Das Buch widmet sich den Stationen und Königsmachern Bachs auf dem Weg an die Spitze des Internationalen Olympischen Komitees. Die Autoren legen dar, wie Thomas Bach seit je her Beziehungen zu äußerst einflussreichen Persönlichkeiten unterhält – von Ex-Adidas-Chef Horst Dassler über den ehemaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch und den kuweitischen Scheich Al-Sabah.
„Und wenn ich jetzt ein solches Bündnis habe, dann werde ich sehr schnell zum Auserwählten des Kreml“, erklärt einer der beiden Autorendes Buches, Thomas Kistner, im Dlf-Sportgespräch. „Horst Dassler ist eigentlich der Erfinder der modernen Sportkorruption… Er war der Mann, der Samaranch miterschaffen hat.“ Und unter ihm lernte bei Adidas: Thomas Bach.
„Damals wurde Thomas Bach durch Horst Dassler in diesem Zirkel schon eingeführt, und als Horst Dassler dann sehr überraschend an Krebs verstorben war, 1987, hat Bach dann auch, fast sofort Adidas verlassen“ – um daraufhin sehr schnell seine Sportfunktionärskarriere zu beginnen.
Bachs Kurztrip nach Russland kurz vor der IOC-Wahl
Ein wesentlicher Aspekt des Buches ist die Eidesstattliche Erklärung von Alfons Hörmann, dem ehemaligen DOSB-Präsidenten, gegenüber den Autoren des Buches. Diese Erklärung enthüllt nach Hörmanns Schilderung eine brisante Begegnung zwischen Bach und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin – und zwar kurz bevor Bach zum IOC-Präsidenten gewählt worden ist.
„Diese Eidesstattliche Erklärung, die Alfons Hörmann abgegeben hat, die fügt sich nahtlos in die Landschaft sowohl damals konkret ein als auch in die Vorgänge, wie Putin immer wieder Sportfunktionäre aus aller Welt zu sich geholt hat“, erläutert Kistner.
Laut Hörmann, der damals noch Präsident des Skiverbands war, ist Bach im Februar 2011 zu einem Kurztrip nach Russland aufgebrochen, hat dort Putin getroffen und ist dann mit den Worten zurückgekehrt: "Ich bin jetzt sicher, dass ich „es“ werden kann."
Keine zwei Jahre später wurde er „es“: IOC-Präsident.
Auch Samaranch war ein Freund der Sowjets
Kistner erklärt, dass die russischen sportpolitischen Verflechtungen bis weit in die Vergangenheit reichen. Bereits der Vorgänger von Bach, Samaranch, pflegte enge Beziehungen zur damaligen Sowjetunion und später zu Russland.
„Es hat sich, das ist mehr als augenscheinlich, ein extrem, extrem, extrem gutes Verhältnis zwischen Samaranch und der Sowjetunion entfaltet… Also Samaranch ist 21 Jahre lang an der Spitze des IOC ein ganz großer Freund des Sowjets gewesen.“
Die russischen Einflüsse im internationalen Sport seien über Jahrzehnte hinweg gewachsen - auf dem Weg zu den Olympischen Winterspielen in Sotchi 2014 und der Fußball-WM 2018 wurden viele Sportfunktionäre in internationalen Verbänden platziert. „Also, das ist eine gewaltige Machtposition, aus der heraus ich mit einer Unmenge von Stimmen operieren kann und viel bewirken kann politisch.“
IOC verweigert Auskunft
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) habe es bisher abgelehnt, Fragen zu den Enthüllungen und zu der Eidesstattlichen Erklärung von Alfons Hörmann zu beantworten und - so Kistner - die Fragen der Buchautoren in den Kontext angeblicher russischer Desinformationskampagnen gestellt.
„Wenn ein deutscher Spitzenfunktionär Eidesstattliche Versicherung zu Sachverhalten abgibt, hat das jedenfalls gar nichts mit irgendwelchen russischen Quellen zu tun. Das kann man dann auch nicht mit russischer Desinformation abtun.“
„Putins Olygarch - Wie Thomas Bach und das IOC die Olympischen Spiele verraten“ - von Johannes Aumüller und Thomas Kistner
20 Euro, 320 Seiten, erscheint am 23.04.2024 im dtv-Verlag
20 Euro, 320 Seiten, erscheint am 23.04.2024 im dtv-Verlag
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