Gene Sykes: Die Olympischen und Paralympischen Spiele sollten nach Los Angeles kommen, weil hier bereits alle dafür nötigen Strukturen und Sportstätten vorhanden sind und wir eine riesige öffentliche Unterstützung der Bevölkerung haben. Die letzten Umfragen zeigen 88 Prozent Zustimmung. Für die Zukunft der olympischen Bewegung bis 2024 und darüber hinaus bieten wir eine wirklich unproblematische und nachhaltige Lösung. Und ich denke, wir haben die Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Spiele, die am besten ausgearbeitet ist.
Astrid Rawohl: Sind diese Punkte überzeugender als das Pariser Olympiakonzept?
Sykes: Wir denken, wir haben genau die richtige Bewerbung für 2024 aus den genannten Gründen. Aber zusätzlich zu all diesen wirklich sehr guten Punkten gilt: Nur hier in Los Angeles kommen Technologie, Innovation und Kreativität zusammen, so dass die Gesellschaft sich selbst in die Mitte der Olympischen Bewegung stellen kann. Und so wiederum kann sie der Olympischen Bewegung helfen, mit jungen Menschen lebendig und effektiv für die nächsten Generationen zu sein. Mit uns gibt es kein finanzielles Risiko, wir haben enorme Unterstützung und wir haben die Gelegenheit, die Olympische Bewegung mit jungen Menschen und unserer Technologie, Kreativität und Innovation zu verknüpfen. Dies sind die wirklichen stärksten Pluspunkte, die für LA sprechen.
"Wir haben die richtige Antwort für Olympia 2024"
Rawohl: Welche Entscheidung erwarten Sie am 09. Juni, kommt die Doppelvergabe der Spiele oder nicht?
Sykes: Nun, da sind wir nicht sicher, wie sich das Exekutiv Board entscheiden wird. Wir sind bereit zuzuhören und eng mit dem IOC zusammenzuarbeiten. Unsere Zusammenarbeit ist exzellent und die Art und Weise, wie das IOC diesen Bewerbungsprozess mit uns führt, vermittelt uns ein gutes Gefühl. Wir sind entsprechend offen für weitere Gespräche mit ihnen, wenn wir behilflich sein können.
Rawohl: Es gibt nur zwei Bewerber für die Spiele 2024 und 2028, beide Städte wollen 2024, aber 2028 wäre auch ok für Sie?
Sykes: Wie gesagt, wir treten für 2024 an, weil wir einfach glauben, dass wir die richtige Antwort für Olympia 2024 haben. Wir sind überzeugt, nicht nur die beste Bewerbung zu haben, sondern auch bestens vorbereitet zu sein. Also liegt unser Fokus ganz auf 2024, darauf haben wir hingearbeitet und dafür haben wir die letzten Jahre auch gekämpft.
Rawohl: Das ist eine sehr diplomatische Antwort, die genauso vom Chef der Pariser Bewerbung kommen könnte!
Sykes: Vielleicht!
Rawohl: Und wenn nun aber das IOC die Spiele 2024 an Paris vergibt, wäre 2028 keine Option für Sie?
Sykes: Lassen Sie mich das ganz klar sagen: wir verstehen, dass das IOC eine Doppelvergabe der Spiele 2024 und 2028 in Erwägung zieht. Das ist ein cleverer Schachzug. Das IOC will Stabilität und für die Zukunft Unwägbarkeiten und Unsicherheiten möglichst begrenzen. Das ist ein guter Ansatz. Wir denken, dass es außerordentlich wichtig ist, dass die Olympiastadt 2024 für Stabilität steht, wenig Risiko in den nächsten sieben Jahren birgt, nicht immer das Gleiche bietet, sondern mit neue Ideen kommt. Genau deswegen möchten wir ja die Spiele 2024 unbedingt nach LA holen.
"Wir können dem IOC beweisen, wie es geht, Olympia nachhaltig zu organisieren"
Rawohl: In vielen europäischen Ländern ist Olympia nicht mehr willkommen. Zu teuer sagen viele, was denken sie darüber?
Sykes: Ich kann natürlich nicht für andere Länder sprechen, aber ich kann ihnen sagen, dass wir in unserer Gesellschaft herausragende Unterstützung verschiedenster Parteien haben. Zum Teil, weil LA ja schon erfolgreich die Sommerspiele 1984 ausgerichtet hat. Diese Spiele haben einen enormes finanzielles Plus erwirtschaftet. Ein Großteil davon wurde in die Sportstätteninfrastruktur und in das Nachwuchs-Sportprogramm hier in der Stadt investiert. Das war sehr erfolgreich. Also, die positive Erinnerung an die Spiele 1984 und das Erbe dieser Spiele schätzen die Menschen hier sehr. Olympische und Paralympische Spiele sind hier wirklich nach wie vor sehr populär.
Rawohl: Manche sagen, die LA Spiele 1984 hätten das IOC finanziell gerettet, könnten die Spiele 2024 einen ähnlich positiven Einfluss auf das IOC haben?
Sykes: Wir denken, dass sie einen großen Einfluss auf das IOC haben werden. Wir sind davon überzeugt, ja geradezu enthusiastisch, dass - wenn wir denn ausgewählt werden als Gastgeber der Spiele - dass Olympia in LA eine spektakuläre Erfahrung wird und zugleich eine unbeschwerte Erfahrung ohne Risiko. Wir können dem IOC und anderen Städten beweisen, wie es geht, Olympia nachhaltig zu organisieren, ohne viel Stress für die Bevölkerung und mit dem Vorteil, dass auch wieder junge Leute von Olympia profitieren.
Rawohl: Wie groß ist LA's Budget?
Sykes: Das offizielle Budget beläuft sich auf 5,3 Milliarden US-Dollar. Darin ist bereits ein Puffer von 500 Millionen Dollar für alle Eventualitäten eingerechnet. Das ist ein Budget, das wir nach mehr als 18 Monaten intensiver Zusammenarbeit mit allen erstellt haben, die uns helfen wollen, die Spiele nach LA zu holen. Und ich muss noch ergänzen, dass dieses Budget komplett privat finanziert ist. Es gibt hier in LA also keinerlei finanzielle Beteiligung durch irgendeine öffentliche Agentur oder Steuern, keine staatlich finanzierten Investitionsförderprogramme durch die Stadt oder irgendeine Seite der Regierung.
Ich muss sagen, ich bin jetzt seit zwei Jahren dabei und ich habe keine einzige Person in Los Angeles getroffen, die nicht wahnsinnig enthusiastisch ist angesichts der Idee, Olympia und die Paralympischen Spiele hierher zu holen. Wir sind hier alle sportbegeistert, haben super Wetter, eine offene Gesellschaft, eine multikulturelle Atmosphäre. Dies ist ein Ort voller Toleranz und Akzeptanz an dem Sport eine bedeutende Rolle dabei spielt, wie die Menschen miteinander umgehen. Genau deswegen passen die Olympischen und Paralympischen Spiele hierher, wir stehen für Enthusiasmus, Staunen und Begeisterung.
All diese Begriffe passen und wenn sie zu uns kommen, werden sie genauso begeistert sein, wie die Mitglieder der IOC Evaluierungskommission, die uns vor zwei Wochen besucht haben. Von den Menschen hier und den Stätten, an denen Olympia stattfinden wird. Die zwei großen Universitäten USC und UCLA, oder auch die Versorgungseinrichtungen und Parks. Als die IOC-Inspekteure dies alles gesehen haben, haben sie einerseits gesagt, dass unsere Vorbereitung überragend sei und andererseits hat einer von ihnen einfach gesagt: er fühlte sich happy. Weil er sah, wie erfreut die Menschen von der Aussicht waren, die Spiele bekommen zu können und das ist genau die Botschaft, die wir transportieren möchten. Wenn also die Menschen herkommen und das erleben, was wir erleben dürfen, was könnte besser sein?
"Olympischen Spiele haben nichts mit Politik zu tun"
Rawohl: Präsidiale Unterstützung ist hilfreich, Obama setzte sich für Chicago seinerzeit ein, haben sie schon mit Trump gesprochen?
Sykes: Präsident Trump ist ein großer Befürworter der Olympischen Spiele, er hat bereits mit dem IOC-Präsidenten Thomas Bach telefoniert, ihn eingeladen ins Weiße Haus. Er hat uns Unterstützung zugesagt und als die IOC-Inspekteure hier waren, konnten wir ihnen einen Brief von Präsident Trump präsentieren, in dem er seine Unterstützung ausdrückt und zudem versichert, dass die Regierung hinter der Bewerbung LA's steht und alle notwendigen Anforderungen erfüllen wird.
Rawohl: Nur wie passt der Olympische Geist zu Trumps Politik?
Sykes: Nun, ich denke nicht, dass die Olympischen Spiele mit Politik zu tun haben. Es geht mehr um den Olympischen Geist und ich bin überzeugt davon, dass wir die komplette Unterstützung, die wir brauchen, bekommen werden. Alles, was wir bisher von der Regierung erbeten haben, haben wir ohne Nachfragen und so schnell wie möglich bekommen. Also denke ich, dass wirklich alles in bester Ordnung ist.
Rawohl: Mexiko, USA und Kanada bewerben sich als einziger Kandidat bis dato für die Ausrichtung der Fußball-WM 2026. Hat das einen Einfluss, eine Bedeutung für die LA-Olympiapläne?
Sykes: Ich denke nicht, zumal ja die Fußball-Weltmeisterschaft 1994 auch in den USA stattgefunden hat und zwei Jahre später dann die Olympischen Spiele. Egal ob die WM 2026 in Mexiko, Kanada und den USA stattfinden oder nicht, für uns hat das keinerlei Bedeutung.
Rawohl: Letzte Frage, warum haben Sie Ihren Job bei Goldman Sachs aufgegeben? Was war ihr persönlicher Beweggrund CEO der Los Angeles Bewerbung zu werden?
Sykes: Als ich gefragt wurde, kam das völlig unerwartet. Ich habe das nicht kommen sehen. Das war schon eine Überraschung. Aber die Olympischen und Paralympischen Spiele haben so einen einzigartigen Charakter, dass ich sofort gefesselt war. Also habe ich genauer hingeschaut und festgestellt, dass sich mir hier die Chance meines Lebens bietet. Und ich habe auch das Gefühl, dass sich hier eine einzigartige Gelegenheit für unsere Gesellschaft bietet. Und da ich denke, dass man auch etwas für die Welt und die eigene Gesellschaft tun sollte, will ich das gerne hiermit machen und bin dankbar, dass ich die Gelegenheit dazu habe.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.