Fragwürdige Siege. Unglaubliche Leistungen im Gewichtheben, jetzt auch schon wieder in Rio. Beim Weltrekord des Kasachen Nijat Rachimow. Der Kasache hüpft vor Freude. Tanzt mit seinem Trainer auf der Bühne. Und die deutschen Gewichtheber schauen zu – fassungslos.
"Ich bin rausgegangen. Ich konnte nicht mehr. Weil ich gesagt habe: Für diese Siegerehrung werde ich nicht in der Halle stehen."
So der deutsche Bundestrainer Oliver Caruso. Denn der Kasache war gerade erst zwei Jahre wegen Dopings gesperrt. Und ist jetzt stärker, als vorher – das könne nicht mit rechten Dingen zugehen.
"Das ist traurig, das ist echt traurig."
Verstoß gegen IOC-Regel
Eigentlich, sagt der deutsche Bundestrainer, dürfte das gesamte kasachische Team - wie einige andere auch - gar nicht am Start sein. Im Gewichtheben gibt es nämlich eine klare Regel: Wenn eine Nation zu viele Dopingfälle hat, wird sie gesperrt. Weil das IOC die Dopingverfahren aus den Nachtests von Peking und London aber nicht rechtzeitig vor Olympia in Rio abgeschlossen hat, sind diese Nationen jetzt dabei.
"Die uns auch die Plätze wegnehmen, die vor uns stehen und auch positive Kontrollen haben. Da ist Armenien dabei, Rumänien, Ukraine, Moldawien, Weißrussland. Die Situation ist für uns beängstigend. Wir haben wirklich Angst, dass die das nicht kapieren. Und wir müssen jetzt echt abwarten, was mit unserer Sportart passiert."
Der beste Deutsche, Almir Velagic, der im Schwergewicht an den Start gehen wird, macht sich deshalb erst gar keine Hoffnungen auf eine Medaille.
"Ich konzentriere mich auf mich. Ich versuche meine persönliche Bestleistung zu machen. Das ist für uns ja nicht das erste Mal. Wir wissen genau, okay: Viele andere Länder stoffen."
Und ein klares Zeichen für Doping sei, wenn junge Gewichtheber, 19, 20 Jahre alt, Weltrekorde aufstellen.
"Ich bin jetzt auch mit Ende 20 oder Anfang 30 erst richtig gekommen. Wenn man den Sport sauber betreibt, dann braucht man einfach gewisse Jahre, Trainingsjahre, bis man dann mal wirklich so viel Kraft hat, um da mitmischen zu können. Beispiel, bei mir in der Gewichtsklasse. Georgier, Armenier, das sind dann 19, 20, 21 Jährige, die dann kommen und 250 Kilo stoßen. Die Leute brauchst Du gar nicht kontrollieren. Die kannst Du sofort so sperren und sagen: Ok, biologisch nicht möglich, fertig."
Fehlende Chancengleichheit
So die Meinung von Almir Velagic. Und er sieht deshalb auch in Rio keine Chancengleichheit.
"Ich würde mir einfach wünschen, dass man die Leute, die zu Olympia fahren, so ein halbes Jahr irgendwo einsperrt. Wo alle wirklich das gleiche Essen, Trinken, keinen Zugriff zu Dopingmitteln haben. Und dann, gehen alle auf die Bühne. Und dann würde ich gerne mal sehen, welche Nationen, welche Athleten die dicksten Eier haben. Das würde mich mal interessieren. Und ich glaube da würden wir, ganz gut abschneiden."
Unter dem kasachischen Trainer, der sich nach dem Weltrekord seines Athleten feiern ließ, hat es übrigens schon mehr als 20 Dopingfälle gegeben. Und auch wenn Sportler von ihm jetzt wieder im Nachhinein positiv getestet werden sollten, und dann ihre Medaillen zurückgeben müssen – die große Bühne Olympia war ihm hier in Rio sicher.