Man muss bis zum Wochenende warten, um Menschen im Olympiapark von Rio zu finden. Die Luft flimmert über endlosen, verwaisten Betonflächen. Die riesigen Hallen und Stadien, die für die Olympischen Spiele hingeklotzt wurden, stehen verlassen im Vorort Barra de Tijuca. Im August 2016 traf sich hier die ganze Welt am Ufer der Lagune von Jacarepagua. Die Spiele dauerten zwei Wochen. Heute muss man die wenigen Besucher des Parks suchen.
Eine Handvoll Jugendlicher hat den Skate-Park links vom ehemaligen Schwimmstadion entdeckt. Vereinzelt drehen auch Jogger ihre Runden. Und Andreia, eine Anwohnerin kommt mit ihrer Familie zum Volleyballspielen. Wenn auch nicht besonders gern.
"Schade, dass ein so toller Park so schlecht ausgenutzt wird. Ich finde man müsste viel mehr Werbung für den Park machen. Aber hier fehlt auch alles, von Parkplätzen bis zu einfachsten Strukturen, man kann noch nicht mal Wasser trinken, wir bringen alles von zu Hause mit. Es gibt nichts zu essen und auch keine Toiletten. Ich sage zu meiner Tochter, trink nicht so viel, es gibt hier keine Toiletten. Nirgends."
Dabei gäbe es hier in Barra de Tijuca, 30 Kilometer vom Zentrum von Rio entfernt, eigentlich Bedarf an Sportstätten und Parks. Der Olympiapark von Rio ist 118 Hektar groß, eineinhalb Mal so groß wie der Olympiapark in München, der jedes Jahr Millionen Besucher zählt. Hier in Rio verlaufen sich nur ein paar Dutzend Menschen in dem aufwändig neu gestalteten Gelände. Und alle sind sich einig: Man müsste viel mehr aus dem Park machen.
"Er wird kaum genutzt. Das Gelände ist toll, schön gebaut, aber keiner nutzt es. Man bräuchte mehr Wettbewerbe. Und es müsste Verpflegung geben - aber der Ort ist ganz schön."
"Ein großartiges Gelände, aber die Leute nutzen es nicht"
"Ich finde auch, hier fehlt es an Infrastruktur, und er öffnet ja glaube ich nur am Wochenende. Aber es fehlt nicht nur die Infrastruktur, man müsste den Park auch besser pflegen und in Schuss halten. Und es wäre auch besser wenn man mehr Werbung für den Park machen würde. Wenn man hier Produkte und Dienstleistungen anbieten würde, würden mehr Leute kommen. Und dann müsste man die Hallen wie das Velodrom für das normale Publikum öffnen."
"Ich finde auch, das wäre ein großartiges Gelände. Aber die Leute nutzen es gar nicht. Man kommt auch sehr schwierig hierher. Das ist eigentlich das schlimmste. Dabei könnte man hier viel mehr machen."
"Es ist nicht geklärt, wer sich darum kümmern soll. Und währenddessen verfallen die Anlagen. Das vergammelt alles nach und nach, dabei wären die Möglichkeiten hier toll."
Dabei hatte Eduardo Paes, der damalige Bürgermeister von Rio vor den Spielen noch versprochen: "Wir hinterlassen keine 'Weißen Elefanten', keine gigantischen Ruinen, die in der tropischen Hitze von Rio vor sich hin gammeln - so wie es einigen nagelneuen Stadien nach der Fußball-WM von 2014 ergangen ist. Auf dem Papier gab es auch Konzepte, um den schicken Hallen ein Leben nach Olympia einzuhauchen. Einige sollten zu Trainingsstätten für Sportler werden, andere sollten als Schulen neue Verwendung finden. Doch passiert ist: Nichts. Jackie Silva, die Goldmedaillengewinnerin beim ersten Olympischen Beachvolleyball-Turnier in Atlanta 1996, hatte sich auf die Spiele in ihrer Heimatstadt gefreut, aber jetzt ist sie ernüchtert."
"Brasilien hat eine Chance verpasst"
"Sie haben diese tollen Monumente gebaut, und jetzt steht geht einfach gar nichts mehr weiter. Wir haben keine Idee, wie wir dafür sorgen können, dass diese Investitionen uns, dem Volk, etwas zurückgeben können. Das ist schwierig. Denn diese Bauten sind für Spitzensportler gemacht, man kann jetzt nicht einfach die Anlagen nehmen und sie, so wie sie sind, einem breiten Publikum zur Verfügung stellen. Brasilien hat da eine Chance verpasst, denn Geld war genug da, man hätte die Spiele mal neu denken müssen. Das IOC hätte neu über die Organisation Olympischer Spiele nachdenken müssen."
Nach den Spielen war monatelang nicht einmal klar, wer für die nagelneuen Sportstätten zuständig ist. Bis der Staat, also die Bundesregierung in Brasília, eine eigene Behörde für das Olympische Erbe gründete. Die versucht jetzt, mit gelegentlichen Großveranstaltungen etwas Leben in den Olympiapark zu bringen. Im September spielten Justin Timberlake, Bon Jovi, Guns n' Roses und die Red Hot Chilli Peppers bei einem großen Rockfestival. Und im Velodrom, dem Radstadion, ist jetzt zumindest gelegentlich eine Sportart zu sehen, die in Rio gar nicht olympisch war, aber in zwei Jahren in Tokio wieder zum olympischen Wettkampfprogramm gehören soll, nämlich Karate.
Karate im Radstadion
Für Mauricio Marmelo den Trainer der Landesauswahl des Bundesstaats Rio de Janeiro ist das eine Gelegenheit, seinen Sport zu präsentieren. "Sonst trainieren wir im Klub Vasco da Gama. Dort treffen sich an Samstagen alle Sportler aus Rio de Janeiro. Hier im Olympiapark machen wir nur die offiziellen Wettbewerbe, denn das liegt doch ein bisschen weit ab und außerhalb."
Heute schaut auch Paulo Márcio Dias Mello den Karatekas zu. Er leitet die "Aglo", die Behörde zur Verwaltung des Olympischen Erbes. Dass das Velodrom jetzt gelegentlich für Kampfsport statt für Radrennen genutzt wird, das findet er natürlich in Ordnung.
"Ich sehe das als einen Sieg an, als eine Art Eroberung. Der Olympiapark fängt an, in all seinen Arenen Events zu beherbergen, auch auf den Außenflächen. Bei 'Rock in Rio' hatten wir 120.000 Besucher pro Tag, und auch andere Festivals wie Vila Mix finden hier statt. Die Flächen werden also genutzt."
Dabei war das Velodrom eigentlich das größte Sorgenkind unter den Olympia-Arenen. Fast genau ein Jahr nach den Spielen landete ein kleiner Heißluftballon auf dem Dach des Gebäudes und entfachte ein Feuer. Durch das Löschwasser wurde auch die Rennbahn aus sibirischem Kiefernholz beschädigt. Aber das war halb so wild, behauptet der Manager des Olympischen Erbes.
"Da war halt dieser Ballon, der das Dach angezündet hat. Wir haben das Dach provisorisch geflickt, damit kein größerer Schaden entsteht. Das hat uns 50.000 Euro gekostet. An der Rennbahn hat es nur ästhetischen Schaden gegeben, wir haben sie schon fast wieder in Ordnung gebracht. Bald werden wir sie wieder dem Radverband von Rio de Janeiro übergeben."
Der geplante Badesee öffnet nur am Wochenende
Aber nach all den Versprechen, die im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen schon gebrochen wurden, darf man hier misstrauisch sein. In Deodoro, im Norden der Stadt, wurde eigens eine künstliche Wildwasserstrecke für die Olympia-Kanuten angelegt. Daraus sollte nach den Spielen ein Badesee für die Bevölkerung werden, die ziemlich weit von den Traumstränden von Rio entfernt wohnt.
Die Freude dauerte nur ein paar Wochen, dann sperrte das Badeparadies für Monate zu - jetzt ist es zumindest an den Wochenenden tageweise geöffnet. Und deswegen hört man wohl besser Guilherme zu, als dem Chef der Behörde für das Olympische Erbe. Guilherme verkauft im Velodrom T-Shirts und andere Souvenirs. Und er sagt, mit gesundem Realismus.
"Viel ist noch nicht passiert, das wird wohl noch eine ganze Zeit dauern. Vieles hier wird noch nicht gut genutzt, es gab es keine brauchbaren Pläne für die Zeit nach Olympia. Es stand plötzlich alles still. Und dann hat es hier auch noch gebrannt. Danach konnte die Bahn gar nicht benutzt werden. Man müsste viel besser arbeiten, um zu sehen wie wir das besser nutzen können. Aber es wird noch dauern und viel Planung erfordern."
Potential ist da, aber es gibt keine Planung
Barra de Tijuca, das Viertel, in dem der Olympiapark liegt, ist eine neue und reiche Vorstadt von Rio de Janeiro. Eine neue U-Bahn verbindet seit den Spielen den Stadtteil mit der Copacabana und mit dem 30 Kilometer entfernten Zentrum. Für die letzten Kilometer wurde ein System von Schnellbussen mit eigenen Fahrspuren eingerichtet. Es gibt hier Einkaufszentren, Strände und große Wohnanlagen in der Nähe. Was eigentlich gute Voraussetzungen wären.
"Das Potenzial hier ist enorm. Das hier wurde alles für Olympische Spiele gebaut, hier wurde jeden Tag eine absurde Zahl von Leuten durchgeschleust. Hier gibt es Potenzial für Gastronomie, für Kleidergeschäfte, das könnte man richtig gut nutzen. Aber es gibt keine entsprechende Planung, und deshalb nutzt man das hier nicht entsprechend, wie es sein sollte."
Was nach den Spielen kommt, spielte keine Rolle
Die Planungen waren also entweder übertrieben oder völlig unrealistisch. Alle Gedanken kreisten nur um die Frage, ob alles rechtzeitig vor den Spielen fertig wird. Ob Brasilien die Organisation in den Griff bekommt, ein Verkehrschaos vermeiden kann, ob die Spiele ein Erfolg werden. Was nach dem Großereignis kommt, das spielte erst einmal keine große Rolle.
Genau da setzt auch die Kritik von Jackie Silva an, der Beach-Volleyball-Olympiasiegerin von 1996. Der Gedanke, ob die Stadt, das Gastgeberland, von Olympia profitiert, spiele überhaupt keine Rolle. Es gehe vor allem um den Vorteil der Sport-Funktionäre, der Bauunternehmer und vielleicht auch der Politiker.
"Keiner denkt wirklich bis zum Ende, was der olympische Sport eigentlich bedeutet, was er der Welt Gutes bringen könnte. Ich habe den Eindruck, es geht nur um Macht und Geld bei dieser Geschichte - und um Korruption. Der Olympische Geist geht da irgendwo auf dem Weg verloren. Diese Leute interessiert es nicht, dass etwas Tolles entsteht. Sie wollen nur, dass ihr Vermögen wächst. Als sie hier die Olympischen Spiele organisiert haben, haben sie keinen Gedanken daran verschwendet, was die Spiele Brasilien bringen könnten. Welche Botschaft man aussenden könnte. Wie die Olympischen Spiele eigentlich rüber kommen sollten. Sie haben nur an das Geld gedacht, das sie daran verdienen."
Natürlich hat die Korruption nicht erst mit der Vergabe der Spiele in Rio Einzug gehalten. Aber mit den gigantischen Bauprojekten erreichten Schmiergeld-Geschäfte in der "cidade maravilhosa", der "wunderbaren Stadt", einen neuen Höhepunkt.
Carlos Arthur Nuzman, der Chef des Organisationskomitees, wurde Anfang Oktober verhaftet. Wegen des Verdachts auf Geldwäsche und auf Stimmenkauf bei der Vergabe der Spiele. Auch gegen den früheren Bürgermeister Eduardo Paes laufen Ermittlungen. Er soll vom Bauriesen Odebrecht an die fünf Millionen Euro Schmiergelder und Wahlkampfspenden bekommen haben, dafür dass Odebrecht ein großes Stück vom Olympia-Kuchen abbekam. Insgesamt beliefen sich die Investitionen für die Spiele in Rio, also Sportstätten und Infrastruktur, auf fast zehn Milliarden Euro. Davon zwei Milliarden für die Stadien.
"Wir Sportler hatten davon überhaupt keine Ahnung. Wir kannten die Zahlen nicht, wussten nicht, wie viel unterschlagen wurde. Als dann die Zahlen veröffentlicht wurden, waren wir stocksauer. Uns war klar, dass hier und da etwas in die eigene Tasche gewirtschaftet wird. Aber diese Zahlen waren dann doch überraschend."
Die Spiele waren für Rio mindestens zwei Nummern zu groß
Schon früh hatte es warnende Stimmen gegeben, dass die Spiele für Rio mindestens zwei Nummern zu groß geplant werden. Dass man lieber bestehende Stadien und Hallen genutzt hätte, statt ein gewaltiges Olympiazentrum in eine abgelegene Trabantenstadt zu klotzen. Dass Rio mit diesem Großevent schlicht und einfach überfordert ist. Und, was gern vergessen wird, wo heute der leere Olympiapark auf Besucher wartet, wohnten früher Menschen, die der olympischen Bauwut weichen mussten.
Gleich neben dem Park, im Schatten des Marriott Hotels, steht ein gutes Dutzend kleiner Häuschen. Der Wassergraben, der die kleine neue Siedlung vom Olympiapark trennt, stinkt erbärmlich nach Kloake. Wo heute die Sommerhitze den Asphalt der leeren Parkplätze aufweicht, standen früher einfache Häuser – manche sagen auch, eine Favela. Nur 20 Familien aus dem Viertel "Vila Autódromo", konnten hier bleiben und bekamen ein neues Häuschen. Die anderen sind weg. Die Soziologie-Studentin Carine Previatti hat den Abriss des Viertels für ihre Abschlussarbeit begleitet
"Da ging es nur um Immobilienspekulation in großem Stil, deshalb hat die Stadt alles daran gesetzt, die Anwohner hier zu vertreiben. Das fing schon weit vor Olympia an, aber Olympia hat den Prozess beschleunigt. Das war ihre Chance, die Leute hier loszuwerden."
Unheilige Allianz für Olympia
Aus ihrer Sicht sind Korruption, Misswirtschaft und völlig übertriebene Erwartungen beim Bau der Olympia-Anlagen von Rio eine unheilige Allianz eingegangen.
"Dieser Event hat gerade einmal zwei Wochen gedauert und jetzt liegt alles brach. Das seht Ihr ja dort im Olympia-Park. Alles vergammelt und verrostet. Die Stadt hatte versprochen, dass diese eine Arena abgebaut wird und man daraus ein Kulturzentrum für die Vila Autódromo bauen würde. Und der abgerissene Sportplatz des Viertels und der Kinderspielplatz sollten auch wieder aufgebaut werden, für die Anwohner hier. Doch all das ist nicht passiert."
Dass die Versprechen nicht eingehalten werden, liegt nicht unbedingt am bösen Willen der Verwaltung. Es dürfte schlicht und einfach daran liegen, dass Rio pleite ist. Schon kurz vor den Spielen musste der brasilianische Zentralstaat der Stadt und dem Teilstaat unter die Arme greifen. Jetzt, nach den Spielen, ist die Finanznot in allen Bereichen zu spüren. Gesundheitsstationen mussten ihre Dienste einschränken, aber vor allem konnte und kann Rio de Janeiro seine Sicherheitskräfte nicht mehr bezahlen. Und das gerade in einem Moment, in dem der Krieg zwischen verfeindeten Drogenbanden neu entbrannt ist.
Schusswechsel in den Favelas, wie hier im "Complexo do Alemão", gehören jetzt wieder zur Begleitmusik des Alltags in Rio. Jeden Tag gibt es im Schnitt 18 Tötungsdelikte im Teilstaat Rio de Janeiro. Ignacio Cano ist Experte für Sicherheitsfragen an der Landes-Universität von Rio de Janeiro.
Rio ist pleite und die Gewalt kursiert
"Die Sicherheitslage verschlechtert sich immer mehr. Im Teilstaat Rio de Janeiro haben wir eine Wirtschaftskrise, eine Finanzkrise und eine politische Krise zugleich. Dadurch nimmt auch die Kriminalität zu. Immer mehr Polizisten werden ermordet, und wenn mehr Polizisten sterben, tötet die Polizei auch mehr Kriminelle. Und all das ohne eine politische Führung, die uns durch die Krise führen könnte. All diese Einzelpunkte führen dazu, dass sich die Sicherheitslage zusehends verschlechtert."
Zwischenzeitlich musste sogar die Armee eingreifen, ein Jahr nach den Spielen rückten wieder Panzer nach Rio ein und besetzten wichtige Kreuzungen. Aus Sicht des Sicherheitsexperten war das aber nur eine PR-Aktion, die an der generell herrschenden Unsicherheit in Rio nichts ändert.
"Nein, das ist nur eine Aktion um zu zeigen dass die Bundesregierung irgendetwas unternimmt, und die Landesregierung bittet halt derzeit um jede mögliche Hilfe. Aber was die praktischen Auswirkungen für die Sicherheit angeht, ändert sich nichts. Solche Einsätze haben noch nie etwas gebracht."
Infrastruktur nur für die Spiele ausgerichtet - nicht auf den Alltag
Auch der neue konservative Bürgermeister Marcelo Crivella macht die Olympischen Spiele für die Finanzprobleme und die Schulden seiner Stadt verantwortlich. Allein die Stadt steht mit umgerechnet drei Milliarden Euro in der Kreide, fast die Hälfte der Schulden sei auf die Infrastrukturprojekte für die Olympischen Spiele zurückzuführen. Jetzt hat Rio zwar eine neue U-Bahnlinie und ein neues Schnellbus-Netz im Westen der Stadt. Aber auch mit diesem Erbe kann Rio nicht viel anfangen. Denn diese Linien waren auf die Bedürfnisse des riesigen Sportevents in Barra de Tijuca ausgerichtet. Im normalen Alltag fließen die Verkehrsströme in Rio aber anders, man hätte also völlig andere Verbindungen bauen und einrichten müssen.
Caio Barbosa arbeitet für den linken Think Tank PACS. Politisch ist er also ein Gegner Crivellas. Aber auch er sagt, die Stadt habe überhaupt nicht von den Olympischen Spielen profitiert. "Eigentlich müsste man vom olympischen Hängenlassen sprechen, und nicht vom olympischen Erbe. Überall in der Stadt sehen wir Dinge, die man einfach aufgegeben hat. Selbst die, denen Olympia gefiel, die zu den Events gegangen sind, schauen sich heute um, und denken sich: Mein Geld wurde da reingesteckt, und jetzt passiert da gar nichts mehr."
Dass die Planung für die Nachnutzung der teuren Sportstätten nicht aufgegangen ist, liegt wohl zum Teil an Misswirtschaft, zum Teil aber auch daran, dass diese Planung von Anfang an völlig unrealistisch war. Das ist inzwischen sogar juristisch festgestellt worden. Die Justiz hatte die Politik mehrfach aufgefordert, endlich realistische Pläne für die Nachnutzung der Sportstätten vorzulegen. Dieser Verpflichtung sind die Politiker von Rio allerdings nicht nachgekommen, deswegen hat die Justiz mittlerweile sogar hohe Strafen verhängt.
Olympia ist für die Gastgeber eine Falle
Staatsanwalt Leandro Mitidieri sagt, Brasilien sei wie viele andere Olympia-Gastgeber in eine Falle gelaufen. Das Versprechen, dass die Spiele dem Gastgeber einen Aufschwung und ein wertvolles Erbe hinterlassen, gehe einfach nicht auf. "Diese Mega-Events sind eine Falle. Man kann diese Investitionen nicht rational und nachhaltig nutzen. Zumindest nicht wenn wir von Bauwerken in dieser Größenordnung reden.
Es ist praktisch unmöglich. Zum Beispiel die neuen Eventhallen, die ziehen Events an, die vorher bereits in anderen Hallen in Rio stattfanden. Das ist also eine künstliche Nachfrage, da kommt nichts Neues dazu. Das ist ein großes ziemlich großes Problem. In Zukunft, denke ich, muss man umdenken. Dieses Modell ist zu teuer. Länder mit einer Zivilgesellschaft und gut funktionierender Demokratie akzeptieren so etwas nicht mehr. So wie das abgelaufen ist, werden die das nicht mehr akzeptieren."