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Österreich
Chefredakteur wehrt sich gegen Kritik von Kollegen

Nach Enthüllungen über die Finanzen der ÖVP steht die Wochenzeitung "Falter" in der Kritik. Die Partei hat eine Klage eingereicht. In der Berichterstattung anderer Medien werde er auch persönlich angefeindet, erzählt Chefredakteur Florian Klenk im Dlf.

Florian Klenk im Gespräch mit Sebastian Wellendorf |
    Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung "Der Falter", Florian Klenk
    Der Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung "Falter", Florian Klenk, wird auch von Kollegen kritisiert. (imago / Future Image)
    Schon Anfang September berichtete die Wiener Wochenzeitung "Falter" über die ÖVP. Die Partei von Ex-Kanzler Sebastian Kurz sei hochverschuldet, heißt es in den Berichten. Außerdem seien möglicherweise Wahlkampfkosten und Großspenden verschleiert worden.
    Seit den Enthüllungen werden die Journalisten des "Falter" massiv angegriffen – auch von Journalistenkollegen. Er erlebe "eine Grenzüberschreitung, die ich in 25 Jahren, in denen ich Journalist bin, nicht erlebt habe. Und ich vermute, dass man sich von der ÖVP Inserate erhofft und Stimmung machen will gegen den Journalisten, der kritisch über die ÖVP berichtet hat". In Österreich schaltet die Regierung Werbeanzeigen in Medien - zum Teil in erheblichem Umfang. Für die entsprechenden Medien ist das eine wichtige Einnahmequelle.
    "Sozialen Netzwerke mit Journalismus fluten"
    Klenk bezog sich auch auf den Umgang von FPÖ-Politikern mit der Ibiza-Affäre von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache, die zunehmend umgedeutet werde: "Es gibt auf der einen Seite Menschen, die das Ibiza-Video richtig einordnen. Das ist die nüchterne, rationale Seite. Politik kommuniziert aber heute nicht nur über uns klassische Medien, sondern auch über soziale Medien, über Echokammern."
    Um dem zu begegnen, sollten klassische und seriöse Medien die sozialen Netzwerke mit Journalismus fluten, so Florian Klenk, der damit an eine Äußerung von ORF-Journalist Armin Wolf erinnerte.