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Bewerbung für die Spiele
Olympia in Deutschland - "nur wenn sich das IOC ändert"

Ingrid Mickler-Becker, Olympiasiegerin von 1968 und 1972, bezweifelt, dass die gegenwärtige IOC-Führung die Kernidee von Olympia in den Vordergrund stellen könnte. Deutschland sollte sich nur bewerben, wenn der Gigantismus aufhöre und ein echtes nachhaltiges Konzept umgesetzt werde.

Ingrid Mickler-Becker im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
Die European Championships seien keine Blaupause gewesen. Bei dem Multisportevent waren nur neun Sportarten, Olympische Spiele hätten mindestens 40 Sportarten. Das sei etwas völlig anderes, sagt die inzwischen 79-Jährige Olympionikin Ingrid Mickler-Becker. Die positive Stimmung in München habe sie auch begeistert, aber die Dimension Olympischer Spiele wären noch einmal eine ganz andere Herausforderung und dafür müsste eine ganze Menge getan werden.
Ihre Haltung zu einer Bewerbung sei differenziert. Zu den Voraussetzungen, die erfüllt sein müssten, gehörten ein Ende des Gigantismus, Nachhaltigkeit und die Zustimmung der Bevölkerung. Wenn der Gesellschaft ein gut vorbereiteter Plan vorgelegt werden könnte, der diese Kriterien erfüllt und eine völkerverbindende Idee erfülle, würde sie dafür stimmen und dafür eintreten.

"Die haben vergessen, worum es geht"

Aber dies so zu erfüllen sei eine Mammutaufgabe. Ingrid Mickler-Becker bezweifelt aber, dass die aktuelle IOC-Führung so lernfähig sei, sich so zu ändern, dass Olympische Spiele auf einen positiven Widerhall treffen würden.
„Die haben vergessen, worum es geht. Die kennen nur sich selber, an erster Stelle und an zweiter Stelle kennen sie nur sich selber und an dritter Stelle – ja, sie kennen nur sich selber. Mein Petitum wäre, bitte ändern Sie sich!“
Das IOC müsste sich zudem mit vollen materiellen Mitteln einbringen, das könne nicht nur auf der deutschen Gesellschaft liegen, diese Mittel bereit zu stellen. Das IOC sei so unendlich reich.

Keine Bewerbung für 2036

Ingrid Mickler-Becker hat an vier Olympischen Spielen teilgenommen, zuletzt 1972 in München. Für sie sei das völkerverbindende zwischen den Athletinnen und Athleten das gewesen, dass sie am meisten beeindruckt habe. In dieser Hinsicht könnten Olympische Spiele friedensstiftend wirken.
Bei einer Bewerbung für 2036 hat Ingrid Mickler-Becker große Bedenken. Es müsse nicht gezeigt werden, wo Deutschland 100 Jahre nach den Nazispielen stehe. Vielmehr böte das historische Datum Anlass, diese alten Bilder wieder hervorzuholen.