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Österreichs Medienlandschaft
"Boulevardisierung der Politik"

In der Bundeshauptstadt Wien decken drei Zeitungen über 70 Prozent der Leserschaft ab, sagte Politikwissenschaftler Fritz Plasser im Dlf. Dabei handle es sich um die drei Boulevardblätter "Kronen Zeitung", "Heute" und "Österreich". Deren Marktmacht beeinflusse auch die Politik.

Fritz Plasser im Gespräch mit Brigitte Baetz |
    Werbung mit Leseproben für Kronen Zeitung und Kurier hängen an Pfählen.
    Boulevardmedien spielen für politische Kommunikation in Österreich eine überdurchschnittlich große Rolle (imago)
    Die drei Boulevardzeitungen "Kronen Zeitung", "Österreich" und "Heute" decken in der österreichischen Bundeshauptstadt Wien "über 70 Prozent der Zeitungsleserschaft ab", so Politikwissenschaftler Fritz Plasser. Diese Marktmacht sei im Vergleich mit anderen Ländern Westeuropas beispiellos. Eine Konzentration, die nicht ohne Folgen für die Politik bleibe, wie Plasser meint. Politikerinnen und Politiker sowie Medienschaffende seien sich über den großen Einfluss der Boulevardmedien in Österreich weitestgehend einig und das habe Auswirkungen auf das Handlungsverständnis dieser Akteure.
    Boulevardisierung der Politik
    Sehr viele Politiker und Politikerinnen in Österreich agierten mittlerweile so, als ob sie Redakteurinnen und Redakteure der "Kronen Zeitung" wären. "Sie denken bereits zu sehr in Nachrichtenwerten, Nachrichtenfaktoren, was ist emotionalisierend, welches Thema ist mobilisierend", so Plasser. Diese Gedanken führten dazu, dass Sie emotionalisierende Themen und Argumente in den Vordergrund stellten.
    Verhältnis FPÖ und "Kronen Zeitung"
    Seit der Veröffentlichung des Strache-Videos am Freitag sei aber auch die "Kronen Zeitung" – der vielfach ein zu distanzloses Verhältnis zur FPÖ vorgeworfen worden war – in der Berichterstattung über die FPÖ sehr kritisch. "Man spürt eine anhaltende Verärgerung."
    Im Gegensatz zur "Bild", mit der die "Kronen Zeitung" von deutscher Seite oft verglichen werde, gehe die "Kronen Zeitung" grundsätzlich mehr in die Tiefe und böte in ihren täglichen Ausgaben einen deutlich größeren Politikanteil, der nicht nur nationale, sondern auch europäische und internationale Politik breit abdecke, meint Plasser. Die "Kronen Zeitung" habe deswegen "insgesamt ein viel breiteres redaktionelles Konzept" als die "Bild-Zeitung".