Dabei sein ist für Alfons Hörmann beim Thema Olympiabewerbung sicher nicht alles. Aber der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) machte bei der Vorstellung des weiteren Fahrplans schon mal deutlich, dass allein die Kandidatur dem Sport in Deutschland wichtige Impulse geben könnte.
"Wir sind fest davon überzeugt, dass es eine große Chance für die betroffenen Städte, beziehungsweise dann für die eine Stadt sein wird; fest davon überzeugt, dass es eine enorm wichtige und große Chance für den gesamten Sport ist, und ich sage explizit: für den gesamten Sport, nicht nur regional oder Spitzensport sondern über alle Ebenen."
Der DOSB fährt diesmal zweigleisig. Sollte die deutsche Bewerbung für die Sommerspiele 2024 scheitern, wird das Thema, anders als noch bei München 2018, nicht von der Agenda verschwinden.
"Aus den Gesprächen ist uns noch mal deutlich und klar von beiden Städten der Wunsch und die klare Absicht und auch die Zusage mit auf den Weg gegeben worden, dass man, wie es so schön heißt, mit langem Atem in das Thema einsteigt und davon ausgeht, dass - beidseitig sozusagen - der Wille und die Bereitschaft da ist, im Idealfall '24 die Spiele zu sichern. Und wenn das nicht klappen sollte, dann auch in gleicher Aufstellung einen zweiten Anlauf zu nehmen."
Keine Favoritenrolle für deutsche Bewerberstädte
Das könnte sich als klug erweisen. Kommunikationsforscher Jörg-Uwe Nieland, der sich im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie mit dem Scheitern der Münchner Bewerbung beschäftigt hat, hält den richtigen Zeitpunkt, um das Großereignis nach Deutschland zu holen, noch nicht für gekommen.
"Ich glaube, es kommt viel zu früh. Ich glaube, es ist nicht durchdacht. Man hat nach der ersten Absage nicht richtig gearbeitet, um die Fehler aufzuarbeiten. Das war fatal. Wir haben eine ganz grundsätzliche Diskussion über, ja, sportliche Großereignisse in Demokratien im Gegensatz zu autoritären Systemen. Und das ist einfach zu schnell."
Gut möglich, dass eine deutsche Bewerbung für 2024 auf dem Altar der großen Sportpolitik geopfert wird. Das Internationale Olympische Komitee mit seinem deutschen Präsidenten Thomas Bach muss fürchten, dass die Weltmesse des Sports zunehmend als Wanderzirkus durch autoritär geführte Länder wahrgenommen wird. Da käme die Vergabe der Sommerspiele an Los Angeles oder eine der drei anderen möglichen Bewerberstädte aus den Vereinigten Staaten sehr gelegen. Das IOC bezieht einen Großteil seiner Einnahmen aus den USA. Der US-Sender NBC hat im Sommer mehr als siebeneinhalb Milliarden Dollar für die Fernseh- und Onlinerechte an den Spielen bis 2032 hingeblättert. Die Favoritenrolle für 2024 ist also vergeben. Doch beim IOC-Orakel weiß man nie. Jörg-Uwe Nieland warnt denn auch vor voreiligen Schlüssen:
"Ja, das ist das, was man hört. Aber ich meine, da sind schon viele Leute mit ihren Prognosen auf die Nase gefallen. Da wäre ich jetzt mal ein bisschen vorsichtiger."
Ungeachtet der vielen Fragen, die eine deutsche Bewerbung für die Kandidatenstadt und die dort lebenden Menschen aufwirft, gilt daher: Auf dem internationalen Sportparkett könnte der DOSB mit seiner Doppelstrategie richtig liegen.
"Nur weil jetzt andere Kandidaten eine gute Möglichkeit haben, ist es nicht so, dass man da jetzt das Pulver verschießt. Da würde ich sagen, eher im Gegenteil. Man kündigt sich an und kriegt es, glaube ich, ganz gut verkauft, dass man seinen Hut in den Ring geworfen hat."