Die Entscheidung der OPEC und der dadurch ausgelöste weitere Sturz des Ölpreises haben die Talfahrt des russischen Rubels noch einmal beschleunigt. Für einen US-Dollar mussten am Morgen bis zu 49,60 Rubel bezahlt werden, für einen Euro knapp 62 Rubel – so viel wie noch nie. Der Moskauer Aktienindex büßte 3,7 Prozentpunkte ein und rutschte auf den tiefsten Stand seit 2009.
Die russische Geschäftswelt ist von Panikreaktionen weit entfernt, kaum jemand äußert sich öffentlich. Igor Setschin, Chef des größten russischen Ölkonzerns Rosneft, sagte bereits gestern, er rechne sogar mit einem weiteren Preisverfall auf bis zu 60 Dollar im kommenden Sommer. Sein Unternehmen werde die Förderung deshalb nicht drosseln, aber einige teure neue Projekte aufschieben. Petr Panow vom Finanzdienstleister Lakeshore International in Russland erläuterte im russischen Sender RBC:
"Die derzeitigen Fördermengen aufrechtzuerhalten, ist kein Problem. In den meisten russischen Regionen liegen die Förderkosten bei 10 bis 15 Dollar pro Barrel. Es kann aber schwer werden, investitionsintensive neue Projekte zu starten. Gerade im Schelf in Ostsibirien werden sie unrentabel, sobald der Preis unter 80 oder 70 Dollar fällt."
Investitionen werden aufgeschoben
Die technologisch aufwendigen Projekte sind bereits aufgrund der gegen Russland verhängten Sanktionen gefährdet. Leonid Fedun, Vizepräsident von Lukoil, sagte gestern, niedrige Einnahmen könnten durch den niedrigen Rubelpreis ausgeglichen werden. Lukoil hat allerdings bereits in den ersten drei Quartalen 2014 ein Viertel seiner Gewinne eingebüßt. Und schon jetzt haben die Unternehmen Schwierigkeiten, ihre ausländischen Kredite zu bedienen. Der Finanzexperte Pjotr Panow:
"Russische Unternehmen sind mit über 170 Millionen Dollar[*] verschuldet, zumeist Ölunternehmen. Das wird ein Problem. Die Unternehmen werden wohl den Staat um Hilfe bitten."
Rosneft hat das bereits vor Monaten getan. Russlands Staatshaushalt aber speist sich zu knapp 50 Prozent aus Energieexporten.
[*] Anm. d. Red.: Im Originalton sprach Pjotr Panow zwar von "Millionen", nach Angaben unserer Korrespondentin liegt die Gesamtverschuldung der Unternehmen aber bei mehreren Milliarden Dollar, sodass womöglich ein Versprecher vorliegt.