohrung „Völkersen Nord Z 7“ östlich von Bremen im Landkreis Verden gelegen zum Einsatz – eines von gerade noch drei Bohrprojekten in ganz Deutschland, das im Vorjahr noch aktiv vorangetrieben wurde.
    In Völkersen wird Methan, also Erdgas, aus einer Lagerstätte in rund 5.000 Metern Tiefe gefördert. Die Region ist das Epizentrum der heimischen Gasförderung, hier wurde bereits so viel Erdgas gefördert, wie Deutschland im Jahr verbraucht. Weil die Zapfstellen versiegen, bedürfte es dringend einer hydraulischen Stimulation, damit das Erdgas wieder von sich aus in das Bohrloch strömt.
    Bei rund 300 Fracks in den letzten 50 Jahren habe es nicht eine einzige Havarie gegeben, betont Kalkoffen. Doch wegen der Bürgerproteste hielt sich die Branche seit 2011 mit neuen Projektanträgen zurück. Die Folge: Kurzarbeit und Personalabbau auch bei der Zulieferindustrie, in einzelnen Firmen bis zu 70 Prozent. Chef-Lobbyist Kalkoffen sieht mit den Bohrcrews auch das Knowhow schwinden – und fordert die Parteien der großen Koalition auf, die gesetzliche Regelung der umstrittenen Fördermethode Fracking nach jahrelanger Debatte zum Abschluss zu bringen.