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Olympia in Rio
Leere Kassen vor Paralympischen Spielen

Dem finanziell ausgetrockneten Olympia-Organisationskomitee in Rio dürfen keine öffentlichen Gelder überwiesen werden, bis es seine Ausgaben und Einnahmen offenlegt – das hatte eine Bundesrichterin am Freitag entschieden. Gestern hat es Widerspruch gegen diese Entscheidung eingelegt. Die Finanznot der Olympia-Organisatoren trifft womöglich die Paralympischen Spiele, die am 7. September beginnen.

Von Carsten Upadek |
    Schild mit Logo der Olympischen Spiele 2016 und Paralympische Spiele am Maracana-Stadion in Rio de Janeiro, Brasilien.
    Schild mit Logo der Olympischen Spiele 2016 und Paralympische Spiele am Maracana-Stadion in Rio de Janeiro, Brasilien. (picture alliance / dpa - Michael Kappeler)
    Das Olympia-Organisationskomitee hat seit Monaten Geldprobleme. Anfang August willigten die brasilianische Bundesregierung und die Stadt Rio de Janeiro schließlich ein, die Kasse des Komitees mit umgerechnet 76 Millionen Euro öffentlichen Geldes aufzufüllen. Doch Brasiliens Anklagegebehörde, die die Rechte der Bürger vertritt, ging gegen die staatliche Finanzierung vor Gericht und bekam am späten Freitagabend von einem Bundesgericht Recht. Denn, so Journalist Vinicius Konchinsky, niemand wisse, wofür das Komitee das Geld ausgebe.
    "Die Staatsanwaltschaft will Transparenz. Die Entscheidung sagt nicht, dass das Komitee keine öffentlichen Gelder verwenden darf. Es sagt: das Komitee bekommt das Geld nur, wenn es seine Bücher öffnet."
    Das will das Komitee jedoch nicht tun. Am Sonntag kündigte der Sprecher des Organisationskomitees, Mario Andrada, an, gegen die Entscheidung in Berufung zu gehen: "Wir hoffen, dass wir weiterhin mit Regierenden und Sponsoren verhandeln dürfen, um die olympischen Spiele ohne Verluste zu beenden."
    Bürgermeister greift mit Aussage einer Entscheidung vor
    Mit Sponsoren sind dabei staatliche Unternehmen gemeint, über die die öffentlichen Gelder an die Olympiaorganisatoren gelangen sollen. Die umgerechnet 76 Millionen Euro sollen exklusiv in die Organisation der Paralympischen Spiele fließen, die am 7. September beginnen. Journalist Konchinsky nennt die kurzfristige Finanzierung eine "extreme Maßnahme":
    "Das Komitee hatte wenig Geld, um die Olympischen Spiele zu realisieren. Darauf haben sie sich erst einmal konzentriert und die Paralympics außer Acht gelassen. Das hat jetzt eine ziemlich dringende Situation kreiert."
    Denn, wie das Portal "Inside the Games" berichtet, haben nationale paralympischen Verbände noch keine Überweisung erhalten, um die Reisen ihrer Sportler nach Rio zu bezahlen. Dabei sollte das Geld seit zwei Wochen auf ihren Konten sein. Jetzt warnen sie, dass ohne Zuschuss zahlreiche Länder nicht nach Rio kommen könnten. Wackelt die Ausrichtung der Paralympischen Spiele? Gestern traf sich Rios Bürgermeister Eduardo Paes mit den Spitzen des Internationalen Paralympischen Komitees, um zu beruhigen.
    "Ich habe dem Präsidenten des IPC garantiert, dass die Stadtverwaltung die Realisation der Paralympischen Spiele sichern wird, wenn es ein Defizit geben sollte." Paes versprach also öffentliche Mittel, obwohl ein Bundesgericht das gerade erst untersagt hat. Er scheint sich sehr sicher zu sein, dass der Widerspruch des Komitees Erfolg haben wird.