Olivenbäume sind an ein warmes Klima und auch an Trockenheit gewöhnt. Deshalb wachsen sie vor allem am Mittelmeer. Zu viel Trockenheit kann allerdings auch schaden: In den vergangenen Sommern sorgten extreme Hitze, Wassermangel und Schädlinge für Ernteeinbrüche.
Der Jahresertrag in Spanien, dem größten Olivenölproduzenten, lag in den vergangenen Jahren im Schnitt bei rund 1,5 Millionen Tonnen. In der vergangenen Erntesaison sank er auf weniger als die Hälfte.
Dadurch stiegen auch die Preise an, seit 2020 in Deutschland um 45 Prozent. Für eine bestimmte spanische Sorte Olivenöl verdoppelte sich der Preis innerhalb eines Jahres, von circa 400 auf über 800 Euro pro 100 Kilogramm. Vor wenigen Jahren kostete die Menge nur etwas mehr als 200 Euro. Es kommt vermehrt zu Diebstählen, der Konsum geht zurück. Doch auch die Qualität ist gesunken.
Ranziger, schlammiger, essig-artiger Geschmack
Die Stiftung Warentest hat 23 Olivenöle untersucht. Neun Produkte erhielten eine schlechtere Bewertung als vor zwei Jahren. Beim Geschmack, Aussehen und Geruch der Produkte gab es nur wenige gute Noten, in der höchsten Güteklasse sogar sechsmal ein mangelhaft.
„Das reicht von ranzig, was man auch gut kennt, wenn das Öl schon älter ist oder auch Hitze erfahren hat“, sagt Warentester Jochen Wettach. „Oder auch stichig-schlammige Noten. Das kommt von der Gärung während der Herstellung. Und wir hatten auch etwas wein- oder essig-artige Noten, was auch bakteriell bedingt sein kann.“
Weniger Polyphenole
Auch in der chemischen Qualität konnten etliche der untersuchten Öle nicht das Niveau vergangener Jahre halten.
Und noch etwas fiel auf: Olivenöl ist reich an gesundheitsförderlichen Polyphenolen, sie schützen die Blutfette im menschlichen Körper. Eine Studie aus Portugal zeige, dass in den Ölen im Schnitt ein Sechstel weniger an Polyphenolen vorhanden seien.
„Diese Polyphenole sind natürlich vorkommende Antioxidantien und die Gehalte verändern sich auch während der Reifung, das ist ein normaler Prozess“, sagt Warentester Jochen Wettach. „Aber tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass auch Hitzestress den Bäumen zu schaffen macht, sodass die Gehalte an diesen wünschenswerten Polyphenolen dadurch abnehmen können.“
Er habe das erste Mal den Eindruck, dass sich die Klimakrise in einer Lebensmitteluntersuchung niederschlägt.
Hitze und Dürre in Spanien
Der größte Olivenproduzent Spanien hat seit Jahren mit steigender Hitze und anhaltenden Trockenperioden zu kämpfen. Blüten verbrennen in der Sonne, Olivenfrüchte trocknen aus. Zunehmend bewässern die Bauern ihre Plantagen künstlich, doch mit dem sinkenden Grundwasserspiegel wird auch das zum Problem. Meerwasserentsalzungsanlagen an der Küste verbrauchen viel Energie und das Wasser ist für die Landwirte teuer. Die Kläranlagen der Städte können nicht ausreichend Wasser liefern.
Daher muss der Wasserbedarf reduziert werden. Viele Landwirte bauen ihr Obst und Gemüse im Winter an, andere stellen um auf den Anbau anderer Früchte, die mit weniger Wasser auskommen. Olivenbauern müssen sparsam bewässern und dies nur von Frühling bis Herbst tun, oft mit einem effizienten Tropfensystem, bei dem punktgenau das Wasser zur Pflanze gebracht wird, manche Plantagen haben sogar ein unterirdisches Bewässerungssystem, bei dem weniger Wasser verdunsten kann.
Doch nicht alle nehmen so viel Rücksicht auf die knapper werdende Ressource und pumpen wegen fehlender Kontrollen mehr Grundwasser als nachkommt - ein grundlegendes Problem beim Anbau in der spanischen Wüste.
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