Olympia-Bewerbung
Wie der Sport zum Image der Politik beiträgt

Mit Unterstützung der Bundesregierung will der DOSB wieder Olympische Spiele nach Deutschland holen. Aktuell sprechen sich viele Stimmen auch aus der Politik für eine deutsche Bewerbung aus. Sie erhoffen sich Abstrahlungseffekte vom Sport.

Von Sabine Lerche |
Bundeskanzler Olaf Scholz hält ein  Gespräch mit Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron auf der Tribüne bei den Olympische Spielen von Paris.
Bundeskanzler Olaf Scholz glaubt an den Erfolg einer deutschen Olympiabewerbung. Natürlich wollen Politiker auch von den positiven Aspekten des Sports profitieren. (IMAGO / Rene Schulz)
Olympia in Deutschland? Seit den Spielen von Paris sprechen sich immer mehr Politiker dafür aus. Anfang August, noch während Olympia, hat auch die Bundesregierung offiziell ihre Unterstützung kundgetan. Aber warum?
„Ich würde es so sagen, der Sport hat eine wachsende Bedeutung in der Politik, ist etwas, was sowas wie ein Feelgood-Faktor vermittelt, der für das Image von allen Beteiligten ein wichtiger Faktor ist“, Jörg-Uwe Nieland ist Medien- und Kommunikationswissenschaftler an der Universität Klagenfurt. Er beobachtet, dass der Sport als Thema immer mehr in politische Reden und Programme eingebaut wird. Lokal, in den Bundesländern, aber auch deutschland- und europaweit.

Positive Effekte für die Wahlaussichten

„Ich bin davon überzeugt, da gibt es auch Studien zu, dass das in Verbindung mit sportlichem Erfolg und einer positiven Stimmung wirklich sehr gut ankommt und auch letztendlich positive Effekte auf die, ja tatsächlich auch auf die Wahlaussichten von Politiker, Politikerinnen, politischen Parteien haben kann“, weiß Wissenschaftler Nieland. Eine Positionierung für den Sport kann ein Imagegewinn sein – allerdings eher für einzelne Personen als für eine ganze Partei oder Regierung.
„Neben Migration, neben Wirtschaft, neben Krankenhaus und weiterer Stärkung der Schule wollen wir auch den Optimismus im Land weiter erhalten und das ist das Thema Sport", sagte beispielsweise Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vor einigen Wochen. In Bayern sollen jetzt auch die Prämien für die Medaillengewinner bei den olympischen und paralympischen Spielen verdoppelt werden – finanziert aus dem bayerischen Sportetat und nur für bayerische Athleten, erklärt der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann jetzt im Deutschlandfunk:
„Wir würden das sehr begrüßen, wenn der Bund noch mehr insgesamt für die Sportförderung in Deutschland täte. Wir wollten jetzt aber auf jeden Fall mal ein klares Zeichen setzen, dass wir jedenfalls in Bayern den Breiten- und Spitzensport noch stärker fördern wollen.“

Die Politiker positionieren ihre Standorte

Währenddessen präsentiert NRW konkrete Ideen für ein temporäres Olympia-Stadion, in Mecklenburg-Vorpommern betont SPD-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, dass Rostock-Warnemünde gerne Segeln austragen würde, und der Landtag von Niedersachsen schlägt vor, doch die Schießsportanlage in Garlstorf, das Reitgelände in Luhmühlen oder den Golfplatz GreenEagle in Winsen zu nutzen.
Die Begeisterung, ausgelöst durch tolle Bilder aus dem nahen Paris, scheint keiner versäumen zu wollen. Allerdings: „Das ist am Anfang eine relativ große Euphoriewelle", sagt Experte Jörg-Uwe Nieland aus Klagenfurt, die halte aber meistens nicht lange an: „Wenn es dann darum geht, dass dann doch Fragen der Nachhaltigkeit, der Finanzierung zu stellen sind, dann kippt oftmals die Stimmung. Und ich glaube, dass nicht nur die Fans, sondern insgesamt die Bevölkerung das sehr sensibel, auch sehr kritisch beobachtet, ob und wie sich Politiker äußern.“

Es geht um das große nationale Gefühl

Je nach Thema werde sogar erwartet, dass sich die Politik positioniere, zum Beispiel bei Anti-Doping, Fairplay oder Diversity.
Der DOSB hat nach Ende der Paralympics in Paris seine Bewerbungskampagne um einen Image-Film ergänzt: Er zeigt in schneller Abfolge bedeutende Momente und Sporthelden seit 1972. Die Botschaft: Gemeinsam die Zeit stoppen, seitdem es keine Olympischen Spiele mehr in Deutschland gibt.
„Es geht natürlich auch um Gefühle und nationale Identität, nationale Mythen sind oft mit Sport verbunden und haben große Fähigkeiten, auch positive Gefühle hervorzurufen", ordnet Lutz Hagen, Kommunikationswissenschaftler an der TU Dresden, ein.  

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„Und das ist auch die Erklärung dafür, warum Politikerinnen und Politiker sich auch gerne im Licht von erfolgreichen Sportler*innen sonnen. Warum für sie solche Sportgroßereignisse wichtig sind.“
In einer Studie hat Hagen herausgefunden, dass sportliche Erfolge, besonders ein gutes Abschneiden der Fußball-Nationalmannschaft, in der Bevölkerung eine gute Stimmung bewirken.
„Der Mechanismus, den wir für entscheidend halten, das ist öffentliche Stimmung, Public Mood.“

Langanhaltend ist die Stimmung aber nicht

Diese Stimmung hält zwar nur wenige Tage bis Wochen, führt aber dazu, dass man auch sportunabhängige Themen positiver sieht.
„Also die Leute sind einfach in einer besseren Stimmung und bewerten alles besser, eben auch die Regierung. Und es gibt eine Untersuchung zur Bundestagswahl 2013 und die gucken, was passiert, wenn der eigene, der Heimatverein in der Bundesliga und Zweiten Bundesliga gewonnen hat. Und da passiert ganz genau das Gleiche. Die Regierung wird also auch besser bewertet, wenn jetzt in Dresden, wenn jetzt Dynamo gewonnen hat. Und wie gesagt, das zeigt, dass bei dieser Art von Effekten es nicht den Nexus gibt, dass man Politiker für irgendetwas verantwortlich macht, sondern es geht darum, dass die Stimmung dazwischengeschaltet ist, die die Bewertung verbessert.“
Langanhaltend ist diese Stimmung aber nicht, trotzdem sind die kurzfristigen Effekte aber auch für die Politik wichtig. Nur eine grundsätzlich negative Stimmung im Land, die können sportliche Schlagzeilen nicht verändern, ergänzt Jörg-Uwe Nieland aus Klagenfurt.
„Die kann jetzt eine Grundstimmung und eine gewisse Unzufriedenheit einiger Wähler mit der Politik nicht überwinden.“