Regierungskrise
Österreich: Kein Aus für Koalition aus ÖVP und Grünen nach unabgestimmtem Votum für EU-Gesetz

Der österreichische Bundeskanzler Nehammer hat trotz der Regierungskrise ein vorzeitiges Ende der Koalition seiner ÖVP mit den Grünen ausgeschlossen. Nehammer sagte vor einem EU-Treffen in Brüssel, er werde nicht zulassen, dass das Land im Chaos versinke.

    Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und die Bundesministerin für Klimaschutz, Lenore Gewessler (Grüne).
    Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und die Bundesministerin für Klimaschutz, Lenore Gewessler (Grüne) (Archivbild). (IMAGO / Eibner Europa )
    Eine Periode ohne Regierung wäre mit erheblichen Mehrkosten für die Steuerzahler verbunden. Zugleich warf der konservative Politiker den mitregierenden Grünen vor, Ideologie über Verfassung und Recht zu stellen. Mit dem nicht abgestimmten Ja von Umweltministerin Gewessler zum umstrittenen EU-Renaturierungsgesetz habe die Partei ihr wahres Gesicht gezeigt, sagte Nehammer.
    Am Vormittag hatte Umweltministerin Gewessler von den Grünen bei einem Treffen in Luxemburg dem EU-Renaturierungsgesetz zugestimmt. Ohne ihre Ja-Stimme wäre keine qualifizierte Mehrheit erreicht worden. Dafür sind 15 Mitgliedsländer erforderlich, die gemeinsam mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung vertreten.

    Kanzleramt kündigt Klage gegen Gewessler an

    Gewesslers Votum war nicht mit Kanzler Nehammer und dessen ÖVP abgestimmt. Das Bundeskanzleramt in Wien kündigte umgehend eine Nichtigkeitsklage vor dem Europäischen Gerichtshof und eine Klage gegen Gewessler wegen Amtsmissbrauchs an. Die Grünen-Politikerin hatte hingegen vor ihrem Votum betont, dass ihr Schritt juristisch abgesichert sei.

    Wahl in drei Monaten

    In Österreich soll am 29. September ein neuer Nationalrat gewählt werden. Erwartet wird ein starkes Ergebnis für die rechtspopulistische FPÖ. Sie war bei der Europawahl mit 25,4 Prozent stärkste Kraft geworden. Die Regierungsparteien ÖVP und Grüne hatten hingegen Mandate verloren.
    Diese Nachricht wurde am 17.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.