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Offshore-Windparks
Spezialschiffe sollen Projekte vorantreiben

Vor den deutschen Küsten werden seit Jahren große Windparks errichtet. Die Installation neuer Turbinen ist allerdings nur mit Spezialschiffen möglich. Forscher befürchten nun, dass es bald an geeigneten Schiffen mangeln könnte.

Von Monika Seynsche |
    Das Schiff sieht aus wie ein ganz normales Schiff - bis es im Windpark angekommen ist. Dann fährt es Stelzen aus, die sich auf den Meeresboden stellen und das Schiff nach oben stemmen. So schwebt der Rumpf selbst bei Wellengang ruhig über der Meeresoberfläche und ein Kran kann die Fundamente von Windenergieanlagen ins Wasser lassen. Für solche Installationsschiffe interessiert sich Peter Frohböse. Er leitet die Offshore-Abteilung beim technischen Beratungsunternehmen DNV GL.
    "Wir beraten Projektierer bei der Auswahl von Schiffen, wir beraten Investoren hinsichtlich der Risiken in Projekten und da ist auch das Installationsschiff immer ein ganz großer Knackpunkt weil man sicherstellen muss dass das Schiff geeignet ist für das Projekt und das es auch verfügbar ist und die Arbeiten wirklich durchführen kann."
    Die ersten Offshore-Windparks wurden mithilfe von Schiffen gebaut, die für die Installation von Öl- und Gasbohrplattformen konstruiert worden waren. Es gab immer wieder Verzögerungen, da zu wenige solcher Schiffe verfügbar waren. Und sie waren nicht für diesen Einsatz perfektioniert: zu groß, zu unflexibel und zu langsam.
    Aktuell Überangebot von Spezialschiffen
    "Im Offshore Windenergiebereich haben wir Serieninstallationen also wir wollen 80 oder 100 Windenergieanlagen am Stück installieren das heißt, das Schiff macht nicht nur eine Fahrt und setzt das Gerät ab sondern es muss das ganze ja 80 mal installieren bzw. auch mehrmals hin und herfahren."
    Schnelle Schiffe sind deshalb wichtig, mit genug Platz an Deck für mehrere Anlagen und mit geeigneten Kränen. In den vergangenen Jahren sind viele solcher speziellen Windenergie-Installationsschiffe gebaut worden. Peter Frohböse und seine Kollegen haben sich angeschaut, wie viele heute im Einsatz sind und berechnet, wie viele in Zukunft benötigt werden. Das Ergebnis ist erstmal ein positives: zurzeit gibt es mit knapp 40 Installationsschiffen sogar ein kleines Überangebot, so dass die bislang sehr hohen Mietkosten für die Schiffe in nächster Zukunft sinken sollten.
    "Es gibt große Pläne und es werden mehr Schiffe gebraucht und es werden dann auch wieder andere Schiffe gebraucht, weil derzeit sprechen wir über 5 MW Windenergieanlagen also Größenordnungen wie 130 Meter Rotordurchmesser und dann entsprechende Turmhöhen und entsprechende Gewichte, während in der Zukunft, wenn wir weiter Offshore gehen und sich andere Anlagen entwickeln, dann sprechen wir vielleicht über sechs, sieben acht oder neun MW-Anlagen mit größeren Dimensionen. Das heißt, da sind dann die Schiffe, die jetzt in Betrieb kommen auch schon wieder zu klein für bzw. müssen umgerüstet werden."
    Riesenschiff soll in Zukunft bei Wartungsarbeiten helfen
    In zehn Jahren dürfte nur noch ein Bruchteil der heutigen Schiffe für die Installation geeignet sein, befürchtet er. Sind die Windparks einmal gebaut, werden sie auch weiterhin auf Schiffe angewiesen sein. Die Anlagen sind auf etwa 20 Jahre ausgelegt und müssen regelmäßig gewartet und im Notfall schnell repariert werden. Tom Obdam vom niederländischen Energieforschungszentrum ECN in Petten hat untersucht, wie diese Wartungsarbeiten möglichst kosteneffizient durchgeführt werden können.
    "Gerade wenn wir weiter hinaus aufs Meer gehen, können wir nicht jeden Tag vom Hafen aus hin fahren, dafür ist die Fahrtzeit viel zu lang. Wir schlagen deshalb ein großes Mutterschiff vor, dass sich ständig im Windpark aufhält und mit einer flexiblen Gangway ausgestattet ist, die die Bewegungen des Schiffes ausgleicht, so dass die Techniker selbst bei hohem Wellengang vom schwankenden Schiff auf die starren Windenergieanlagen gelangen können. Dieses Mutterschiff sollte außerdem reichlich Platz für kleine Ersatzteile bis etwa 1000 kg bieten. Unseren Ergebnissen zufolge sind das die beiden kritischen Punkte für eine effiziente Wartung der Windparks."
    Und die ist entscheidend für den Ertrag der Anlagen. Denn jede Stunde Stillstand kostet Geld.