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Offensive in Syrien
Kurden ziehen sich zurück

Die Türkei setzt ihre Bodenoffensive in Syrien fort. Auf bewaffnete Verbände der syrischen Kurden werden die Soldaten dabei wohl nicht treffen: Diese begannen nach eigenen Angaben mit dem Rückzug auf das Gebiet östlich des Euphrats - das hatten sowohl die Türkei als auch die USA gefordert.

    Türkische Panzer fahren in Richtung der syrischen Grenze nahe Karkamis.
    Türkische Panzer fahren in Richtung der syrischen Grenze nahe Karkamis. (AFP / BULENT KILIC)
    Einen Tag nach dem Beginn der Großoffensive drangen bei Karkamis türkische Soldaten mit schwerem Kriegsgerät nach Syrien vor. Die türkischen Streitkräfte setzten bei dem "Schutzschild Euphrat" genannten Einsatz in der Umgebung der Grenzstadt Dscharablus Kampfjets, Panzer und Artillerie ein.
    Die an der Seite der Türkei kämpfenden Rebellen der Freien Syrischen Armee FSA hatten die Stadt am Westufer des Euphrats am Mittwoch eingenommen. Der türkische Verteidigungsminister teilte mit, dass der Einsatz zur vollständigen Kontrolle von Dscharablus weitergehe.
    Syrische Rebellen rücken weiter nach Osten vor
    Die Offensive richtet sich nach Angaben der Regierung in Ankara sowohl gegen die Terrormiliz IS als auch gegen die syrisch-kurdische Partei der Demokratischen Union, die von den USA unterstützt wird. Ankara will die Ausweitung der kurdischen Einflussgebiete in Syrien und somit die Entstehung eines eigenständigen kurdischen Autonomiegebietes verhindern.
    Karte zur aktuellen Lage in Nordsyrien mit Einflussbereichen der Konfliktparteien.
    Bodenoffensive der Türken in Syrien. (picture-alliance/ dpa-infografik)
    Die Rebellen der Freien Syrischen Armee FSA rückten unterdessen nach Angaben der US-geführten Anti-IS-Koalition weiter nach Osten vor. Die Kämpfer hätten den Euphrat überquert und bereiteten die Erstürmung der von den Islamisten gehaltenen nordsyrischen Stadt Rakka vor, sagt ein Sprecher.
    Syrischer Botschaft kritisiert Türkei
    Die syrische Regierung kritisierte die türkische Invasion. Der Botschafter in Moskau, Riad Haddad, sagte der Agentur Interfax, die Türkei müsse ihr Vorgehen mit der Regierung in Damaskus koordinieren. Der Einsatz von Panzern unter dem Schutz der US-Luftwaffe sei eine schwere Verletzung der Souveränität.
    Der Konfliktforscher Jochen Hippler sagte im Deutschlandfunk, die Angriffe der türkischen Armee ohne Zustimmung der syrischen Regierung seien "hart an der Grenze". Sie seien zwar verständlich, aber völkerrechtlich fragwürdig. Dass sich die USA hinter Ankara stellten, zeuge vom Scheitern der westlichen Politik in Syrien.
    Russland zeigte sich unterdessen besorgt über Kämpfe zwischen kurdischen Einheiten und syrischen Regierungstruppen in der Stadt Hasaka. Der Konflikt spiele denjenigen in die Hände, die Syrien zerstören wollten, sagt eine Sprecherin des Außenministeriums in Moskau. Die Kurden hatten die Armee in Hasaka in dieser Woche praktisch besiegt.
    Sie sehen syrische Kurden, sie fliehen auf einem Lastwagen aus Hasaka im Nordosten des Landes.
    Syrische Kurden fliehen auf einem Lastwagen aus Hasaka im Nordosten des Landes. (AFP / Delil Souleiman)
    Kritik am Einsatz von Chemiewaffen
    Nach dem neuen UNO-Expertenbericht über den Einsatz von Chemiewaffen im syrischen Bürgerkrieg forderten Deutschland und Frankreich Konsequenzen des Sicherheitsrates. "Wir verurteilen den skrupellosen und rücksichtslosen Einsatz international geächteter chemischer Waffen gegen die syrische Bevölkerung, von welcher Seite auch immer, auf das Schärfste", erklärte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault teilte mit, die Nutzung dieser Waffen sei ein Gräuel, das "die belastende Rolle des Regimes bei der anhaltenden Verschlechterung der Situation in Syrien ins Licht rückt".
    Eine Untersuchungskommission der Vereinten Nationen war zu dem Schluss gekommen, dass das Assad-Regime, aber auch die IS-Terrormiliz in den vergangenen zwei Jahren Chemiewaffen eingesetzt haben. Die Kommission war nach mutmaßlichen Chlorgasangriffen gegen drei syrische Dörfer im Jahr 2015 eingesetzt worden. Eigentlich hatte die syrische Regierung bereits im Jahr 2013 zugestimmt, ihre Chemiewaffen im Ausland zerstören zu lassen. Rund 600 Tonnen Chemikalien waren in der Folge vernichtet worden.
    (hba/adi)