Archiv

Olympia 2024
"Olympia-Idee und Betrieb klaffen erheblich auseinander"

Hamburg und Kiel entscheiden am Sonntag über die Olympia-Bewerbung für 2024. Welche Folgen wird der Ausgang des Referendums für den deutschen Spitzensport haben? Sportsoziologe Eike Emrich spricht im DLF von einer "Richtungsentscheidung".

Eike Emrich im Gespräch mit Matthias Friebe |
    Das Hamburger Referendum zu Olympia 2024 werde eine "Richtungsentscheidung" für den gesamten olympischen Sport und natürlich auch für den Sport in Deutschland haben, sagte der Sportsoziologe Eike Emrich im Deutschlandfunk. "Dabei wird gewissermaßen geprüft, in wie weit die olympische Idee die Menschen noch fasziniert und in wie weit die Menschen das organisatorische Verhalten des IOC akzeptieren." Und man werde prüfen, in wie weit das IOC als Organisation die olympische Idee als Bewegung überhaupt noch angemessen verkörpere.
    Emrich wies daraufhin, dass man das aber nicht in einem Referendum differenzieren könne. "Es kann sein, dass Menschen, die für Olympia in Hamburg stimmen, gleichzeitig das IOC für gar nicht wünschenswert in seiner derzeitigen Form halten." Und es könne sein, dass Menschen, die gegen Olympia stimmten, eigentlich für die Olympiabewegung seien, aber die Skandale um den Spitzensport so sehr abstoßend fänden, dass sie eben trotzdem dagegen stimmten.
    Der Sportsoziologe und Professor der Universität des Saarlandes führte an, man könnte sagen, Idee und Betrieb klafften so erheblich auseinander, dass das auf Seiten der Konsumenten, also der Zuschauer vor dem TV und im Stadion, zu erheblichen Dissonanzen führe.
    Sollte Hamburg Olympia ausrichten, wird der deutsche olympische Spitzensport nach den Worten Emrichs von den ausgeweiteten finanziellen Mitteln profitieren. Das würde auch viele "Spannungslinien" im deutschen Spitzensport mildern, weil die erhöhte Ressourcenzufuhr vieles zudecken könnte.
    Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 28. Mai 2016 nachhören.