Athleten und ihre Emotionen – das und auch nur das sind für das Internationale Olympische Komitee Olympische Spiele. Der Werbeclip für den "Olympic Channel" ist voll davon. "Weil 17 Tage nicht genug sind" – das ist das Motto des neuen Kanals. Olympia soll einfach immer und überall sein.
Das erklärte jüngst auch IOC-Präsident Thomas Bach: "Hauptziel des olympischen Kanals ist es, verbunden zu bleiben – mit den olympischen Fans und allen anderen, die das interessiert – und das auch in der Zeit zwischen den Olympischen Spielen. Wenn die Abschlusszeremonie vorbei ist, wird der Kanal fertig sein zum Download."
Ein Kanal zum Download – was Bach etwas ungelenk ausdrückte, heißt nichts anderes als: Sein Olympic Channel sendet erst mal nur im Internet, nicht auf dem Satelliten oder im Kabelnetz. Sportfans müssen also via Internet-Browser – auf olympicchannel.com – einem Stream anwählen oder eben den Kanal "downloaden", als App für das Smartphone oder den Tablet-Computer.
Dann kann ihn jeder sehen: Den gewaltigen Bilderteppich, den das IOC weltweit ausrollt – und das rund um die Uhr. Der Kanal will Wiederholungen einzelner Wettkämpfe zeigen, dazu Interviews mit Athleten. Sogar olympische Nachrichten und Shows sind geplant. Der "Olympic Channel" soll außerdem die olympischen Sportarten erklären, in kompakten Videos, die sich leicht in sozialen Netzwerken teilen lassen. Nur eines soll er nicht sein – erklärt IOC-Präsident Bach: "Dieser Kanal ist keine Konkurrenz zu den Olympischen Sendungen der Rechteinhaber. Aber es hilft ihnen, denn der olympische Sport wird mit seinen Athleten vier Jahre lang präsent sein. Auf diese Bekanntheit werden sie dann aufbauen können."
"Verlautbarungskanal"
Das IOC will den perfekten Kreislauf: Es baut neue Stars auf, hilft vor allem Nischensportarten zu neuer Aufmerksamkeit. Rechteinhaber – hierzulande bisher ARD und ZDF, künftig Discovery mit Eurosport – übernehmen dann für viel Geld, um 17 Tage lang das größte Sportspektakel der Welt zu zeigen – und geben dann wieder ab an den Olympischen Kanal. Der wiederum soll am Ende auch Geld verdienen, das ist das erklärte Ziel. Mit opulentem Sponsoring ist zu rechnen, einer perfekten Bühne für die Finanziers der Spiele.
Thomas Horky war selbst Sportjournalist, heute lehrt er an der Hamburger Macromedia Hochschule Sportjournalismus. Auf dem "Olympic Channel" erwartet er nur die schönen Seiten der Medaillen. Die hässliche Seite des Spitzensports – also Doping, korrupte Funktionäre und die teils miesen Arbeitsbedingungen auf olympischen Baustellen – sie dürften kaum Platz finden. Er sagt: "Natürlich kann man sich vorstellen, dass das Thema Doping ansatzweise positiv thematisiert wird durch Anzahl der Doping-Kontrollen in bestimmten Ländern, durch Maßnahmen, die das IOC macht. Aber das wird doch eher ein Verlautbarungskanal des IOC sein."
Die Jugend heranführen
Der "Olympic Channel" werde letztlich den Sport in all seiner Faszination transportieren, sagt Horky – so wie das die Haus-Sender vieler Fußballvereine, von Bayern München bis zum HSV, auch schon täten. Journalistisch erwartet der Sportjournalisten-Ausbilder deshalb nicht viel. Der "Olympic Channel" könnte aber dennoch ein Gewinn sein – weil er konsequent auf Smartphones und soziale Netzwerke setze.
Horky sagt: "Man kann sich also vorstellen, dass dort der Versuch gestartet wird, die Jugend an olympische Sportarten heranzuführen und dann vielleicht auch langfristig zu binden, was über traditionelles Fernsehen ja kaum noch möglich ist. Wenn man sich den Altersdurchschnitt von ARD und ZDF anschaut, dann ist der extrem hoch – über 60 Jahre. Und das ist eine große Chance natürlich, über so eine App oder einen Online-Kanal ein Publikum zu binden, was man sonst schon verloren hat."
Dem Olympic Channel, sagt Horky, solle man deshalb nicht allzu missmutig entgegensehen. Er gibt dem neuen Hauskanal des IOC jedenfalls eine Chance – auch wenn hier vor allem olympische Folklore zu erwarten ist.