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Ohne Kabelsalat

Der PowerLAN-Adapter ist eine kleine Box, die das vernetzte Leben leichter machen soll. Das Gerät ermöglicht es, große Datenmengen durch das Haus zu senden, ohne ein Kabel verlegen zu müssen - die Box nutzt einfach das vorhandene Stromnetz dazu.

Von Gerd Pasch |
    "Die entscheidende Frage für den Erfolg eines Unternehmens ist das Produkt. Wenn ein Produkt sich verkaufen lässt, wenn es vom Markt erwartet wird, gerne genommen wird, dann steht dem Erfolg nichts mehr im Wege."

    Und genau so ein Produkt hatte der Jungunternehmer Heiko Harbers, nämlich den PowerLAN-Adapter: eine kleine Box, die PCs und andere Geräte eines Computernetzwerkes miteinander verbindet und zwar über die im Haus allemal verlegten Stromkabel.

    "Unsere Technik hat den Vorteil, dass man sehr hohe Datenmengen durchs ganze Haus transportieren kann, ohne neue Kabel legen zu müssen, ohne Löcher bohren zu müssen. Wir können also brutto 200 MegaBit an jeden beliebigen Punkt des Hauses bringen. Das ist absolut ausreichend um zum Beispiel IPTV, Internetfernsehen, überall hin zubringen; mehrere HD-Kanäle können übertragen werden," schwärmt Produktionsleiter Werner Fehn. Die beiden Manager des in Aachen angesiedelten Elektronikherstellers Devolo verweisen mit Stolz auf die Entwicklung ihres Geschäftes: Seit der Gründung im Jahre 2002 erleben sie jedes Jahr eine Wachstumssteigerung von mehr als 20 Prozent. Auf dem Markt der sogenannten Home-plug-Geräte agiert Devolo nahezu konkurrenzlos - in Europa mit einem Marktanteil von 70 Prozent. Und in Deutschland hat das Aachener Unternehmen sogar mehr als 80 Prozent Marktanteil. Dafür investiert Geschäftsführer Heiko Harbers vor allem in Forschung und Entwicklung. 50 Ingenieure tüfteln in den Labors an den Produkten von morgen.

    Elektronikingenieur Markus Horbach zeigt auf das Innenleben eines PowerLAN-Adapters:

    "Unsere Hauptherausforderung ist, es so klein wie möglich hinzubekommen. Weil wir gerne kompakte Geräte haben wollen. Man kann es hier sehen: Die Platine hier ist die kleinstmögliche Variante, die wir je hatten. Früher bestand das aus zwei Platinen. Also war die Aufgabe, den Platz einzusparen, um die Platine noch kleiner zu machen. Die untere Platine, wenn man hierhin guckt, ist auch noch kleiner geworden."

    Die Miniaturisierung ist eine Herausforderung, andere heißen Strom sparen und Datendurchsatz steigern, sagt Heiko Harbers.

    "Wir werden immer mehr Bedarf haben an Bandbreite. Und dieser Bedarf kommt in erster Linie vom HD-Fernsehen, also dass man Videodaten im Haus verteilen möchte. Und gerade für diese Videodaten brauchen wir einen kontinuierlichen Datenstrom."

    Für die Qualitätskontrolle hat Werner Fehn sogar eigene Messgeräte bauen müssen.

    "Soweit vorne in der Technologie kann man nun mal keine Messgeräte, Werkzeuge im Handel kaufen."

    "Was haben Sie denn hier aufgebaut?"

    "Sie sehen hier eine große graue Kiste mit Metallverschlüssen, wo wir immer ein Pärchen von PowerLAN-Adaptern hineinstecken können. Und wo wir völlig ungestört von äußeren Einflüssen, Strahlungen, Störungen messen können. Wir können auch noch mehr, wir können dezidierte Einflüsse aufnehmen, messen und wieder reproduzieren."

    Devolo lässt sein Massenprodukt, den PowerLAN-Adapter, in Asien fertigen. Im Logistikbetrieb neben der Unternehmenszentrale in Aachen werden die Geräte zusammen mit Handbuch, Installations-CD und Kabeln verpackt und verschickt. Ein Risiko bei der Produktion in Asien sieht Heiko Harbers indes nicht.

    "Bis jetzt haben wir damit keine negativen Erfahrungen gemacht. Wir führen es darauf zurück, dass wir sehr schnell sind, bevor von irgendwo her unser Produkt kopiert wird, dass wir schon wieder ein neues auf den Markt bringen."

    Kleinere Serien aber, vor allem die mit den neuesten Produkten, die lässt Devolo grundsätzlich in Deutschland fertigen. Das sei effizienter. Innovationen ließen sich schneller umsetzen. Produktmanager Fehn sieht das Wachstumspotenzial seines Unternehmens mit Produkten für die Heimvernetzung.

    Dabei wird das Fernsehgerät im Wohnzimmer zur Schaltzentrale.

    "Wo man dann ganz schön sein Heimnetzwerk steuern kann, Internet nutzen kann. Man wird sicherlich nicht am Fernsehgerät ein Word-Dokument bearbeiten. Man kann dort sehr wohl mal YouTube gucken. Man kann die Haussteuerung machen und sehr schön Timer programmieren. Unser Produkt wird letztendlich in der Lage sein, das alles zu adressieren, technologisch an der Stelle keinerlei Limits! Wir müssen nur genauer hinschauen, was da die Kundenanforderungen, die Kundenerwartungen im Details sind."

    Das Aachener Unternehmen Devolo entwickelt heute nicht mehr allein für den Endverbraucher, sondern auch für Hersteller von Elektroinstallationsgeräten. Laut einer Verordnung dürfen seit Anfang des Jahres bei Neuinstallationen nur noch intelligente Stromzähler verbaut werden.

    "Intelligent ist es schon, wenn der Stromzähler einen Kommunikationsanschluss hat. Er ist nur nicht immer nutzbar, wenn der Kunden mit dem Laptop in den Keller gehen muss, um Daten ab zugreifen. Deswegen bietet sich da wieder PowerLAN an, und wir haben da Geräte entwickelt, die letztendlich die Verbindung vom Stromzähler zum DSL-Modem schaffen."

    Und Heiko Harbers liefert den entsprechenden Adapter. Diesen Bereich will der Devolo-Geschäftsführer ausbauen. Er blicke deshalb optimistisch in die Zukunft, sagt er. Aber auch wachsam.

    "Ich sehe schon, dass da massiver Wettbewerb aus Asien kommt. Somit haben wir die einzige Chance in Deutschland durch Innovation, durch Weiterbildung, durch Knowhow–Aufbau, qualifizierte Mitarbeiter, enge Zusammenarbeit mit der Hochschule gerade hier in Aachen – da können wir hier noch viel bewegen."