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DOSB zu Olympia-Initiative
Funktionär Brause: "Wir meinen es ehrlich mit dem Dialog"

Der DOSB sucht mit einer Kampagne den Dialog mit der Bevölkerung zu Olympischen Spielen in Deutschland - trotz mehrfachen Scheiterns. Warum erneut? "Es hat sich viel verändert", sagt Stephan Brause von der Stabsstelle Olympiabewerbung im Dlf.

Stephan Brause im Gespräch mit Marina Schweizer | 08.07.2023
19.02.2015,Berlin,Deutschland,GER,Kampagne:Das lebendige Olympische Band,Wir wollen die Spiele,Brandenburger Tor19 02 2015 Berlin Germany ger Campaign the lively Olympic Tie We want The Games Brandenburg goal
Olympia in Deutschland: Der DOSB startet mit einer neuen Kampagne den Dialog für eine Olympia-Bewerbung. (imago / Stefan Zeitz / imago sportfotodienst)
"Deine Idee. Deine Spiele" mit diesem Kampagnenslogan will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Deutschen für eine mögliche Bewerbung für Olympia und Paralympics gewinnen. Und das, obwohl aktuelle Umfragen immer wieder zeigen, dass sich die Begeisterung für Olympische Spiele in Deutschland in Grenzen hält.

Brause sieht veränderte Voraussetzungen für Bewerbung

Das zeigt auch der Blick in die Vergangenheit. Die Bewerbungshistorie seit den Olympischen Spielen in München 1972 ist keine Erfolgsgeschichte - das weiß auch Stephan Brause, Stabstellenleiter Olympiabewebung beim DOSB. Inklusive der angedachten Rhein-Ruhr-Bewerbung 2032 gab es insgesamt sieben erfolglose Versuche. Doch der deutsche Sport und der Deutsche Olympische Sportbund geben nicht auf.
"Die Grundvoraussetzungen für eine Bewerbung, für einen Bewerbungsprozess haben sich verändert. Es hat sich viel beim DOSB mit einem komplett neuen Präsidium, der deutschen Gesellschaft und vor allem Dinge eine Menge beim IOC getan, dem Ausrichter der Olympischen Spiele", sagt Stephan Brause im Interview mit dem Deutschlandfunk. Doch reicht das, um die Vorbehalte abzubauen?
Stephan Brause ehemaliger DFB-Kommunikationsmanager, Sportjournalist und DOSB
Stephan Brause, Leiter Stabsstelle Olympiabewerbung (IMAGO / Jan Huebner / IMAGO / Steven Mohr)

Reformen sollen bei Olympia in Paris Wirkung zeigen

Brause glaubt: ja. Er vertraut auf die Wirkung der IOC-Reformprozesse, der Agenda 2020+5. "Aktuell diskutieren wir vor dem Hintergrund der Spiele aus der Vergangenheit. Ich nenne Sotschi, Peking, Pyeongchang. Aber die Spiele, die nach diesen neuen Reformprozessen vergeben worden sind, die kennen wir alle noch nicht", sagt Brause.
Dazu zählen auch die Olympischen Spiele in Paris im kommenden Jahr. Brause verweist jetzt schon an den Erfolg des Konzepts und glaubt, dass die Spiele von Paris "urbaner, moderner und nach allem, was wir bisher wissen, auch deutlich kostengünstiger als die anderen Spiele werden, die nach den alten Regeln vergeben wurden".

DOSB will auch ein Nein zu Olympia akzeptieren

Ob am Ende wirklich eine Willenserklärung zur Bewerbung steht, lässt der DOSB aber noch offen. "Das Präsidium hat ganz klar gesagt, dass der DOSB einen ergebnisoffenen Prozess des Warums aufsetzen wird: Warum will Deutschland eine Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele? Und wenn am Ende die Gesamtgesellschaft ein warum nicht daraus macht, dann respektieren wir das", betont Stephan Brause. Eine erneute Bewerbung soll bestenfalls nicht nur "Made in Germany", sondern "Made by Germany" sein, so sein Wunsch.

DOSB peilt offenen Bürgerdialog an

Dazu soll es laut DOSB einen transparenten und offenen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern geben. Der DOSB will dazu analoge und digitale Beteiligungsformate anbieten. Der Dachverband meine es ehrlich, in den Dialog zu kommen. Ziel sei es, mit einem möglichst breiten Teilen der Gesellschaft zu diskutieren. "Es ist eine offene Einladung an jeden, sich zu beteiligen, mehr kann man für den Moment nicht machen", sagt Brause, wohlwissend, dass es schier unmöglich ist, 85 Millionen Bundesbürger zu erreichen. Im besten Fall stehe am Ende ein Bewerbungskonzept, das eine Mehrheit der Deutschen akzeptiert.

Resultate sollen im Dezember präsentiert werden

Die Resultate des Dialogprozesses werden in eine "Frankfurter Erklärung" einfließen, die am 2. Dezember auf der Mitgliederversammlung des DOSB präsentiert werden soll. Im Mai 2024 könnten ein deutscher Bewerber und das angepeilte Olympia-Jahr benannt werden. Ende 2024 oder 2025 würde es dann Bürgerentscheide mit einem finalen Votum zu einer Kandidatur geben.

Zukunftsdiskussion als Herausforderung

Für den neuen Olympia-Anlauf hat der DOSB Hamburg, Berlin, München, Leipzig und Nordrhein-Westfalen in den Prozess für eine Bewerbung eingeladen. Aus München gab es zum Start der Kampagne schon klare Worte von Oberbürgermeister Dieter Reiter. Er blickt aufgrund der Nachhaltigkeit kritisch auf möglich Winterspiele.

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Und das wird nicht die einzige kritische Stimme bleiben. Stephan Brause ist sich dessen bewusst. Er weiß um die Herausforderung, mit den Menschen darüber zu diskutieren, was in 13 Jahren vielleicht das Richtige ist. "Es geht darum, Leitplanken zu schaffen, die auch im Jahre 2036 und folgende noch greifen können".