Sprechchöre für Präsidentschaftskandidat Nobert Hofer in einem Bierzelt in Wels. Die Stadt in Oberösterreich ist eine FPÖ-Hochburg. Entsprechend ist der Auftritt von Norbert Hofer und Parteichef Heinz-Christian Strache ein Heimspiel:
"Wir haben ja schon längst die Obergrenze von 37.500 bei weitem überschritten. Verkauft man die Menschen für blöd?"
Strache ist der aggressivere Redner, Hofer der zurückhaltendere. Doch die Kernaussagen bleiben diegleichen: Es gibt zu viele Flüchtlinge, und: Die Dominanz der Regierungsparteien muss ein Ende haben. Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer:
"Ich sage jenen, die mich jetzt bekämpfen: Je mehr ihr mich bekämpft, umso stärker werde ich." (Jubel)
Die 5.000 Zuhörer in Wels sind begeistert:
Mann: "Der Hofer ist sympathisch."
Frau: "Die Asylpolitik: Schauen Sie mal in die Stadt Linz und fahren Sie mal mit der Straßenbahn. Das ist man nicht mehr sicher, und schon gar nicht als Frau."
Verdruss an den politischen Systemen
Szenenwechsel nach Kärnten, an den Millstätter See. Eigentlich habe sie nichts gegen Flüchtlinge, sagt diese Frau in Millstatt, aber:
"Wir Österreicher haben weniger Rechte als die Asylanten. So schaut’s aus. Die Asylanten werden dreimal am Tag bewirtet, sie haben Frühstück, Mittagessen und Abendessen, das hat oft eine österreichische Familie nicht."
Was ist los in Österreich? Das Land ist nach wie vor eines der reichsten Länder Europas, doch fast 50 Prozent haben in der ersten Präsidenten-Stichwahl den Kandidaten der FPÖ gewählt. Sind die alle rechtsextrem? Nein, keineswegs, sagt der Bürgermeister von Millstatt, Johann Schuster, selbst von der SPÖ, also Sozialdemokrat:
"Es ist ein Verdruss der Menschen an den herrschenden politischen Systemen, an den Zentrumsparteien – und das ist einfach eine Trotzreaktion."
Dabei gibt es in Millstatt selbst so gut wie keine Flüchtlinge. Dorothea Gmeiner-Jahn ist Gemeinderätin für die Grünen. Sie sagt zu den FPÖ-Wählern:
"Vieles ist Unwissen. Und man sieht’s ja auch am deutschen Wahlergebnis AfD: Die Regionen, wo wenig Flüchtlinge überhaupt sind, sind unter Umständen die, wo die Angst auch am größten ist."
FPÖ als "normale" Partei
Der Unterschied zu Deutschland und der AfD: Die FPÖ ist in Österreich längst eine normale Partei geworden - sagt Alexandra Föderl-Schmid, Chefredakteurin der Tageszeitung "Der Standard":
"Der Aufstieg der FPÖ begann 1986 mit Jörg Haider, und sie hat sich mittlerweile als stabile Größe etabliert."
Die Stärke der FPÖ resultiert auch aus der Schwäche der beiden Regierungsparteien, sagt der Politikwissenschaftler Thomas Hofer:
"Man imitiert das Thema Nummer eins der Freiheitlichen, das Thema Migration, Zuzug, Asylanten, und versucht ihnen damit das Wasser abzugraben. Der Effekt ist nur der genau gegenteilige. Denn in diesem Politikbereich ist die FPÖ nicht zu überholen, das ist sie der Schmied und die anderen sind nur der Schmiedl."
Nicht alle bei der sozialdemokratischen SPÖ und der Volkspartei ÖVP sind für dieses Imitieren. Der SPÖ-Bürgermeister von Millstatt, Johann Schuster, sagt seufzend: Es schmerzt - hätten wir nur eine Angela Merkel:
"Das schmerzt durchaus, wenn die Entscheidungsträger der großen Parteien, die vorher eigentlich eine andere Einstellung gehabt haben, aus populistischen Gründen jetzt dann da in diese Richtung tendieren. Da lob‘ ich mir Eure Angela, die dazu steht, und damit eigentlich beweist, dass sie die große Politikerin in Europa ist."