Gian-Franco Kasper, der Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS), sieht das Internationale Olympische Komitee trotz des Rückzugs Oslos aus dem Bewerberrennen für die Austragung der Olympischen Winterspiele 2022 nicht in einer Krise. Kasper sagte im Deutschlandfunk, er halte die beiden übriggebliebenen Bewerberstädte Peking und Almaty für "absolut fähig", die Spiele durchzuziehen. Man habe schon öfters nur einen oder zwei Bewerber gehabt, gab der 70-Jährige zu Bedenken.
Er sehe zwei bis drei Gründe, warum Städte in Mitteleuropa kein Interesse mehr an den Olympischen Winterspielen hätten. "Der erste ist der Sotschi-Effekt, man hat Angst vor den übergroßen Ausgaben", sagte das IOC-Mitglied. "Das andere ist das Ansehen des IOC, man hat im Moment im Volk das Gefühl, das alle internationalen Sportverbände korrupt seien", führte der Schweizer fort, der gleichzeitig auch Chef der Vereinigung der olympischen Wintersportverbände ist.
Reputation nur schwer wieder herzustellen
Das Ansehen des IOC sei nur schwierig selbst wieder zu reparieren, sagte Kasper. "Das muss von Außen kommen. Diese Reputation muss man erst langsam wieder Schritt für Schritt aufbauen. Aber das wird einige Jahre dauern." Ein Teil der Schuld an der schlechten Reputation des IOC, trage die Sportorganisation auch selbst. "Das IOC muss ganz klar offen legen, wie hoch die Kosten sind und wie viel selber verdient wird", kritisierte der Sportfunktionär. Außerdem müssten "alte Zöpfe abgeschnitten" werden. Als Beispiel nannte Kasper die "Olympic Lane", die den Offiziellen und Athleten freie Fahrt durch die Olympiastädte gewähre. Es gebe hunderte von Sachen, die einfach nicht nötig sind.
In Zukunft müsse man die Olympischen Spiele so gestalten, wie sie für die jeweilige Ausrichterstadt passen. Und nicht das Land nach den Wünschen des IOC "umbauen", forderte der Schweizer. Generell müsse man bescheidener werden und die Ausrichter nicht mit kurzfristigen Anforderungen überfordern.
Das Gespräch können Sie bis zum 03. April 2015 nachhören.