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Olympia 2024
Rom zieht Bewerbung zurück

Die Stadt Rom zieht offenbar ihre Bewerbung für die olympischen Sommerspiele 2024 zurück. "Es ist unverantwortlich, Olympische Spiele in Rom auszutragen", sagte die neue Bürgermeisterin Virginia Raggi am Mittwochnachmittag auf einer Pressekonferenz.

Von Jessica Sturmberg |
    Virginia Raggi während einer Pressekonferenz in Rom.
    Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi ist eine Gegnerin der Olympia-Bewerbung ihrer Stadt. (picture-alliance/ dpa / Alessandro Di Meo)
    Die Politikerin der Fünf-Sterne-Bewegung gilt als treibende Kraft hinter dem Rückzug. Sie hatte schon nach ihrer Wahl im Juni gesagt, dass sie die Ausrichtung der Spiele wegen der hohen Kosten unethisch finde. Damals sprach sie allerdings noch von einem möglichen Referendum. Raggi steht nach knapp drei Monaten im Amt unter Druck. Die Menschen haben sie und ihre Partei in der Hoffnung gewählt, dass sie in der Stadt aufräumt. Zuletzt bewies sie allerdings noch kein gutes Händchen, zum Beispiel beim Thema Müllentsorgung. Möglicherweise will sie mit dem Olympia-Rückzug nun Stärke demonstrieren.
    Unter den Einwohnern von Rom gibt es bislang keine nennenswerte "Nolympia-Bewegung". Das italienische Nationale Olympische Komitee CONI hatte im Juni - noch vor der Bürgermeisterwahl - eine Umfrage in Auftrag gegeben. Demnach sprachen sich 77 Prozent der Römer für Olympische Spiele aus, die Hälfte davon uneingeschränkt. Bisher waren Olympische Spiele und ihre Kosten kein großes Thema in der Stadt. Die Debatte darüber hat die neue Bürgermeisterin überhaupt erst in Gang gebracht. Also eine andere Situation zu Hamburg, wo die Bürger "Nein" gesagt haben und Bürgermeister Olaf Scholz das sehr bedauert hat. In Rom geht der Widerstand von der Bürgermeisterin aus.
    Matteo Renzi ist für Bewerbung
    Schon für die Olympischen Spiele 2020 hatte sich Rom beworben und seine Bewerbung zurückgezogen. Damals war allerdings die italienische Regierung die treibende Kraft. Hintergrund war die Finanzkrise, die Italien schwer getroffen hatte. Inzwischen geht es Italien besser. Ministerpräsident Matteo Renzi ist deshalb für eine Bewerbung.
    Aber Virginia Raggi und ihre Fünf-Sterne-Bewegung bezweifeln trotzdem, dass sich das Land die Spiele leisten kann. Der Europaabgeordnete Marco Zanni sagte dem Deutschlandfunk vor kurzem: "Wir haben die Sommerspiele seit Montreal 1976 analysiert und im Schnitt lagen die zusätzlichen Kosten mehr als 200 Prozent über den ursprünglichen Budgets. Wenn wir auf eine so hoch verschuldete Stadt wie Rom schauen, dann ist es problematisch eine Olympiabewerbung 2024 zu unterstützen. Und wenn man dann noch das Ausmaß an Korruption und Bestechung in Italien und vor allem Rom als Mafiahauptstadt betrachtet, dann könnte es sogar noch mehr werden." Ein Argument, das die Bürgermeisterin von Rom auch anführt: erst letztes Jahr wurde die letzte Rate der Schulden für die WM 1990 bezahlt, Kosten für Olympia wären noch weitaus höher.
    Für den Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, dürfte die Entwicklung in Rom wenig erfreulich sein. Städte, die sich zurückziehen, zeigen auch immer wieder, dass das Image des IOC nicht das Beste ist. Da wird das Geld verdient, die Städte bleiben auf Schuldenbergen sitzen. Nun ist die Situation nicht so wie bei den Olympischen Winterspielen 2022, wo am Ende nur noch Peking und Almaty. Für 2024 bleiben noch Budapest, Los Angeles sowie Paris und damit auch noch die Möglichkeit, dass die Olympischen Sommerspiele auf europäischem Boden stattfinden.