Japan will durch die Olympischen und Paralympischen Spiele im Sommer auch auf den Wiederaufbau Fukushimas aufmerksam machen, einer Region, die durch den Tsunami, das Erdbeben und die nukleare Katastrophe im Jahr 2011 verwüstet wurde. In der Bewerbung für die Spiele ging Japan deswegen auch explizit auf die Katastrophe von Fukushima ein und bewarb die Spiele als "Wiederaufbau-Spiele" mit der die Entwicklung in der Region Fukushima gefördert werden sollte.
Allerdings sei der Fokus auf die "Wiederaufbau-Spiele", mit der Verschiebung nach der Corona-Pandemie vollständig in den Hintergrund geraten, sagte Steffi Richter, die Japanologieprofessorin der Uni Leipzig und Mitherausgeberin des Buchs "NOlympics: Tokyo 2020 in der Kritik", im Deutschlandfunk.
Die Aussage "Die Situation ist unter Kontrolle", des damaligen japanischen Premierminister Shinzo Abe bei der Vergabe der Spiele 2013 sei schlichtweg falsch gewesen und werde heute auch in Japan als "Abe-Lüge" kommuniziert. "Gerade durch die Olympischen Spiele sind viele Projekte in der Region Fukushima behindert worden", sagte Richter im Dlf. "Viele meiner Kollegen sprechen deswegen auch von den 'Wiederaufbau-Behinderungsspielen'". Denn Arbeitskräfte, und Materialien werden aus der Region abgezogen und generell richte sich die Aufmerksamkeit viel mehr auf Tokio.
Die Anti-Olympia-Bewegung "NOlympics" sei bis März 2021 noch klein gewesen, sagte die Japanologieprofessorin. Durch die vierte Welle der Corona-Pandemie und die Sorge um den medizinischen Notstand in Japan, sei mittlerweile 80 Prozent der Bevölkerung gegen eine Austragung der Spiele in Tokio.
Auch die Entscheidung keine ausländischen Zuschauer zu den Spielen in Tokio zuzulassen, sei negativ für Japan, denn man wollte damit eigentlich den Tourismus weiter ankurbeln und Japan als weltoffenes Land präsentieren, dies sei aber nun passé, so Richter.