"Ich finde das Geschichtsbewusstsein, das Herr Laschet an den Tag legt, ungeheuerlich", sagt Sporthistoriker Lorenz Peiffer im Dlf. Für ihn ist vor allem die Art und Weise erschreckend, mit der NRW-Ministerpräsident und CDU-Chef Armin Laschet eine erneute Bewerbung für 2036 in Erwägung zog.
Laschet sagte: "Die Botschaft, die diese Spiele haben, sind ja auch eine inhaltliche Botschaft. Die Welt ist eine andere, 100 Jahre nach den Spielen von '36. Und dies zu zeigen, dies sichtbar zu machen, das ganze größere, inhaltliche Konzept mit diesen Spielen zu verbinden, würde bei jeden Spielen in den 30er-Jahren passen: '32 und '36."
Für Peiffer beachtete Laschet dabei zu wenig, unter welchen Umständen die Spiele 1936 stattfanden: Die 1930er Jahre sind für ihn "gekennzeichnet durch einen Zivilisationbruch, sind gekennzeichnet durch die Abschaffung humanistischer Werte und Moralvorstellungen."
Historisches Datum auch als Chance nutzbar.
Dabei ist Peiffer kein genereller Gegner von Spielen in Deutschland 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von 1936. Unter gewissen Bedingungen:
"Ich denke, man müsste dann im Vorfeld auch mal deutlich sagen: ‚die Spiele '36 haben, in dem und dem Rahmen in Deutschland stattgefunden.' Und dieser Rahmen war gekennzeichnet durch eine faschistische Diktatur, durch die Selbstgleichschaltung des Sports mit den Grundsätzen des Nationalsozialismus, mit der Frage des Rassismus, mit der Frage von Führertum, also Abschaffung sämtlicher demokratischer Strukturen, mit Militarismus…", sagt Peiffer.
"Zeigen: Wir haben aus der Geschichte gelernt"
"Wenn man das mal deutlich machen würde, würde man sagen: 'Okay, wir nutzen das auch als Chance, mal deutlich zu machen, was in dieser Zeit passiert ist.' Und dann kann man ja im nächsten Schritt sagen: 'So Leute, schaut, wie sich sowohl Deutschland wie sich auch der Sport in Deutschland in der Nachkriegszeit dann verändert hat.' Ich finde, das wäre ein reelles Anliegen. Aber nicht einfach so zu tun: 'Ok, '36 war ja mal. Und hundert Jahre später kann man es dann auch noch mal wieder in Deutschland durchführen.'"
Diese Prämisse könne sogar dazu führen, dass Deutschland demonstrieren könnte, dass man aus der Geschichte gelernt habe. Dann könnte sich Peiffer sogar erneut Spiele in Berlin vorstellen. Als Gegenargument gegen Rhein und Ruhr will der Sporthistoriker das allerdings nicht verstanden wissen.