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Offshore-Windenergie
Die erste Anlage, die sich selbst installiert

Stetiger, kräftiger Wind auf dem Meer ist optimal für die Energiegewinnung. Die Einzelteile einer Windenergieanlage auf Hohe See zu bringen und dort zusammenzusetzen, ist allerdings aufwändig und teuer. Ein spanisches Unternehmen hat deshalb eine Anlage entwickelt, die sich selbst installiert.

Von Monika Seynsche |
Vor der Küste der Kanarischen Insel dreht sich das erste Windrad, das sich selbst installiert hat
Vor der Küste der Kanarischen Insel dreht sich das erste Windrad, das sich selbst installiert hat (Esteyco)
Javier Nieto ist ein zurückhaltender Herr um die 50, schlank und schmächtig, mit dunklem Haar und dunklen Augen. Aber wenn er anfängt, von seinem Windrad zu erzählen, leuchten die Augen und die Hände gestikulieren.
"Es wurde letzten Sommer vor der Küste der Kanarischen Inseln installiert und seit Anfang diesen Jahres liefert es Strom."
Sieben Jahre Forschungsarbeit stecken in der Anlage. Es ist das erste Windrad der Welt, das sich komplett selbst installiert.
"Es hat zwei Besonderheiten: Die Basis treibt während des Transports als schwimmendes Floß auf dem Wasser. Und der Turm darauf ist ein Teleskopturm. Dadurch kann die Turbine schon an Land auf den Turm gesetzt werden, ohne dass dieser dadurch zu hoch für den Transport würde. Die ganze Anlage wird also im Hafen zusammengebaut und dann mit einem einfachen Schlepper zu ihrem Standort im Meer gebracht."
Teleskopturm schiebt sich vor Ort auseinander
Dort angekommen öffnen sich Ventile in der hohlen Basis und Wasser tritt ein. Dadurch sinkt das schwimmende Floß auf den Meeresgrund und dient der Anlage als Fundament. Gleichzeitig schiebt sich der Teleskopturm nach oben, bis Turbine und Rotorblätter die endgültige Höhe erreicht haben.
"All diese Prozesse werden per Wlan von einem Kontrollschiff aus ferngesteuert: die Ventile, die Pumpen und die hydraulischen Hubgeräte, die die einzelnen Turmsegmente anheben. Während das passiert, ist also kein Mensch auf der Anlage."
Für die Installation auf See wird kein Schwerlastkran gebraucht um den Turm aufzubauen, kein Hammer, um das Fundament in den Meeresboden zu rammen. Dadurch können die spanischen Ingenieure auf den Einsatz teurer Spezialschiffe verzichten.
"Solche Installationsschiffe kosten 200 bis 300.000 Euro pro Tag. Und bislang gibt es sie auch nur in der Nordsee. In Asien, den Vereinigten Staaten und anderen Weltregionen fehlen sie noch. Das wird kommen, aber zurzeit gibt es dort einen Engpass."
Die Komponenten lassen sich lokal fertigen
Und noch einen weiteren Vorteil bietet die sich selbst installierende Windenergieanlage. Fundament und Turm bestehen komplett aus Beton, der überall verfügbar ist.
"Alle Teile können lokal hergestellt werden. Beton, Stahlverstärkungen und die Hubgeräte sind Standardware und der Bau der Einzelteile erfordert kein Spezialwissen. Damit erfüllen wir eine Grundbedingung vieler Zulassungsbehörden."
Das Prinzip funktioniert. Wenn es erstmal serienreif ist, könnte das Preis-Leistungsverhältnis deutlich besser ausfallen als das heutiger Off-Shore-Windräder. Als nächstes auf dem Weg dahin wollen Javier Nieto und sein Team die Teleskopwindräder in einem kleinen Windpark testen.