Olympia 2024
Warum sich die Spiele neu erfinden müssen

Das IOC würde bestimmte gesellschaftliche Themen bei den Olympischen Spielen gerne ausklammern, was aber nicht funktioniert. Lösungen findet der Sport auch keine. Dabei könnte sich das IOC ein Beispiel an den Spielen in der Antike nehmen.

Diethelm Blecking im Gespräch mit Matthias Friebe |
Die algerische Boxerin Imane Khelif feiert mit der Flagge ihres Heimatlands den Gewinn der Goldmedaille im Boxen.
Die Geschlechterdebatte rund um das Frauen-Boxen bekam das IOC während der Spiele nicht in den Griff. (dpa / picture alliance / Aytac Unal)
Skandale und Debatte gehören seit je her zur Bühne der Olympischen Spielen. "Das hat damit zu tun, dass die Spiele im Kontext der Modernisierung im 19. Jahrhundert entstanden sind, angetrieben durch die technologische und Industrielle Revolution", sagte der Sporthistoriker Diethelm Blecking im Deutschlandfunk.
Das Versprechen der alten Moderne sei gewesen, dass alle mitmachen und auf ihre Kosten kommen können, sagte der Sporthistoriker. So habe die Moderne das Versprechen zum Beispiel bei der Entwicklung im Frauensport eingelöst. Allerdings berge dies auch einige Probleme, weil sich das IOC und Olympia nicht von gesellschaftlichen Entwicklungen isolieren kann.

Störungen Russlands auf die Spiele

"Es kommt alles auf den Tisch", man müsse sich daher nicht wundern, dass auch die Geschlechterdebatte ein großes Thema bei Olympia geworden ist, sagte Blecking. "Der Sport sucht nach Lösungen und hat zurzeit keine", kritisierte der Freiburger Sportwissenschaftler.
So seien auch die Störungen Russlands zu verstehen, die Spiele zu "mobben", sagte Blecking. Hintergrund sind russische Pläne, mit „Friendship Games“ im Sommer und Winter sowie der Gründung einer „International Friendship Association“ (IFA) den Olympischen Spielen und nicht zuletzt dem IOC die Stirn zu bieten.

Anleihen aus der Antike

"Das IOC sitzt die Probleme aus und das funktioniert nicht", sagte Blecking. Vielmehr sollte man sich ein Beispiel an der ursprünglichen Idee der Spiele in der Antike nehmen: "In der Antike war es ein Fest, wo man Dekrete verteilt, Reden gehalten hat, man hat versucht Konflikte zu lösen, Waffen gesammelt. Das könnten die Spiele heute sich zum Beispiel nehmen", sagte er.
Dabei waren die Spiele in der Antike alles andere als unpolitisch. "Jemand wer sich in der Antike damals nicht dafür interessiert hat, galt im Antiken Jargon als Idiot", sagte er. "Die Spiele heute versuchen die öffentlichen Angelegenheiten zu suspendieren und sich damit vom Halse zu schaffen, was eben nicht funktioniert", kritisierte er und gab eine Handlungsempfehlung.
"Olympia muss sich neu erfinden. So weitermachen funktioniert ja nicht. Denn mit Russland und Belarus hat ja eine großer Teil der Weltbevölkerung und auch der Sportler die dazugehören, ja gefehlt." Allerdings habe Paris Hoffnung erzeugt, gab er Hoffung auf Wandel, "weil Olympia etwas ist, wo die Welt für den einen Moment die Uhren anhält, das kann ein Moment großer Schönheit sein, aber dieser Moment wird natürlich irgendwann vorbei sein", sagte Blecking.