Seit der Schwimm-WM von Gwangju 2019 sei eine "sehr deutliche" Trendwende herbeigeführt worden, sagte Ex-Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen im Dlf bezogen auf die deutschen Schwimmerfolge bei Olympia in Paris.
Die Trendwende habe aber sehr stark mit dem Bundesstützpunkt in Magdeburg zu tun, begründete Kurschilgen die Ergebnisse. Mit Lukas Märtens und Isabel Gose trainieren beide Medaillengewinner von Paris beim SC Magdeburg, wie auch schon die beiden deutschen Gewinner von der WM 2019 mit Sarah Köhler und Florian Wellbrock, die ebenfalls beide am Bundesstützpunkt in Magdeburg aktiv waren. Wellbrock trainiert dort immer noch. Auch beim Blick auf die deutschen Finalteilnahmen, ist wieder der Bundesstützpunkt Magdeburg beteiligt, sagte Kurschilgen. Der weitere Teil der Finalteilnahmen stamme von deutschen Sportlern, die in den USA oder Ausland bei erfahrenen Trainern trainiere. Was für die deutschen Schwimmsport kein Ruhmesblatt sei.
Plädoyer für den Bundesstützpunkt Magdeburg
"Für den deutschen Schwimmsport kann Magdeburg schon ein Modell sein", sagte Kurschilgen. Man habe ab 2018 in Magdeburg vor allem die Personalstruktur optimiert. "Der Standort braucht einen Kopf, der Standort braucht eine intensive trainingswissenschaftliche Begleitung durch einen anerkannten Experten", schilderte Kurschilgen die eingeschlagenen Maßnahmen. Nebenher brauche man weitere hochkompente Trainer, damit sich die Übungsleiter austauschen können und eine Professionalisierung des Trainingsbetrieb. Die deutschen Erfolge bei den Schwimmwettbewerben würden eindeutig für den Bundesstützpunkt Magdeburg sprechen, sagte er.
Kurschilgen nahm im Deutschlandfunk auch Bezug auf die Doping-Affäre rund um Chinas Schwimmsport. So wurde die deutsche Schwimmerin Angelina Köhler über 100 Meter Schmetterling in Paris nur Vierte, allerdings hinter der Chinesin Zhang Yufei, die ein Dopingverdacht umweht. Köhler haderte nach dem Rennen mit ihrem Schicksal und hofft insgeheim noch darauf, dass sich der Dopingverdacht bei der Chinesin erhärtet.
Kritik an IOC und WADA
"Für den Athleten ist es ein Drama, selbst für denjenigen, der von Bronze auf Silber rückt, der möchte natürlich den Moment des Erfolges auch in dem Moment des Erfolges haben", sagte Kurschilgen. Er kritisierte in der chinesischen Doping-Affäre vor allem die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). "Die WADA lässt die sauberen Athleten in der Vorgehensweise mit China im Stich", sagte Kurschilgen. Die WADA habe die Tendenz sich weg zu ducken, schaffe keinerlei Transparenz und beantworte auch keinerlei Fragen zu den bestehenden Fakten. "Das IOC müsste hier eine deutlich konsequentere Führung zu übernehmen, um den integeren Sport zu schützen", sagte er.