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Olympia-Ticketskandal
Freispruch zweiter Klasse für Hickey?

Der Ticketskandal um den irischen IOC-Funktionär Patrick Hickey sorgte 2016 in Rio für Aufsehen. Jetzt berichtet der "Irish Independent" Details aus dem Abschlussbericht einer irischen Untersuchungskommission. Demnach muss Hickey dort freigesprochen werden.

Von Christine Heuer |
    Der Chef des irischen olympischen Kommitees, Patrick Hickey, bei den European Games in Baku 2015.
    Keine Beweise für kriminelles Verhalten? Patrick Hickey kommt wohl straffrei davon. (imago sportfotodienst)
    Es gibt keine Beweise – weder für kriminelles Verhalten noch für eine finanzielle Bereicherung Patrick Hickeys in einem Schwarzmarkthandel mit Tickets am Rande der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Zu diesem Ergebnis kommt eine unabhängige Kommission, die die Vorwürfe gegen den früheren Chef des Irischen Olympischen Komitees ein Jahr lang untersucht hat. Ein Freispruch erster Klasse ist das jedoch nicht, ganz im Gegenteil. In ihrem Abschlussbericht, der dieser Tage veröffentlicht werden soll, beklagt die Kommission, ihre Arbeit sei massiv behindert worden durch die komplette Verweigerung Hickeys und des IOC, sich an der Aufklärung zu beteiligen.
    Die Beteiligten schwiegen
    Die Untersuchungskommission ist von einem Richter geleitet worden, hatte aber keine rechtlichen Durchsetzungsmittel. Sie konnte die Auskünfte, die sie haben wollte, also nicht einklagen. Der Richter betont ausdrücklich, dass die Beteiligten ihm durch ihr Schweigen entscheidende Hinweise auf Hickeys mögliche Verwicklung in den Ticket-Skandal vorenthalten haben können.
    Dem 72jährigen IOC-Mitglied wird vorgeworfen, in einen mehr als zehn Millionen US-Dollar schweren Schwarzmarkthandel mit Olympia-Tickets verwickelt gewesen zu sein. Hickey soll die Karten des irischen Komitees an die Ticketfirma THG weitergegeben und sich durch den danach völlig überteuerten Verkauf der Eintrittskarten bereichert haben. Im Sommer letzten Jahres war er deshalb in Rio festgenommen worden. Die Bilder, wie Hickey im Bademantel von Polizisten aus seinem Hotel abgeführt wurde, gingen um die Welt.
    Prozess in Brasilien steht noch aus
    Zwei Wochen später wurde er entlassen und durfte Brasilien schließlich aus Krankheitsgründen gegen eine Kaution verlassen. Seitdem ruhten seine Ämter. Patrick Hickey bestreitet alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Zur Wiederwahl als Präsident des Nationalen Olympischen Komitees ist er dieses Jahr nicht mehr angetreten und blieb auch dem Wahlgang fern. Stattdessen ließ er sich mit den Worten zitieren, die Zeit sei nun gekommen, die Olympische Fackel Irlands an eine neue Generation zu übergeben. Der Prozess gegen ihn in Brasilien steht noch aus.