Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat die Hauptsponsoren der Olympischen Spiele aufgefordert, sich gegen Menschenrechtsverletzungen bei den Vorbereitungen der Winterspiele 2014 in Sotschi auszusprechen. Insbesondere gegen das russische Anti-Homosexuellen-Gesetz. Acht der zehn Hauptsponsoren haben einem Treffen mit der Menschenrechtsorganisation zugestimmt.
Drei Monate sind es noch bis zu den Winterspielen. Wie der deutsche Sport damit umgehen sollte, war am Abend Thema beim 5. Kölner Abend der Sportwissenschaft an der Deutschen Sporthochschule in Köln.
Eigentlich verbietet die Olympische Charta jede Form der Diskriminierung, der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) befürchtet aber, dass die Situation der Homosexuellen in Russland sich noch dramatisch weiter verschlechtern wird. Und zwar nicht vor und während der Olympischen Winterspiele in Sotschi, sondern danach, sagt Bundesvorstandsmitglied Axel Hochrein.
“Das Gesetz ist in der Duma vorhanden, gleichgeschlechtlichen Paaren, die Kinder haben, diese Kinder wegzunehmen, die können auch aus früheren heterosexuellen Beziehungen sein.“
Dass zudem tätliche Übergriffe auf Homosexuelle und andere Minderheiten von staatlicher Seite nicht geahndet würden, zeige wie problematisch die Situation schon jetzt sei. Darum fordert Hochrein den Deutschen Olympischen Sportbund auf, sich an einer Aktion zu beteiligen, die das amerikanische Nationale Olympische Komitee gerade ins Leben gerufen habe. Es geht darum, ganz konkrete und präzise Antworten in Bezug auf das Anti-Homosexuellen-Gesetz zu bekommen.
“Einen Katalog mit ganz speziellen Fragen, und dann wollen sie vor den Olympischen Spielen natürlich eine Antwort der russischen Regierung darauf haben, weil die jetzigen Aussagen widersprüchlich sind und wir können nur von unserer Seite hoffen, dass auch nach den Olympischen Spielen das öffentliche Interesse an den Schicksalen der Lesben und Schwulen, aber auch aller anderen politisch Verfolgten in Russland nicht erst wieder zur Fußball-Weltmeisterschaft 2018 wiederkommen.“
Wie die nationalen und internationalen Sportverbände dann vor Ort damit umgehen werden, wenn Athleten auf ihre Art und Weise Protest zum Ausdruck bringen würden, ob mit lackierten Fingernägeln oder Bandagen in Regenbogenfarben, zeige wie viel Wert sie tatsächlich den selbst hochgehaltenen olympischen Werten beimessen würden. Professor Jürgen Mittag, Leiter des Instituts für Europäische Sportentwicklung an der Deutschen Sporthochschule Köln stellt das grundsätzliche Demokratieverständnis in Frage:
“Dass Sportverbände, die in sich gar nicht selbst demokratisch strukturiert sind, überhaupt Maßstäbe an andere herantragen, denen man selber gar nicht gerecht wird und das spiegelt sich z.B. im Rahmen des IOC wider. Das IOC ist kein demokratisches Repräsentationsorgan, was die einzelnen Länder oder nationalen staatlichen Komitees repräsentiert, sondern was eine ausgewählte Gruppe von vor allen Dingen Männern verkörpert und repräsentiert, die sich selbst rekrutieren.“