Die Bilder der Olympischen Spiele in Paris wirken noch nach. Doch nicht nur die Olympischen Ringe am Eiffelturm oder das schwebende Olympische Feuer vor den Toren der Tuilerien-Gärten in Paris haben Jan Lehmann begeistert.
Der Hauptgeschäftsführer der Europäischen Olympischen Komitees sieht in den jüngsten Spielen einen neuen Maßstab für das Olympia der Zukunft:
"Paris hat gezeigt, was der Sport bewegen kann, wie der Sport Menschen bewegen kann. Wofür eigentlich die Olympische Bewegung steht, nämlich dass sich Menschen im friedlichen Wettkampf treffen und im Sport fair gegeneinander antreten."
All das geschah in Paris nach Ansicht von Lehmann inmitten turbulenter Zeiten: "Dass das alles möglich ist trotz der Situation, in der sich unsere Welt gerade befindet. Ich glaube, das war auch ein großes Geschenk an Paris, an die Franzosen und an letztendlich die Welt."
Olympia nachhaltig gedacht
Die Spiele in der französischen Hauptstadt wurden moderner und urbaner abgehalten. Für Lehmann erfüllte dies jedoch keinen Selbstzweck:
"Es ist nicht nur das Thema urbaner und moderner und jünger, sondern auch das Thema Nachhaltigkeit. Und das passt halt super zusammen, dass man halt in die Stadt gegangen ist, mit temporären Sportstätten gearbeitet hat oder eben nicht alles neu gebaut hat für diese Spiele. Und ich glaube, das ist auch eine ganz wichtige Botschaft der Spieler gewesen.
Eine, die auch zukünftig für nachhaltige olympische Spiele sorgen könnte:
"Nachhaltigkeit kann auch Spaß machen, kann auch schön sein und es nicht etwas, was aufgezwungen werden muss. Sondern bei dem Thema kam genau das zusammen, dass man das sinnvolle mit dem eigentlich großartig schönen verbunden hat."
Kritik der letzten Jahre verstummt?
Hinter der positiven Entwicklung stehen laut Lehmann "sehr richtungsweisende strategische Entscheidungen", die das IOC in den letzten Jahren getroffen habe. So sei auch das öffentliche Bild der Olympischen Spiele verbessert worden:
"Ich glaube, wenn man sieht, in welche Richtung die Spiele gegangen sind, dann hat sich sehr viel verändert, was ich persönlich und ich glaube viele Menschen auch für die richtige Richtung gehalten haben: Mehr Nachhaltigkeit, mehr Modernität, Urbanität, aber auch viele andere Themen, die neben dem reinen Sport auch für die anderen Werte dessen stehen, wofür der Sport eben sonst noch einsteht."
Olympia und Europa – eine (neue) Verbundenheit
Der Vertreter der Europäischen Olympischen Komitees sprach auch über die zukünftige Ausrichtung der Olympischen Spiele und stellte fest, dass Europa erneut eine bedeutende Rolle spielen wird. Sowohl die Winterspiele 2026 (Italien) als auch 2030 (Frankreich) werden voraussichtlich wieder auf europäischem Boden stattfinden. Für Lehmann ein eindeutiges Bekenntnis gegenüber der Marschroute des IOC:
"Wir hatten in London großartige Olympische Spiele, das darf man auch nicht vergessen. Jetzt in Paris. Und es gibt jetzt auch diverse Städte, die sich schon angemeldet haben, und es werden wieder mehr. Weil ich glaube, die Richtung, die das IOC eingeschlagen hat, das Ganze ein Stück weit kleiner und nachhaltiger zu machen, das ist genau die Richtung, die es eben auch Städten ermöglicht.
Bei European Games "auf einem guten Weg"
Auch bei den European Games, die 2027 zum dritten Mal ausgetragen werden, sieht Lehmann einen positiven Trend:
"Man muss die Historie kennen. Also es gibt in Asien die Asian Games, die Pan-American Games in Amerika, die schon eine ganz lange Tradition haben und dort auf den jeweiligen Kontinenten auch eine riesengroße Bedeutung haben. Das hat man versucht, in Europa ins Leben zu rufen."
Nach einem "schwierigen Start" in Baku 2015 sieht Lehmann die European Games "auf einem sehr guten Weg": "Ich glaube, dass Istanbul 2027 ein ganz großartiges Event werden kann." Man müsse bei den European Games wissen, dass sie "ein Jahr vor den Olympischen Spielen vor allem dazu dienen soll, dass sich der Athletinnen und Athleten für die Olympischen Spiele qualifizieren können."
Im Jahr 2040 könnten die Olympischen Spiele nach Deutschland kommen. Der DOSB hat die Entscheidung darüber ins kommende Jahr verschoben. Aber Lehmann hat eine Tendenz: "Ich gebe zu, ich habe da eine gewisse Hoffnung, dass sich Deutschland für die Olympischen Spiele bewerben möchte."