Olympia-Bewerbung
IOC-Mitglied Mronz: "Deutschland muss wieder mehr Vertrauen aufbauen"

Der DOSB möchte die Olympischen Spiele nach Deutschland holen. Damit das klappt, müsse die Autonomie des Sports in Deutschland wieder stärker betont werden, sagt Michael Mronz, Begründer der Initiative Rhein-Ruhr und IOC-Mitglied, im Dlf.

Michael Mronz im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Michael Mronz im Porträt.
Michael Mronz gründete 2017 die Initiative Rhein-Ruhr, um die Olympischen Spiele nach Deutschland zu holen. (IMAGO / Panama Pictures / IMAGO / Christoph Hardt)
"Es ist Zeit für Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland." Das hat DOSB-Präsident Thomas Weikert auf der Social-Media-Plattform X geschrieben.
Seit mehr als einem Jahr arbeitet der deutsche Sportdachverband an einer Initiative, um sich für Olympische Spiele ab 2036 zu bewerben. Ein konkretes Konzept gibt es aber immer noch nicht, nur die Idee, dass nicht eine Stadt, sondern mindestens zwei Städte die Spiele ausrichten sollen, um möglichst wenig neue Sportstätten bauen zu müssen.
Dass es so lange dauert, liegt auch an der Bundesregierung. Sie hat nämlich erst vor ein paar Tagen angekündigt, sich bis 2027 mit knapp 7 Millionen Euro an den Bewerbungskosten zu beteiligen.

Finanzielle Unterstützung als "wichtiges Zeichen"

Michael Mronz sieht im fehlenden Tempo aber kein Problem: "Ich glaube, Deutschland ist nicht zu langsam. Es ist wichtig, dass man die Vorbereitung sorgfältig angeht", sagte er im Deutschlandfunk.
Dass sie Bundesregierung nun ihre finanzielle Unterstützung zugesagt hat, sei ein "wichtiges Zeichen und jetzt wird es anstehen, auch international die notwendigen Gespräch aufzunehmen, um zu schauen, was für Konzepte man entwickeln kann, die international auch eine Chance haben, zu gewinnen."
Mronz (57) hat 2017 die "Rhein Ruhr City 2032"-Initiative gegründet, um die Olympischen Spiele nach Deutschland zu holen. Er ist zudem MItglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und sitzt im Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).
Die Konkurrenz ist jedoch groß. Unter anderem haben Großbritannien, die Türkei, Katar, Indonesien und Indien ebenfalls bereits Interesse an der Ausrichtung der Spiele 2036 oder 2040 bekundet. Um sich gegen diese Konkurrenz durchsetzen zu können, sieht Mronz einen Punkt als besonders wichtig an: "Wir müssen als Deutschland international wieder stärker Vertrauen aufbauen. Man baut dann Vertrauen auf, wenn man es nicht braucht, um es dann einzulösen, wenn man es benötigt. Und ich glaube, es ist wichtig, dass Deutschland im internationalen Sport als ein verlässlicher Partner wahrgenommen werden."

"Nicht ausreichend klar hinter dem Sport positioniert"

Aber wo hat Deutschland in der Vergangenheit Vertrauen verspielt? "Ich glaube, dass wir als Deutschland in den vergangenen Jahren, gerade was das Thema Autonomie des Sports angeht, uns nicht ausreichend klar hinter dem Sport positioniert haben. Das ist heute zum Glück eine andere Situation. Es gibt klare Aussagen, auch der aktuellen Bundesregierung und aus dem organisierten Sport heraus."
Konkret gehe es laut Mronz dabei um folgendes: "Hat man das Vertrauen, dass der Sport als eine globale Organisation in der Lage ist, die geopolitischen Themen, die anstehen, im Sinne des Sports zu lösen und kluge Antworten zu finden? Und ich glaube, dass wir als IOC in der Vergangenheit an verschiedenen Stellen gezeigt haben, dass wir da verantwortungsvoll mit umgehen."
Er habe den Eindruck, dass mittlerweile sowohl in der aktuellen Bundesregierung wie auch in der Sportpolitik bei diesem Thema eine klare Position eingekehrt sei.

"WADA vollumfänglich unterstützen"

Das IOC selbst hat aber nun mit zwei Entscheidungen für Aufsehen gesorgt: Zum einen hat der Verein eine Klausel in den Vertrag mit Salt Lake City eingebaut, die besagt, die USA müsse ihre staatlichen Doping-Ermittlungen herunterfahren, sonst würden Salt Lake City die gerade erst vergebenen Olympischen Winterspiele 2034 wieder entzogen. Zum anderen hat das IOC einen Vertrag mit Saudi-Arabien abgeschlossen, um dort E-Sports-Olympics abzuhalten. Saudi-Arabien steht wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik.
Beim Thema Salt Lake City gehe es dabei gerade um die Autonomie des Sports, sagte Mronz. "Beim Thema Anti-Doping gibt es eine klare Haltung vom IOC. Diese Haltung ist, dass wir alleine 360 Millionen Euro ausgeben, um die WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur, Anm. d. Red) zu unterstützen. Das ist ein klares Zeichen. Und deswegen glaube ich, ist es wichtig zu sagen, wo sind die Instanzen, die entscheiden. Und im internationalen Sport ist das die WADA und deswegen gilt es auch, die WADA vollumfänglich zu unterstützen."

Entwicklungen in Saudi-Arabien "begrüßen"

Und beim Thema Golfstaaten wie Saudi-Arabien oder Katar wird laut Mronz in Deutschland zu viel mit zweierlei Maß gemessen: "Wir können nicht morgens einen Gasvertrag mit Katar abschließen und dann nachmittags kritisieren, dass eine Fußball-Weltmeisterschaft in Katar stattfindet. Sondern ich glaube, dass man die Entwicklungen, die dort stattfinden auch begrüßen sollte und motivieren sollte, an der Entwicklung festzuhalten und diese weiter voranzutreiben."
Mronz sei selbst im April in Saudi-Arabien gewesen, sagt er. "Und ich fand es positiv, auf welchen Weg man sich macht. Und das sage ich gleichzeitig, um das deutlich zu sagen, als schwuler Mann, wo ich weiß, dass es noch viele Themen gibt, die wichtig sind, dort anzugreifen und dementsprechend auch in die richtige Entwicklung zu führen."
Auf die Frage, ob das IOC die menschenrechtlichen Risiken vor der Vergabe an Saudi-Arabien überprüft habe, wie das Menschenrechtsrechts-Organisationen fordern, antwortet Mronz nicht direkt. Das IOC habe "die notwendigen Gespräche in Saudi-Arabien geführt und dort auch die notwendigen Anmerkungen dort gemacht", so Mronz. Er stehe deshalb "hundertprozentig hinter dieser Entscheidung", die E-Sport-Games nach Saudi-Arabien zu vergeben.