Nach einer verbreiteten Deutung kam die Himmelsscheibe auf dem Mittelberg bei Nebra als Beobachtungshilfe zum Einsatz. Eine besondere Rolle soll demnach der Brocken spielen, der höchste Berg des Harz. Hinter ihm – so heißt es – gehe die Sonne zur Sommersonnenwende unter. Schon damals hätten die Menschen mit Hilfe der Himmelsscheibe den Lauf der Sonne präzise verfolgt.
Dies ist gleich in doppelter Hinsicht falsch. Zum einen geht die Sonne zur Sommersonnenwende vom Mittelberg aus nicht genau hinter dem Brocken unter, sondern etwa zwei Grad weiter links.
Zum anderen ist der 85 Kilometer entfernte Brocken von dort praktisch nicht zu sehen. Ihn verdecken Hügel im Vordergrund. Das zeigt der Anblick vom Mittelberg, der sich mit Hilfe von dreidimensionalen Geländekarten simulieren lässt. Sie basieren auf den metergenauen Daten von Radarsatelliten.
Auch wenn der heute dicht bewaldete Mittelberg vor Jahrtausenden baumfrei gewesen sein sollte, so war der Brocken damals sicher keine auffällige Horizontmarke. Selbst vom dreißig Meter hohen Turm, der dort heute steht, ist der Brocken nur vage auszumachen.
Dies besagt natürlich nichts über den Fundort oder das Alter der Himmelsscheibe von Nebra. Allerdings widerlegt es eine sehr schwärmerische Erzählung über ihre Nutzung.