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Übertragung der Winterspiele
Wie ein US-Sender trotz niedriger TV-Quoten Profit macht

Niedrigere Einschaltquoten bedeuten nicht weniger Reichweite und geringere Werbeeinnahmen für kommerzielle Fernsehsender. Das Beispiel USA zeigt: Die Digitalisierung sorgt einfach nur für eine Verlagerung auf andere Plattformen. Auch das ist profitabel.

Von Jürgen Kalwa |
Eine TV-Kamera bei den Olympischen Winterspielen in Peking.
Eine TV-Kamera bei den Olympischen Winterspielen in Peking. (imago images/SNA)
Es war keine besonders gute Woche für Amerikas Wintersportheroen. Nicht nur für Snowboarder Shaun White. Der patzte, verpasste eine Medaille und wischte sich ein paar Tränen aus den Augen. Es tue ihm leid, dass ihn sein Abschneiden zum Weinen gebracht hatte. Denn er hätte “natürlich gerne einen guten letzten Lauf hingelegt”.
Alpin-Ass Mikaela Shiffrin legte gleich zwei Pleiten hin. Im Slalom und im Riesenslalom. Aber sie versuchte nicht, die Zwischenbilanz zu ummänteln. Denn sie wusste: Sie hatte nicht nur ihre eigene Erwartungen, sondern auch die ihrer Landsleute enttäuscht. Immerhin waren die Resonanz durchweg aufmundertender Natur.“Mich hat überrascht, wie freundlich die Menschen reagiert haben. Ich habe schließlich versagt. Es tut mir ja auch leid.”
So offen und ungeschminkt zeigen sich prominente US-Sportler USA gewöhnlich nicht live im Fernsehen. Eine der Alltagsparolen der amerikanischen Gesellschaft lautet: “Think positive”. Zum Glück gab es auch euphorisierende Momente, wie den Auftritt des Eiskunstläufers Nathan Chen, der auf dem Weg zur Goldmedaille eine grandiose Kür ablieferte. 

Maßstäbe in den USA sind hoch

So etwas hilft. Denn die Maßstäbe zuhause sind hoch, selbst im Wintersport, in dem das Land noch nie eine so bedeutende Rolle gespielt hat wie bei den Sommerspielen. Und selbst bei einer Veranstaltung, die von den politischen Repräsentanten offiziell boykottiert wird. Und die wegen des enormen Zeitunterschieds zwischen Ostasien und Nordamerika nicht das erwartungsvolle Prickeln konventioneller Live-Übertragungen produziert.
Solche Schwierigkeiten hat der kommerzielle Fernsehsender NBC, der Milliarden für die exklusiven Übertragungsrechte ausgibt und vom Ort des Geschehens so aufwändig berichtet wie kein anderes Medienunternehmen, allerdings mit eingepreist.

Einschaltquoten auf Rekordtief

Gewiss, die Einschaltquoten sind ebenso enttäuschend wie das Abschneiden einiger Stars. Sie haben ein Rekord-Tief erreicht, wie Jon Lewis vom Informationsdienst Sports Media Watch in dieser Woche im Players-Sportpodcast des Deutschlandfunk sagte. Aber sehr wahrscheinlich vor allem aus einem Grund: "Viele Leute sagen, dass es an der amerikanischen Opposition gegen China liegt und an den Aktivitäten dort. Wie dem Völkermord. Aber ich vermute, der stärkere Grund ist schlichtweg Apathie. Diese Spiele finden nur sechs Monate nach den letzten statt.”
Olympia - Schlechte US-Quoten und die Konsequenzen für NBC
Der Medienhistoriker Michael Socolow, Professor an der University of Maine und Experte in Sachen Olympische Spiele, hatte schon nach den Spielen von Tokio im letzten Jahr vor einer Fixierung auf die Einschaltquoten gewarnt. Und das nicht nur, weil der Fernsehkonsum generell in den USA zurückgeht und sich dies auch auf den Sportbereich auswirkt.
Bezogen auf diese Entwicklung steht NBC nämlich ziemlich gut da: "Die Olympischen Spiele sind bei der Quotenmessung in dieser Woche immer noch die Nummer 1 in den USA. Und das werden sie auch nächste Woche sein."

Super Bowl und Olympia erstmals auf selbem Kanal

In diesem Jahr kommt noch eine ungewöhnliche Konstellation hinzu. "An diesem Sonntag werden zum ersten Mal in der Geschichte ein Super Bowl-Footballspiel und die Olympischen Winterspiele auf demselben Kanal übertragen. Und das bedeutet, dass mehr als 100 Millionen Menschen die Olympischen Winterspiele am Sonntagabend sehen werden."
Dazu kommen, mehr denn je, die Zuschauer, die sich auf den sozialen Medien die Clips und YouTube-Mitschnitte anschauen, die NBC dort platziert und als Einnahmequelle nutzen kann. Socolow: “Das Video von der Kür von Nathan Chen hatte 1,1 Millionen Aufrufe innerhalb von sieben Stunden. Die russische Eiskunstläuferin hatte bereits über 5 Millionen.”

NBC dürfte Gewinn machen

Zahlen, die sich für den Sender rechnen. Der verbuchte bei den Sommerspielen trotz der hohen Kosten ein Plus von 250 Millionen Dollar. Und NBC dürfte auch diesmal Gewinn machen. Das Publikum ist da. Es konsumiert die Unterhaltungsware Sport inzwischen einfach immer mehr auf unterschiedlichen Kanälen.
Noch einmal Michael Socolow: "Der Chef von NBC hat gesagt, das sei ein riesiges und zusätzliches  Publikum. Wir könnten durchaus auf über eine Milliarde Aufrufe in den sozialen Medien zusteuern. Die Fernsehproduktionen werden einfach zusammengeschnitten und auf YouTube gestellt. Ohne große Kosten. Niemand anderer macht in China YouTube-Videos. Diese hunderte von Millionen Aufrufe bringen für NBC also richtiges Geld.”